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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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hörte zu, war aber nicht in der Lage, bei dieser Trauerzeremonie mitzuwirken.
    Als der Priester seinen Gesang beendet hatte, drehte er sich um und schlug vor: »Wenn du es wünschst, werde ich mich darum kümmern, dass der Körper für die Reise ins Jenseits vorbereitet wird.«
    Arthur ging auf diese Worte nicht ein, sondern fragte: »Wie lange wird es noch dauern, bis die Sonne aufgeht?«
    »Nicht mehr lange. Die Nacht ist fast vorüber.«
    Arthur drehte sich um und rannte auf den Vorplatz. Wie zwei Schalen legte er die Hände seitlich an die Augen, um nicht vom Licht der Fackeln geblendet zu werden, und suchte rasch den Himmel ab. Unter den Milliarden von winzigen Lichtpunkten ermittelte er genau denjenigen, den er zu sehen hoffte: einen Stern von durchdringender Intensität - das hellste Licht am Firmament.
    »Dann müssen wir uns beeilen«, sagte er zu Anen, der ihm gefolgt war. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.« Arthur hastete ins Gästehaus zurück, beugte sich über die Pritsche und legte die Arme um den immer noch warmen Körper von Xian-Li.
    »Was hast du vor?«, wollte der Priester wissen.
    »Ich nehme sie, um ihr Leben zurückzufordern.«
    Anen öffnete den Mund, um zu protestieren. »Aber -«
    »Bitte«, schnitt Arthur ihm das Wort, »ich muss vor Sonnenaufgang am Ley sein!«
    Anen las seinem Freund vom Gesicht ab, sah es an der entschlossenen Haltung seines Unterkiefers, dass es keinen Sinn hatte, mit ihm darüber zu streiten. »Was brauchst du?«
    »Dein Wagen - ist er immer noch hier?«
    »Ich werde einen anderen anfordern.«
    Während der Priester ging, um das Fahrzeug zu holen, wickelte Arthur seine Frau in das Leinentuch, das Khepri für ihn zurückgelassen hatte. Als Arthur dann das Geräusch der Pferde auf dem Vorplatz hörte, nahm er Xian-Lis Körper auf und ging mit ihr nach draußen. Zusammen mit Anen legte er die Leiche auf den Boden des Wagens, dann setzte Arthur einen Fuß auf den Tritt, um hineinzuklettern.
    »Hast du jemals so etwas gelenkt?«, fragte der Priester.
    Arthur gab zu, dass dies nicht der Fall war.
    »Dann erlaube, dass ich es tue«, sagte Anen und nahm die Zügel aus der Hand des Freundes. »Stell dich hinter mich, und halt dich fest.«
    Arthur nahm seinen Platz auf dem Wagen ein, und dann rollten sie hinaus auf die dunkle Straße. Schon bald waren sie auf dem Weg, der zur Stadt hinausführte.
    Als sie ihr Ziel erreichten, wurde der Himmel im Osten grau. Sie verschwendeten keinen Augenblick, hoben Xian-Lis Körper hoch und legten ihn so, dass Arthur ihn einfacher tragen konnte.
    Als die ersten goldenen Strahlen der neugeborenen Sonne auf den unnatürlich geraden Pfad fielen, setzte sich Arthur in Bewegung.
    »Wohin gehst du?«, rief Anen ihm nach.
    »Es gibt einen Ort jenseits dieses Sterns«, antwortete Arthur und zeigte auf den einzigen Stern, der immer noch am rasch heller werdenden Himmel erstrahlte. »Falls Xian-Li noch irgendwo geheilt werden kann, dann wird es dort sein - am Quell der Seelen.«

VIERUNDDREISSIGSTES KAPITEL

    E s ist wirklich wahr!«, schrie Lady Fayth. »Wir haben es -«
    Die Übelkeit holte sie ein, bevor sie den Satz beenden konnte. Schnell wandte sie sich ab, beugte sich nach vorn und übergab sich. Obgleich Kit Mitleid für sie empfand, bewunderte er sie zugleich dafür, wie sie sogar dabei die Form wahrte.
    Auch Giles überkam der Brechreiz: Der stämmige Kutscher schwankte erst auf den Füßen und fiel dann auf Hände und Knie, bevor er den Inhalt seines Magens in den Staub neben der Straße leerte.
    »Versucht nicht, dagegen anzukämpfen«, riet Kit, der wie ein Kriegsveteran klang. »Atmet nur tief durch die Nase. Mit der Zeit macht es Euch nicht mehr so viel aus.«
    Dieser wohlgemeinte Rat wurde von Lady Fayth ausgesprochen kühl aufgenommen. »Ihr seid ein Schuft!«, murmelte sie, sobald sie wieder sprechen konnte. Sie tupfte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Ihr wusstet ganz genau, dass uns davon übel würde.«
    »Nun, ja, unglücklicherweise ist dies eher der Fall -«
    »Ihr hättet uns warnen sollen!«
    »Ich dachte, ich hätte es«, antwortete Kit; es war eine wenig überzeugende Ausrede. »Etwa nicht?«
    »Mit absoluter Sicherheit nicht!«, schäumte sie. »An solch eine hervorstechende Information hätte ich mich erinnert.«
    »Dann möchte ich mich in aller Form entschuldigen, Mylady«, erwiderte Kit steif. »Ich befürchte, es gehört zum Wesen eines solchen Sprunges. Er treibt Unfug mit Eurem inneren

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