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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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wobei Arthur allerdings nur in seinem Essen herumstocherte und erwartungsvoll zum dunkler werdenden Hauseingang blickte. Der Abend schritt fort, und in der riesigen schwarzen Weite über ihnen tauchten die Sterne auf. Als es zu düster wurde, um noch irgendetwas sehen zu können, kamen zwei junge Tempel-Akolythen mit drei Fackeln in eisernen Ständern. Sie stellten eine davon auf den Tisch und die anderen zu beiden Seiten der Tür des Gästehauses; dann zogen sich die Priestergehilfen wieder zurück.
    Die Nacht senkte sich herab. Gelegentlich kam einer der Ärzte zum Tisch, um eine Erfrischung zu sich zu nehmen; und Arthur ging ab und an zu seiner Frau, um an ihrer Seite zu sitzen. Ihr Schlaf war der einer Kranken: Ruhelos wälzte sie sich hin und her. Und obwohl Arthur ihr pflichtgetreu das Gesicht, den Nacken und die Füße mit kaltem Wasser abwischte, schien dies ihrem brennenden Körper nicht mehr länger irgendeine Linderung zu bringen.
    Als Mitternacht näherrückte, verlor Xian-Li das Bewusstsein und wachte wenig später aus der Ohnmacht wieder auf. Das wiederholte sich mehrfach. Sie stöhnte und murmelte, während ihr Schlaf zunehmend quälender wurde; manchmal schrie sie etwas, doch ihre Wörter waren undeutlich und verworren. Dann, plötzlich, erwachte sie und strengte sich an, aufzustehen; dabei war sie voller Angst und wusste nicht mehr, wo sie sich befand. Arthur tat sein Bestes, um sie zu beruhigen und ihren rastlosen Geist zu beschwichtigen, während er die ganze Zeit gegen seine eigenen wachsenden Befürchtungen ankämpfte.
    Inzwischen bemühten sich die Ärzte darum, dass Xian-Li etwas trank, und erneuerten kontinuierlich die feuchten Tücher. Irgendwann jedoch erbrach sie die Flüssigkeit wieder, und von dem Zeitpunkt an konnten die Ärzte sie nicht mehr dazu bringen, Wasser zu sich zu nehmen. Als die schreckliche Nacht fortschritt, begann sie stark zu schwitzen und vor Kälte am ganzen Leib zu zittern - einmal so heftig, dass Khepri mit seinen Händen ihre Kiefer fest zusammenpresste, damit ihre Zähne nicht zerbrachen.
    Allmählich ließ das Schütteln etwas nach, was Arthur als ein gutes Zeichen auffasste.
    Doch Khepri erklärte: »Ihre Kraft lässt nach. Das Feuer in ihrem Innern verzehrt sie.«
    Arthur konnte nichts anderes tun, als in hilfloser Angst zuzuschauen, während der Atem seiner jungen Frau immer flacher und unregelmäßiger wurde. Das Schwitzen endete abrupt. Ihre Brust hob und senkte sich. Zwischen einem Atemzug und dem nächsten verschied Xian-Li: Ihr Leben war vom Fieber verschlungen worden. Sie war fort.
    Arthur benötigte einen Augenblick, um zu begreifen, was sich zugetragen hatte - und selbst dann vermochte er die schreckliche Endgültigkeit des Geschehenen nicht zu fassen. Das Ende war so schnell gekommen, und noch bis zu dem Moment, als sie verstarb, war er sich sicher gewesen, dass sie die Krise überstehen würde. Er hatte nicht die Zeit gehabt, sich auf die Möglichkeit vorzubereiten, dass sie vielleicht doch nicht überleben würde. Verständnislos saß er einfach nur da und starrte auf ihren wunderschönen Körper, während die Anspannung in ihren Gesichtszügen und Gliedmaßen langsam wich und sie sich nun im Tod ausruhte.
    Nachdem ein paar Augenblicke verstrichen waren, beugten sich die zwei Ärzte über den leblosen Körper und begannen, ein Leinentuch zu entfalten, um die Leiche zu bedecken.
    »Nein«, murmelte Arthur. »Lasst sie in Ruhe.«
    Khepri nickte seinem Vater zu, der seine Handfläche in einer Geste des Respekts ausstreckte und sich aus dem Raum entfernte. »Es tut mir leid«, erklärte Khepri. »Es war der Wille der Götter. Es gab nichts, was man dagegen hätte unternehmen können.«
    »Was?« Arthur löste sich aus seiner Erstarrung. »Was hast du gesagt?«
    »Vor dem mächtigen Willen der Götter waren wir machtlos.« Voller Traurigkeit blickte der Arzt auf den regungslosen Körper. »Wenn du möchtest, werde ich mit den Vorbereitungen für das Einbalsamieren beginnen. Am besten macht man das schnell.«
    »Nein«, widersprach Arthur und schüttelte den Kopf. »Ich danke dir, Khepri - aber nein. Ich werde meine eigenen Vorbereitungen machen.«
    »Wie du möchtest, Herr.«
    Anen kam herein. Als er sah, dass Xian-Li, wie man ihm bereits berichtet hatte, tatsächlich verstorben war, umarmte er seinen Freund und brachte seine Trauer über den Verlust zum Ausdruck. Dann breitete er seine Hände über der Leiche aus und intonierte einen Totengesang. Arthur

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