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Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Titel: Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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sind die vermeintlichen Bombenbauer abgetaucht.
    Die Polizeiexperten von der Ermittlungsgruppe Terrorismus sind schockiert über die Funde von Jena und wollen am liebsten schnell handeln. Dafür brauchen sie einen Haftbefehl von der Justiz.
    Aber der Staatsanwalt ist nicht überzeugt von der Gefährlichkeit der Flüchtigen. Um einen Haftbefehl ausstellen zu können, muss ein Staatsanwalt abwägen, ob Fluchtgefahr besteht oder Verdunkelungsgefahr oder ob eine Tatwiederholung möglich ist.
    Der Ersatz-Staatsanwalt sieht keine Fluchtgefahr – nur dass die drei mutmaßlichen Täter gestern nicht zu Hause anzutreffen waren, reicht ihm nicht aus. Und die Tat verschleiern oder wiederholen können sie nicht mehr, seitdem die Polizei gestern ihre Bombenwerkstatt ausgehoben hat.
    Obwohl der Staatsanwalt mit Böhnhardts Flucht während der Garagendurchsuchung einen Grund hätte, Fluchtgefahr zu unterstellen, stellt er keinen Haftbefehl aus.
    Am Ende des Gesprächs vermerkt der Protokollant: «Die Fahndungen zur Festnahme sind zu löschen.»

    Während die Polizei die Fahndung löscht, ermittelt der Vater von Uwe Mundlos am selben Tag auf eigene Faust weiter. Siegfried Mundlos hofft, seinen Sohn noch in der Nähe finden zu können.
    Er ist Naturwissenschaftler und glaubt nur, was er sieht. In den achtziger Jahren wurde er an der Universität Jena in Theoretischer Mathematik promoviert. Er hat eine Doktorarbeit geschrieben über periodische Funktionenräume, die Interpolationstheorie und elliptische Differenzialoperatoren. Nach der Wiedervereinigung bewarb er sich an zwei Fachhochschulen als Informatikprofessor und wurde an der FH Jena angenommen. Seitdem lehrt er Studenten im Grundstudium die Programmiersprachen, erklärt ihnen, was ein Betriebssystem ist, und führt sie in die Geheimnisse von Schleifen, Algorithmen und Strukturvariablen ein. Siegfried Mundlos ist ein Mann der Zahlen.
    Seine Welt sind Labore und Beweise.
    Heute will er den Polizisten beweisen, dass sein Sohn zu finden sein muss. Und: Er will sich wenigstens noch einmal von ihm verabschieden, wenn sich Uwe schon unbedingt dafür entschieden hat unterzutauchen.
    Darum läuft Siegfried Mundlos all die Orte in Jena ab, an denen er seinen Sohn wähnt. Er geht in die Leipziger Straße 61 in Jena-Nord – zur letzten eigenen Wohnung seines Sohnes. Natürlich klingelt er auch in der Schomerusstraße 5 bei Beate Zschäpe und geht bei Böhnhardts in der Richard-Zimmermann-Straße in Jena-Lobeda vorbei. Nur wenige Türen werden ihm geöffnet. Erwischt er einmal einen Vater oder eine Mutter von einem der anderen beiden Flüchtigen, wissen auch sie nichts.
    Fast zufällig passiert er auf seiner privaten Fahndung auch das Haus, in dem ein Freund seines Sohnes lebt – Ralf Wohlleben. Direkt vor dem Gebäude ein erstes Zeichen: Der rote Ford Escort mit dem bewusst gewählten Kennzeichen J-AH 41, das für Jena und Adolf Hitler steht, gehört seinem Sohn. Vater Mundlos überlegt nur kurz und holt dann den Zweitschlüssel für den Wagen von zu Hause. Noch am selben Tag fährt er den Ford auf einen Parkplatz vor dem sechsgeschossigen Haus, in dem er wohnt. Er hofft, seinen Sohn so wieder zu sich zu locken.

    Die Ermittler müssen sich verhöhnt vorkommen, als am Nachmittag desselben Tages auf einmal Juliane W. auf dem Polizeirevier in Jena erscheint. Um 18:15 Uhr steht sie vor dem Tresen der Hauptwache.
    Die Beamten hatten die junge Frau gestern noch zufällig in der Wohnung von Uwe Mundlos angetroffen. Jetzt verlangt die Freundin der drei, dass die Polizisten den Schlüssel zur Wohnung von Beate Zschäpe herausgeben sollen. Es ist offensichtlich, dass sie noch Kontakt zu den verschwundenen Bombenbauern hat, denn sie legt den Polizisten eine handschriftliche Vollmacht von Beate Zschäpe vor.
    Als die Ermittler den Schlüssel nicht herausgeben wollen, erscheint kurz darauf noch André K., ein weiterer stadtbekannter Neonazi, auf dem Polizeirevier und fordert den Schlüssel zu Zschäpes Wohnung. Sofort! Als die Polizisten sich weiter weigern, droht er mit einem Anwalt.
    Mindestens diese zwei Personen haben also offensichtlich noch Kontakt zu Mitgliedern des Trios. Aber die Polizei vernimmt weder Juliane W. noch den rechtsextremen André K.
    Die offizielle Fahndung hatte der Staatsanwalt am Morgen für beendet erklärt.
    Es ist 19 Uhr am 27. Januar 1998. Das Trio ist seit 34 Stunden verschwunden.

5
    «Vati, ich verlasse euch für längere Zeit»
    Am nächsten Morgen, dem

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