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Die Zeitwanderer

Die Zeitwanderer

Titel: Die Zeitwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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ab. Er wärmte sich im hellen Sonnenschein, während er den Gesprächen der beiden Männer lauschte.
    Nach einer Weile passierten sie einen winzigen Weiler, durchquerten eine Furt des Flusses Cherwell und kutschierten weiter, bis sie das Dorf Banbury erreichten. Dort machten sie Rast und labten sich an ein paar Fleischpasteten, die sie beim Bäcker des Ortes erstanden hatten, bevor sie ihre Reise fortsetzten. Danach bogen sie in Richtung Westen ab und fuhren auf kleinen Straßen sowie Bauernpfaden in das Windrush Valley hinunter.
    Kit spähte aufmerksam nach draußen, während die Cotswolds an ihnen vorbeizogen. Er war verzaubert von den runden, dicht aneinander gedrängten Hügeln, die sich schier endlos ausdehnten, und ihren sanften Hängen, die sich über stromlinienförmigen Tälern erhoben, welche kleinen bäuerlichen Gemeinschaften Zuflucht boten.
    Der kurze Herbsttag neigte sich langsam seinem Ende zu. Als draußen die Schatten immer länger wurden, erspähte Kit in der Nähe einen merkwürdig aussehenden Hügel: Selbst in einer von Anhöhen geprägten Landschaft fiel er wegen seiner absolut symmetrischen Seiten und seinem Gipfel auf, der flach wie eine Tischplatte war. Ein Trio aus großen Bäumen zierte jene flache Spitze wie die drei Federn im Turban eines Sultans. Eigenartig war auch, dass der Hügel trotz des noch reichlich vorhandenen Tageslichts im Schatten zu liegen schien. Es hatte den Anschein, als würde er eine dunkle, melancholische Luft verströmen - ein Eindruck, der immer stärker wurde, je näher sie herankamen.
    »Ah, da ist er ja«, verkündete Cosimo, der gerade aus einem Nickerchen aufgewacht war. Er gähnte und streckte sich. »Das ist der Black Mixen.« Er schüttelte sich. »Ein unangenehmer Ort. Würde mir nicht wünschen, mich dort oben in der Nacht aufzuhalten.«
    »Du machst wohl Witze«, meinte Kit. »Das ist doch bloß ein Hügel.«
    »Ja, und ich nehme an, dass die Beulenpest bloß eine Krankheit ist.«
    Kit räumte ein, dass dieser Ort irgendwie düster zu sein schien. »Was ist denn so schlimm an ihm?«
    »Es gibt Geschichten«, antwortete Cosimo vielsagend. »Viele Geschichten, die sich im Verlaufe der Zeit anhäuften wie die Erinnerungen eines alten Soldaten - und sie wurden mit den Jahren immer dunkler und trübseliger.«
    Einen Moment betrachtete Kit den unheilvollen Hügel. Er musste zugeben, dass an diesem Ort eine ausgesprochen düstere, bedrohliche Atmosphäre herrschte - hervorgerufen durch die Art und Weise, wie der Hügel kauernd und brütend in der Landschaft saß, und durch seine in trübselige Schatten getauchten Seiten, die ungewöhnlich schroff nach unten fielen.
    »Es gibt einen gut dokumentierten Fall, der damals in der Heimatwelt passiert ist«, fuhr Cosimo unbekümmert fort. »Ein junger Bursche, der gerade aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt war, ging zu einem Treffen mit seiner Liebsten, das unter den Trollen stattfinden sollte - damit sind die drei großen Eichen auf dem Gipfel gemeint. Der arme Kerl wurde von seinem Mädchen versetzt, wie es schien, und schlief ein, während er dort wartete. Er verbrachte die ganze Nacht alleine im Schatten des Hügels ...« Cosimos Stimme verstummte.
    »Und?«, hakte Kit nach.
    »Man hat ihn niemals wiedergesehen. Am Boden gab es Hinweise auf einen ungeheuren Kampf, und ein Stück weiter fanden sie seinen Mantel und Hut sowie den Teil eines Schuhs.«
    »Wirklich?«
    »Ach, Unsinn, du blöder Kerl!«, rief Cosimo lachend. »Der junge Bursche kam am nächsten Morgen nach unten, aß ein zünftiges Frühstück und ließ das unzuverlässige Frauenzimmer für eine hübsche kleine Bardame in jenem Ort sitzen.« Cosimo lachte über den verwirrten Gesichtsausdruck seines Urenkels. »Was hast du geglaubt, was passiert wäre?«
    »Du hinterhältiger alter Knacker!«, schimpfte Kit. »Ich habe dir geglaubt.«
    »Versuch, nicht den Kopf zu verlieren, mein lieber Junge«, riet sein Urgroßvater, der sich immer noch köstlich über den eigenen Scherz amüsierte. »Nein, nein - vergib mir, aber es gab nichts dergleichen. Die Auswirkungen des Black Mixen sind - ungelogen - sehr viel feiner und weniger störend für die Menschen hier vor Ort.«
    »Und welcher Art sind sie?«, fragte Kit misstrauisch.
    »In einem Radius von einer halben Meile sind dort Kompassangaben verzerrt; Rinder und Schafe setzen kein einziges Bein auf die Abhänge; und Vögel bauen keine Nester in den Bäumen. Es gibt sogar aufgezeichnete Vorfälle von

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