Die Zeitwanderer
am Karren hob. Dann ergriff sie den Handlauf und versuchte sich auf das offene Ende des Fahrzeugs hochzuschwingen. Doch es schien, als ob entweder ihre Hand oder ihr Fuß wegrutschen würde. Denn als Nächstes sahen sie, wie Xian-Li rückwärts auf den mit Steinen gepflasterten Hof fiel. Ein geistesgegenwärtiger Priesterkollege sah, was passierte, und sprang vor, um sie aufzufangen. Dann ließ er sie vorsichtig zu Boden gleiten.
Arthur und Anen eilten an ihre Seite.
»Xian-Li!«, schrie Arthur, der neben seiner kranken jungen Angetrauten kniete.
Ihre Augenlider zuckten augenblicklich, und dann schien sie wieder zu sich zu kommen. »Arthur ... Oh! Was ist geschehen?«
»Du bist gefallen«, antwortete Arthur. »Du musst ohnmächtig geworden sein.«
»Nein«, widersprach sie. »Ich -« Sie brach den Satz ab, als ihr ganzer Körper von einem Krampfanfall erfasst wurde. »Oh ...«, keuchte sie und versuchte, sich aufzusetzen.
»Ruh dich einen Moment aus«, wies Arthur sie an. »Wir bringen dich wieder nach drinnen.« Er gab den Priestern ein Zeichen, ihm zu helfen. Sie hoben Xian-Li hoch, trugen sie ins Gästehaus zurück und legten sie auf die Pritsche.
»Ich habe Tihenk weggeschickt, um den Arzt zu holen«, berichtete Anen, als er sich zu ihnen gesellte. »Er wird sofort kommen.«
Arthur dankte ihm, und Anen wies seine Priesterkollegen an, draußen zu warten.
»Du musst bald gehen, oder du wirst nicht rechtzeitig da sein, um den Pharao zu treffen«, erklärte Arthur.
»Ein anderer wird an meiner Stelle gehen«, erwiderte Anen. »Der Pharao wird das verstehen.«
»Bitte, ich will nicht, dass du wegen uns hier bleibst«, entgegnete Arthur. »Der Arzt wird nach ihr schauen, und wir werden in ein oder zwei Tagen nachkommen, wenn Xian-Li sich besser fühlt.«
»Wenn sie dann wieder in Ordnung ist, werden wir zusammen reisen. Bis dahin bleibe ich mit euch hier.«
Arthur begriff, dass keinerlei Überredungskunst die Meinung des Priesters ändern konnte, und so dankte er ihm. Er holte seiner Frau etwas Wasser zu trinken, tauchte dann das Ende ihres Tuchs in das Becken und benutzte den feuchten Stoff, um ihr die Stirn abzuwischen.
Nach einer kleinen Weile kam der Arzt, ein untersetzter, ranghoher Priester mit einem glatten kahlen Schädel und weichen Händen. Da er seit seiner Kindheit in den heilenden Künsten unterrichtet worden war, besaß er das ungezwungene Verhalten eines kompetenten, unerschütterlichen Fachmannes. Von seiner Schulter hing eine einfach geflochtene Tasche aus Gras herab, zudem hatte er einen dreibeinigen Schemel bei sich.
»Ich bin Khepri«, sagte er. »Ich bin hier, um euch zu helfen.«
Anen stellte seine beiden Gäste vor; und nach einer kurzen Erklärung stellte der Arzt seinen Hocker neben das Lager der Patientin, ließ sich darauf nieder und nahm die Tasche ab.
Einen Moment lang saß Khepri nur ruhig da und studierte seine Patientin. Dann klatschte er mit den Händen, hob das Gesicht und schloss seine Augen. Er sprach ein Gebet an Isis, auf dass sie zugegen sei und ihm helfe, die Erkrankung der Frau zu heilen, die vor ihm lag. Anschließend beugte er sich vor, legte seine Hand auf die Stirn von Xian-Li und nickte vor sich hin. Als Nächstes wandte er sich an Arthur, um zu erfragen, was sie am vorherigen Tag gegessen hatte.
»Sehr wenig«, antwortete Arthur und listete danach die wenigen Dinge auf, von denen er wusste, dass Xian-Li sie verzehrt hatte. »Glaubst du, es könnte etwas sein, das sie gegessen hat?«
»Das ist die wahrscheinlichste Ursache«, antwortete der Arzt. »Viele Menschen ausländischer Herkunft haben ein solches Leiden, wenn sie sich das erste Mal in unserem Land aufhalten. Das ist nichts, worüber man sich sorgen muss. Es wird vorübergehen.«
»Gut«, meinte Arthur. »Ich bin froh, das zu hören.« Er blickte auf seine Frau herab, die sich eine Hand über die Augen gelegt hatte. »Was können wir machen, damit es angenehmer für sie ist, während wir auf die Genesung warten?«
»Ich werde ihr etwas Wasser geben, das mit Honig und Pflaumensaft gemischt ist«, erwiderte Khepri. »Zudem sollen stets feuchte Tücher auf ihrem Kopf und um ihre Füße sein, um dem Feuer in ihrem Blut die Hitze zu entziehen.«
Für Arthur klang die Behandlung gut, und daher gab er seine Zustimmung. Anen sprach ein Wort zum Arzt, der daraufhin fortging, um die notwendigen Sachen zu holen, und erklärte dann: »Ich werde euch für eine Weile in seiner Obhut lassen. Ich muss gehen und
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