Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
Zeiten des Krieges, in denen Feuer vom Himmel fällt und Zeiten, in denen wir Nachmittagsschläfchen mit dem kotatsu [20] halten. Manchmal müssen wir die ganze Nacht arbeiten, manchmal entspannen wir und trinken Sake. Buddha-Dharma ist Buddhas Lehre darüber, wie wir die verschiedenen Situationen handhaben sollten.
Uchiyama Roshi : Musashi Miyamoto [21] soll niemals ein Bad genommen haben, weil er dabei verletzbar gewesen wäre. Wenn du in einer Fertigkeit wirklich gut werden willst, musst du einen starken Willen besitzen und hart üben, genau wie er. Den meisten Menschen ist das unmöglich.
Manche versuchen angestrengt, Zazen zu üben, im Glauben, Zen sei die Kultivierung des Willens und der Selbstdisziplin. Ihre Übung mag beeindruckend werden, doch sie kann nicht Zazen als Religion genannt werden, etwas, was von allen geübt werden kann. Sawaki Roshi lehrte uns immer, tadellos zu sein, doch er meinte nicht die Art von übertriebener Vorsicht, bei der jemand nie ein Bad nimmt. Er wies vielmehr darauf hin, wie wir unser Leben führen können, an stürmischen wie an ruhigen Tagen, immer unter dem Schutz des Buddha.
Anderntags kam jemand zu mir und sagte, dass er gern öfter vorbeischauen und Zazen unter meiner Leitung üben wolle, doch Antaiji sei von seinem Haus zu weit weg, um das regelmäßig zu tun. Er sagte, er würde zu Hause fortfahren, Zazen zu üben und wollte wissen, wie er unkorrektes Zazen vermeiden könne. Ich antwortete ihm, dass dann, wenn seine Frau und seine Kinder sagten: „Papi ist nett geworden, seit er Zazen macht“, sein Zazen korrekt wäre.
Sawaki Roshi : Oft trifft man einen Menschen, der glaubt, nur er habe recht, selbst wenn ihn seine ganze Familie hasst. Solange du denkst, dass nur du recht hast, bist du im Unrecht – ganz zu schweigen von dem Laien, der sich stolz seines „Satori“ rühmt, aber von seiner Familie gehasst wird.
Dogen Zenji
Sawaki Roshi : Ein Grund dafür, dass Dogen Zenji so faszinierend ist, ist sein Verständnis des Buddha-Dharma als das Selbst und nicht als ein Märchen für mittelmäßige Leute.
Uchiyama Roshi : Was mich bei Dogen Zenji anzog war seine Aussage: „Den Buddha-Weg studieren heißt das Selbst studieren.“ Seit ich sechzehn oder siebzehn war, wurde ich von meinem Leben beunruhigt und begann, westliche Philosophie und Christentum zu studieren. Nachdem ich Dogen Zenjis Schriften gefunden hatte, spürte ich ein starkes Bedürfnis, in seiner Schule Mönch zu werden. Ich hatte Glück, unter Sawaki Roshi studieren zu können, der mit seiner modernen Empfindsamkeit Dogen Zenjis Buddhismus als vom Selbst ausgehend verstand. Nun kann ich die Wahrheit im Christentum und in der Reinen Land-Sekte des Buddhismus sehen. Ich denke, es war natürlich, dass ich sie nicht annehmen konnte, als ich jung war, weil der Ausgangspunkt dieser Lehren einen Glauben an das Sühneopfer am Kreuz oder an die Errettung durch Amitabhas Anruf erforderte. Ich konnte nicht erkennen, was sie mit meinem Leben zu tun hatten. Wenn wir unsere Intelligenz und die Macht der Vernunft verneinen und Geschichten über Menschen der Vergangenheit glauben, weil sie in der Bibel oder in Schriften stehen, dann müssen wir auch die Geschichten von übermenschlichen Wesen glauben, die in der Vergangenheit lebten, weil sie ja ebenfalls in den Schriften beschrieben sind. Das ist nur ein Beispiel des modernen Standpunktes. Moderne Menschen können nicht aufhören zu sagen: „Weil Intelligenz auch eine Funktion des Selbst ist, sollten wir sie nicht verneinen.“ Die meisten Menschen sind so streitlustig, so dumm und mittelmäßig. Der Grund, warum Dogen Zenji solche spitzfindigen, dummen und mittelmäßigen Menschen überzeugen kann, Zazen zu üben, ist der, dass er uns lehrt: Den Buddha-Weg studieren heißt das Selbst studieren. Dogen Zenjis Lehre überzeugt Menschen, dass das Selbst nicht von der Vernunft erfasst werden kann, obwohl die Vernunft eine der Funktionen des Selbst ist. Dogens Lehre führt zu der Wahrheit des Selbst jenseits von Vernunft.
Der Wert der Dinge
Sawaki Roshi : Wenn du nicht krank bist, vergisst du deinen Körper. Als meine Füße stark waren, lief oder rannte ich, ohne mir Sorgen um sie zu machen. Zuletzt schien es, als wären meine Füße mein größtes Problem. Gesund, arbeitest du einfach und vergisst deine Gesundheit.
Wenn etwas deinen Geist belastet, ist es falsch. Wenn shinpo [22] nicht auftaucht, dann bist du nicht von Bedeutung.
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