Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
Vom Netzwerk:
und Bedeutsameres.«
    Was, dachte Kit, kann bedeutender sein als das Geheimnis des Universums? Bevor er diese Frage laut äußern konnte, erklärte Cosimo: »Wir wissen es nicht wirklich, bevor wir nicht alle Teile der Karte gefunden haben ...«
    »Sie existiert in Teilen?« Kit schüttelte den Kopf. »Das wird ja immer besser.«
    »Unglücklicherweise besitzen wir nur ein Fragment«, teilte Sir Henry mit.
    »Und genau hier kommst du ins Spiel«, sagte Cosimo. »Das Auffinden der Teile ist ein mühsames Unterfangen - um nicht zu sagen ein gefährliches Unternehmen. Diese Jagd ist etwas für junge Männer. Und ich bin nicht mehr jung. Ich möchte nicht zu detailliert darauf eingehen; aber ich werde alt, und möglicherweise werde ich das Ende dieser Suche nicht mehr erleben. Das geringe Wissen und das wenige Geschick, die ich mir im Verlaufe der langjährigen Jagd habe aneignen können, würde ich gerne einem anderen weitergeben, der in der Lage ist, die Arbeit fortzuführen.«
    »Du überspringst ein paar Generationen, Urgroßvater«, hob Kit hervor. »Warum hast du die Zügel nicht deinem Sohn in die Hände gedrückt?«
    »Das hätte ich wirklich gerne getan«, flüsterte Cosimo, dessen Augen sich zu Kits Überraschung verschleierten. »Nichts wäre mir lieber gewesen, das kannst du mir glauben. Aber du musst eines verstehen: Als ich meinen ersten Sprung in eine andere Welt durchführte, war das reiner Zufall. Ich brauchte Jahre, um zu begreifen, was mir widerfahren war, und um herauszufinden, wie ich wieder heimkehren konnte. Als ich schließlich in der Lage war zurückzukommen, erfuhr ich, dass mein Sohn bereits ein erfülltes Leben geführt hatte und als alter Mann gestorben war. Seinerzeit bin ich auf deinen Vater zugegangen -«
    »Dad? Das kann nicht dein Ernst sein!«
    »Doch John hatte weder das Talent noch die Neigung geerbt. Nach unserer ersten Begegnung weigerte er sich, mich wiederzusehen. Ich vermute, dass ich der Grund bin, weshalb deine Familie aus Manchester fortgezogen ist.«
    Kit nickte und versuchte alles zu verstehen, was ihm erzählt worden war. »Nun, dann sag mir, wie diese Karte aussieht?«
    Bevor sein Urgroßvater darauf antworten konnte, klopfte es an der Tür. Ein livrierter Diener trat ein und sagte, dass die Kutsche für sie bereitstünde.
    »Behalte den Gedanken im Kopf«, erklärte Cosimo und rollte das Schaubild auf. »Wir können unterwegs weiterreden.«

ELFTES KAPITEL

    D ie Reise in Sir Henrys Kutsche war, wie Kit fand, recht angenehm, wenn nicht sogar richtig gemütlich. Das sanfte Sonnenlicht des Herbstes ergoss sich wie Honig vom Himmel, durchflutete die prächtige englische Landschaft und verlieh ihr ein feines, bernsteinfarbenes Leuchten. Weite Felder und malerische Dörfer rollten langsam an ihren Fenstern vorbei, akustisch untermalt von dem gleichmäßigen, beständigen Hufgetrappel der beiden Fuchsstuten. Sir Henry mit seinem eleganten schwarzen Hut, den eine Silberschnalle zierte, mit seinen schwarzen Lederhandschuhen und dem mit einem Silberknauf versehenen Spazierstock aus Ebenholz stellte das Idealbild eines formvollendeten, vornehmen Gentleman dar. Gelegentlich trafen oder passierten sie andere Reisende: Bauern mit Eselskarren, Händler mit Packmulis und einen Heuwagen, der von schweren Pferden gezogen wurde. Häufiger begegneten sie Leuten, die zu Fuß unterwegs waren: Landleute, die Körbe mit Obst und Gemüse trugen oder voll beladene Handwagen hinter sich her schleppten. Gelegentlich sah man auch einzelne Menschen zu Pferde.
    Das einzige Hindernis bei dieser Art des Reisens war die Straße. Sie ähnelte mehr einer endlosen Reihe von Schlaglöchern, die durch Spurrillen miteinander verbunden waren, als einem makellosen Band aus Straßenpflaster. In unterschiedlichen Abständen musste man Flüsse durchqueren oder felsige Anhöhen überwinden. Bei Letzteren war es erforderlich, dass die Passagiere ausstiegen und ein Stück zu Fuß gingen, während Sir Henrys junger Kutscher das Gespann und den Wagen meisterhaft durch das unwegsame Gelände führte. Das Rütteln und Hüpfen, Holpern und Schaukeln der Kutsche war etwas gewöhnungsbedürftig, doch mit der Zeit empfand Kit es auf seltsame Weise beruhigend.
    Was ihm hingegen seine beiden Reisegefährten erzählten, war alles andere als beruhigend. Kit versuchte, konzentriert auf ihre Ausführungen zu achten; doch es erwies sich als ein schwieriges Unterfangen. Das Meiste von dem, was sie berichteten, konnte er einfach nicht

Weitere Kostenlose Bücher