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Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition)

Titel: Die Zelle: Rechter Terror in Deutschland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Fuchs , John Goetz
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finden die Polizisten eine Ausgabe von «Pogromly» – eine selbstgebastelte rassistische und antisemitische Version des Gesellschaftsspiels «Monopoly». Anstatt des Feldes «Gefängnis» gibt es ein «Konzentrationslager»-Feld. Auf einer Spielkarte steht: «Du hattest auf ein Judengrab gekackt. Leider hattest du dir hierbei eine Infektion zugezogen.»
    Das Einzige, was die Polizisten nicht finden, ist Beate Zschäpe selbst.

    Die dritte Ermittlergruppe steht um 15 Uhr vor der Tür der Jenaer Wohnung von Uwe Mundlos. Die Polizisten wissen nicht, dass er sich eigentlich unter der Woche in Ilmenau aufhält.
    Sie finden auch Mundlos nicht, aber eine Bekannte von ihm taucht fünf Minuten später auf. Sie hat einen Schlüssel und lässt das Durchsuchungskommando in die Wohnung. Auf die Frage, was die Frau in der fremden Wohnung wolle, antwortet sie: «Fernsehen.» Einen Fernseher gibt es in den Räumen aber nicht.
    Die Frau in der Wohnung ist die Freundin von Ralf Wohlleben. Anscheinend hat jemand sie geschickt, um auszukundschaften, ob die Luft in Mundlos’ Wohnung noch rein ist.
    Die Beamten finden nur ein Blatt mit Skizzen von Skinhead-Symbolen und ein paar Briefe an inhaftierte Neonazis. Darum fahren sie schnell weiter. Wo sich Uwe Mundlos gerade aufhält, konnten sie nicht herausfinden.

    Parallel zu den Durchsuchungen bei den drei Hauptverdächtigen machen sich weitere Trupps auf, um auch die Freunde des Trios zu befragen. Zuerst schauen sie bei André K. vorbei – in der Wohnung, in der das Trio gestern Abend noch zusammensaß. Dann fahren die Polizisten zur Wohnung von Ralf Wohlleben, besuchen den großen Bruder von Uwe Böhnhardt und schauen auch bei einem Jugendclub vorbei, in dem die drei in letzter Zeit häufiger gesehen worden sein sollen.
    Unterdessen schickt die Polizei in Saalfeld auch Beamte zur Gaststätte «Heilsberg». Die Kneipe ist das Zentrum der wichtigen Neonazikameradschaft «Thüringer Heimatschutz».

    Um 16:53 Uhr kommt Brigitte Böhnhardt von der Arbeit zurück nach Hause. Sie lässt die Polizisten, die vor ihrer Tür warten, herein. Die finden in Uwe Böhnhardts Zimmer eine Telefonliste mit Namen von Neonazis, außerdem Knallpatronen und Diabolos – und ein 30 Zentimeter langes Rohrstück, das den Rohren gleicht, mit denen die Bomben gebaut wurden.
    «Die waren schon überrascht, dass sie keine Reichskriegsflagge oder andere Nazipropaganda gefunden haben», erinnert sich Jürgen Böhnhardt, der Vater. Es ist ein gewöhnliches Jugendzimmer: Auf einer schwarzen Liege liegt ein Kissen mit Tigeroptik, und im weißen Bücherregal steht neben einem Blumentopf der Ghettoblaster «Super Whooper». «Es gab kein Bild von Hitler oder so was in seinem Zimmer, nur einen Schal vom FC Carl Zeiss Jena und ein paar Wimpel», sagt der Vater.
    Die Beamten haben jetzt zwar neue Beweisstücke, aber der Verdächtige, Uwe Böhnhardt, ist weg. Mit dem Vater Jürgen Böhnhardt fahren die Fahnder noch zur Gartenlaube der Familie. Aber auch hier ist Böhnhardt nicht.

    Am Ende des Tages, es ist jetzt schon 19:32 Uhr, geben die Ermittler die Durchsuchungen auf. Sie haben keinen der drei mutmaßlichen Bombenbastler schnappen können. Ihre letzte Hoffnung ist die Fahndung nach den Autos von Böhnhardt und Mundlos.
    Um 21:20 Uhr kommt noch mal Hoffnung auf. Ein Streifenwagen funkt in die Zentrale, dass sie einen Hyundai mit dem Kennzeichen J-RE 76 gesichtet haben – das Auto von Böhnhardt. In dem PKW sitzt ein junger Mann. Die Polizisten stoppen das Auto und kontrollieren den Fahrer. Es ist leider nicht Uwe Böhnhardt, sondern ein anderer Neonazi.

    Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt haben ihre Heimatstadt Jena längst verlassen. Mit dem Peugeot 205 von Ralf Wohlleben sind sie bereits aus dem Zugriffsgebiet des LKA Thüringen geflüchtet. Das Trio ist schon in Sachsen.
    Es ist 22 Uhr am 26. Januar 1998.

4
    Braune Hilfe
    Ein Schlafsack und ein paar persönliche Papiere sind alles, was Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bei sich haben, als sie am Abend des 26. Januar 1998 in Chemnitz ankommen. Nach Sachsen hat das Trio in den vergangenen Jahren viele Kontakte aufgebaut. Auf der Telefonliste, die das LKA an diesem Tag in einer der Garagen findet, stehen auch zehn Telefonnummern von stadtbekannten Größen des «Blood & Honour»-Netzwerkes in der sächsischen Stadt.
    Vorerst schlüpfen die drei Flüchtigen bei Thomas S. unter, einem guten Kumpel, dem Uwe Mundlos in den vergangenen

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