Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
wir letztlich zurückkehren müssen.
Im Shobogenzo Kesakudoku lesen wir auch: „Unsere Besitztümer und Behausungen sind nicht wirklich, weil sie von früherem Karma geschaffen wurden. Nimm nur Zuflucht zum recht übermittelten Buddha-Dharma! Das ist der wahre Ort für eine Rückkehr.“ Was denken wir? Die Welt, in der wir wohnen, ist das Ergebnis unseres früheren Karmas. Wir reden großspurig und sagen: „Aus meiner Sicht“, doch wir denken nur so, wie wir denken, weil wir von früheren Bedingungen beeinflusst werden. Denken, das auf der Vergangenheit fußt, kann nicht der endgültige Standpunkt sein. Dogen Zenji riet, nur beim recht übermittelten Buddha-Dharma Zuflucht zu suchen; dorthin kehrt das wahre Selbst zurück.
In der Verfassung, die vom Prinzen Shotoku begründet wurde, heißt es: „Wir sollten die Drei Schätze achten. Sie sind die Zuflucht für alle vier Arten lebender Wesen und die Grundlage aller Nationen.“ Die vier Arten lebender Wesen sind die, die aus dem Schoß geboren werden, aus einem Ei, aus Schlamm und durch Metamorphose – das heißt alle lebenden Wesen. Für alle lebenden Wesen sind die Drei Schätze die letzte Zuflucht, und sie sind das letzte Ziel aller Nationen.
Wie ich vorher sagte, gründet das Leben der Menschen heute auf ihren zufälligen, arglistigen und unvollständigen Ansichten. Warum leben sie auf solche Art? Sie machen es nur aufgrund der Macht der Gewohnheit. Das ist die Dummheit des Schlafes. Menschen versuchen oft in heller Aufregung zu bekommen, was sie wollen, suchen aber doch nur materielle Dinge. Das ist die Dummheit des Begehrens.
Sawaki Roshi redete oft von „Gruppendummheit“. Das verweist auf die Aktivitäten einer Sammlung von Menschen, die etwas verfolgen, was sie im Hinblick auf die Gruppe für wichtig halten, mit der sie sich identifizieren. Es gibt verschiedene Formen von Gruppendummheit. Bezahlte Arbeiter leben nur, um für den Profit ihrer Unternehmen zu arbeiten. Das ist die Dummheit der Organisation. Andere Menschen leben nur für einen „Ismus“ oder eine Ideologie. Das ist die Dummheit der Argumentation. Viele Menschen denken, dass sie mit anderen in Wettstreit treten müssen, um in der Welt überleben zu können. Sie zwingen ihre Kinder, mehr und mehr zu studieren, damit sie „Gewinner“ in diesem Kampf werden können. Das ist die Dummheit des Wettbewerbs. All diese Menschen leben auf der Grundlage ihrer zufälligen, arglistigen und unvollständigen Sichtweisen des Lebens. Wirklich wichtig ist, vom Selbst auszugehen und den endgültigen Weg des Lebens zu leben. Alles gründet darauf.
Zazen zu üben heißt,
das durchscheinende Selbst zu werden
Es gibt verschiedene Wege, Zazen zu üben. Die Essenz von Dogen Zenjis Zazen ist Transparenz. In einer der neuen Religionen Japans üben Menschen eine Art Meditation, die „Kontemplation Gottes“ genannt wird. Während ihrer Meditation stellen sie sich selbst als Söhne Gottes vor und bitten Ihn [sic!], Krankheiten zu heilen. Diese Art der Übung wird von einem Wunsch nach Heilung eingefärbt. Wenn du Zazen übst, um Erleuchtung zu erlangen, wird Zazen vom Wunsch nach Erleuchtung eingefärbt. Dogen Zenjis Zazen muss völlig durchscheinend sein. Was ist die durchscheinende Übung von Zazen? Im Fukanzazengi schrieb Dogen Zenji: „Denke ans Nicht-Denken. Wie denkst du ans Nicht-Denken? Jenseits des Denkens.“ Was bedeutet das?
In unseren Köpfen entstehen ständig Gedanken. Das ist Denken oder Unterscheiden. Es ist nicht wahr, weil es vom Karma beeinflusst wird. Bedeutet das, wir sollten danach streben, Gedanken auszulöschen? Ist der Zustand von „Nicht-Denken“ wirklich? Absolut nicht! Solange wir leben, werden Gedanken auf natürliche Art auftauchen. Doch wenn wir den Gedanken, die in uns entstehen, nachjagen, dann denken wir bloß –und üben nicht Zazen. Zazen ist nicht Denken noch bedeutet es, ohne Gedanken zu sein. Der Punkt ist, allen Gedanken zu erlauben, frei aufzutauchen. Lass sie einfach kommen und gehen, ohne zu versuchen, sie aufzuhalten. Wenn sie fortgehen, lass sie los. Renne ihnen nicht nach. Das ist die Essenz von Dogen Zenjis Zazen. Darum sagte er im Shobogenzo Zuimonki , Zazen sei die wahre Form des Selbst.
Dogen Zenji drückte die Transparenz des Zazen mit dieser Wendung aus: „unbeschmutzte Übungserleuchtung.“ Unbeschmutzt zu sein ist sehr schwierig. Wenn ich sage, ich sei nicht beschmutzt, bin ich beschmutzt. Wenn ich durchscheinend
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