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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Cakebread oder irgendjemandem sonst über das, was wir heute Abend hier unten entdeckt haben. Einverstanden?«
    »Absolut«, erwiderte Sir Henry. »Kein Sterbenswort.«
    »Nur noch eine Frage«, sagte Kit, als sie die Wendeltreppe hinaufstiegen. »Wer auch immer die Karte gestohlen hat ... Um den Diebstahl zu verbergen, hat er große Mühen auf sich genommen. Warum hat er nicht einfach die Karte genommen und ist verschwunden?«
    »Tut mir leid, ich habe keinen blassen Schimmer, weshalb er das gemacht hat«, antwortete Cosimo. »Womöglich werden wir es erst dann herausfinden, wenn wir den geschnappt haben, der den Schwindel begangen hat.«
    Draußen war es inzwischen recht kühl geworden, und am Abendhimmel zeigten sich hoch über dem aufsteigenden Mond feine Dunstschleier. Eine Schar Studenten in schwarzen Roben schlurfte laut das Klostergebäude entlang. Die drei Besucher hielten vor dem Büro des Schatzmeisters an, um den Schlüssel zurückzugeben.
    »Ich hoffe, Sir Henry, dass Ihr alles zu Eurer Zufriedenheit vorgefunden habt, oder?«, fragte Simeon, während er hinauskam, um den Schlüssel entgegenzunehmen. »Ist alles in Ordnung?«
    »Wir sind zufrieden«, antwortete Sir Henry höflich. »Und nun, Schatzmeister Cakebread, wünsche ich Euch eine sehr gute Nacht und sage Euch Lebewohl, bis wir uns erneut treffen.«
    »Das Gleiche wünsche ich Euch, Sir Henry«, erwiderte der Schatzmeister und verbeugte sich dabei. »Gott bewahre Eure Gesundheit, Gentlemen, und Euer Wohlergehen. Gute Nacht.«
    Als sie am Pförtnerhaus vorbeigingen, begannen die Glocken des Pembroke College zu läuten und sogleich auch die der Kapelle, die sich auf der gegenüberliegenden Seite der nun menschenleeren Straße befand.
    »Zeit für alle gottesfürchtigen Männer, bei ihren Gebeten zu sein«, bemerkte Sir Henry. »Würde einer von Euch sich mir anschließen?«
    »Warum nicht?«, antwortete Cosimo. »Zweifellos werden wir noch ein Gebet oder zwei nötig haben, bevor das Ende dieses Abenteuers in Sicht kommt.«
    Kit fühlte sich durch diese Erklärung nicht gerade beruhigt. Doch er folgte brav den beiden anderen über die Straße und schritt mit ihnen zum Gotteshaus, dessen Glocken mit ihren messerscharfen Tönen die frische Nachtluft durchschnitten. Sie betraten den Kirchhof; und als das letzte Geläut über der Stadt verklang, schlüpften die drei Männer leise in das geweihte Gebäude.

FÜNFZEHNTES KAPITEL

    D as Golden Cross erwachte in aller Herrgottsfrühe, und sogleich herrschte in ihm eine rege Geschäftigkeit. Alle Herbergsgäste waren begierig darauf, sich rasch ihren Unternehmungen zu widmen. Nach einem Frühstück aus altem Brot und einem hastig hinuntergeschluckten Krug schäumenden Biers kämpfte sich einer nach dem anderen aus der Tür hinaus und hinein in eine der abfahrenden Kutschen. Da Sir Henry über ein eigenes Gefährt verfügte, war er in der Lage, in einer weniger nervenaufreibenden und gehetzten Weise abzureisen - aber immer noch viel zu früh für Kits Geschmack. Er ließ sich mit seinem Ale und Brot Zeit und wünschte sich dabei mit jedem schlaftrunkenen Nerv und jeder müden Sehne, dass vor ihm auf dem Tisch eine Tasse starken schwarzen Kaffee und ein warmes Croissant ständen. Kaffeehäuser waren jedoch in dieser Epoche noch dünn gesät und exklusive Treffpunkte für träge Reiche, Intellektuelle, Radikale und andere Außenseiter unterschiedlicher Couleur.
    Nachdem Kit sich mit dem beholfen hatte, was ihm angeboten worden war, folgte er Cosimo und Sir Henry in den grauen Morgen hinaus. Der Boden war überzogen von einer dicken Schicht Nachtfrost, und von den Pferden, die gerade aus dem warmen Stall gekommen waren, stieg Dampf in die kalte Luft auf: Allein vom Hinschauen begann Kit unwillkürlich zu zittern. Er fand eine Reisedecke und wickelte sie um sich. Die Peitsche des Kutschers knallte wie ein Gewehrschuss in der frostigen Luft, und sogleich ratterte der Wagen aus dem Herbergshof hinaus auf die Straße.
    Sie kamen zügig voran und erreichten bald Oxfords baufälliges North Gate. Sobald sie es passiert hatten, kamen sie an ärmlichen Behausungen vorbei, die in einem wirren Durcheinander an den zerbröckelnden Ruinen der alten Stadtmauer errichtet worden waren. Anschließend ging es hinaus in die freie Landschaft.
    Kit beobachtete, wie das Land unter einem leuchtend blauen Septemberhimmel langsam zum Leben erwachte. Im Verlauf der Weiterfahrt stiegen die Temperaturen, und Kit streifte bald die Reisedecke

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