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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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verstehen. Und das Wenige, was er begriff, klang zu fantastisch, um wahr zu sein - selbst in Anbetracht der zunehmenden Erweiterung seiner eigenen Maßstäbe. Er konnte sich nicht helfen, doch er hatte das Gefühl, dass Sir Henry und Cosimo sich vom festen Boden der Realität gelöst hatten und nun hoch in den Wolken der Fantasie schwebten.
    Andererseits - warum so kleinlich sein? Warum sollte man Mücken seihen, wie sein Vater zu sagen pflegte, wenn man bereits ein ganzes Gnu mit Hufen, Schwanz und Hörnern verschluckt hatte?
    »Schau her, Kit«, sagte sein Urgroßvater, »und gib gut Acht, denn diese Sache ist wichtig. Wenn du in eine andere Welt reist, ist es am besten, sich so wenig wie möglich in die Angelegenheiten der Einheimischen einzumischen. Man sollte es nur tun, wenn es absolut notwendig ist. Warum? , fragst du dich sicherlich. Weil jeder Eingriff den Lauf der Dinge in unvorhersehbarer Weise verändert. Kleine, unbedeutende Änderungen werden möglicherweise ohne größere Auswirkungen absorbiert, doch große Änderungen haben einen umfassenden Wandel im Universum zur Folge; und das wollen wir nicht.«
    »Ich kenne niemanden, der das will«, meinte Kit. »Doch warte eine Sekunde - was ist mit gestern Nacht? Du weißt schon - als du den Bäcker geweckt und den Brand verhindert hast? Ist das nicht genau die Art von Einmischung, von der du gerade gesprochen hast?«
    »Exakt!«, rief Sir Henry aus. »Es wäre am besten, diese Art von Handlungen zu unterlassen. Aber dieser Fall ist anders.«
    »Wie bitte?«, protestierte Kit. »Wenn eine Einmischung verboten ist, wie will man dann die Verhinderung von etwas so Gravierendem wie dem Großen Brand von London erklären?«
    »Unsere Interventionen werden jeweils nur nach einer langen und ernsthaften Beratung durchgeführt«, antwortete sein Urgroßvater in einem besserwisserischen Tonfall. »Mehrere Jahre lang haben wir immer wieder über diesen Fall diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass es niemandem dienen und nichts Positives bringen würde, diese Katastrophe mit all seinem Leid und Aufruhr geschehen zu lassen, wenn man sie verhindern könnte.«
    »Nicht einmal der Wiederaufbau der Stadt in Stein stellt für dich etwas Positives dar?«, fragte Kit erstaunt. Denn genau das wurde von den Historikern immer hervorgehoben, wenn sie sich über den Großen Brand ausließen: Anschließend war am selben Ort eine Stadt von Weltrang entstanden und London wie ein Phönix aus der Asche zu neuer Größe emporgestiegen.
    Cosimo nickte. »Natürlich haben wir auch das bedacht. Aber wie viele Menschenleben würdest du gegen ein paar Steingebäude eintauschen? Wie dem auch sei - aus diesem Brand hat sich nichts ergeben, das nicht auf andere, weniger zerstörerische Weise zustande gekommen wäre. Das Feuer hat bloß einen Prozess beschleunigt, der bereits begonnen hatte. Kurzum, es gab keinen Grund, dass Tausende von unschuldigen Stadtbewohnern leiden sollten. Zumal bei einer solchen Katastrophe immer diejenigen am meisten verlieren, die es sich am wenigsten leisten können.«
    »Ganz zu schweigen von dem gewaltigen Rückschlag auf dem Weg zur aufgeklärten Gelehrsamkeit«, fügte Lord Castlemain hinzu.
    »Wie bitte?«, hakte Kit verblüfft nach.
    »Saint Paul's Cathedral«, erwiderte Sir Henry, als ob es offensichtlich wäre, was er mit seiner vorherigen Äußerung gemeint hatte.
    »Genau dort, wo in unserer Welt die Kathedrale steht, lagerten die Buchhändler von London ihre Waren«, erläuterte Cosimo. »Unzählige Bücher über Medizin, Naturwissenschaft, Mathematik und Geschichte - sie alle wurden damals vernichtet. Ein Brand hier würde die Wissenschaft um viele Jahrzehnte zurückwerfen, und das zu einer Zeit, als das Lesen gerade begonnen hat, Schule zu machen, um es einmal so auszudrücken.«
    Kit überlegte. »Wir sollen uns also am besten nicht allzu viel einmischen, es sei denn, man hat sich Gewissheit über die Auswirkungen bestimmter Änderungen verschafft. Aber wie will man das steuern?«
    »Ein gewisses Maß an Änderungen ist unvermeidlich«, räumte Cosimo ein. »Durch deine bloße Anwesenheit modifizierst du die gegenwärtige Wirklichkeit der Welt, die du besuchst. Aber denke daran: Jede Änderung, wie klein sie auch sein mag, zieht Folgen nach sich. Und wenn das Universum weitreichend genug umgestaltet wurde, können sich die Auswirkungen wellenförmig durch das gesamte Omniversum ausbreiten.«
    »Das was? Das Omniversum? « Kit schüttelte den

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