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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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hervor: »Ich hätte dich behandeln sollen wie eine Baronin, nicht wie eine alte Freundin.«
    Bontrang zischte scharf, und Mayliens Miene wechselte von Ausdruckslosigkeit zu tiefer Verschlossenheit. Schon fühlte ich mich noch schlechter. Aber ehe ich etwas tun konnte, um die Situation zu retten, kehrte Chul zurück, und Maylien trat zur Seite, um ihn einzulassen.
    »Danke, Chul. Könntest du bitte dafür sorgen, dass ... mein Gast anständig gekleidet wird, und ihn anschließend in die Küche bringen, damit er etwas zu essen bekommt? Aral, wir sehen uns später. Ich habe einiges zu erledigen.«
    Und damit verließ sie mich.

18
    I ch schätze, die eigentliche Frage lautet, ob du versuchen willst, die Festung auf der Stelle niederzuwalzen, oder ob du nur jemanden einschleusen willst, der sich dort kurz umsieht«, sagte ich.
    Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang saßen Maylien, Heyin und ich hoch oben auf einer mächtigen alten Eiche auf einem dicht bewaldeten Hang. Jenseits eines schmalen, tiefen Tales gleich unter uns stand eine kleine, ummauerte Festung am Rand eines schnell dahinströmenden Flusses. Bontrang hatte sich einen Platz über uns gesucht, wo die Äste nicht mehr stark genug waren, einen Menschen zu tragen, während Triss sich entschlossen hatte, sich in meinem Schatten zu verstecken, wie er es meist tat, wenn ich in Gesellschaft war.
    Die Festung kauerte sich an die Flanke der gegenüberliegenden Gebirgskette, mitten in die offene Wunde jenes Einschnitts, den der Steinbruch geschaffen hatte, aus welchem der Kalkstein stammte, der zur Errichtung der Außenmauern benötigt worden war. Der Aufbau der kleinen Stein-und-Holz-Feste kam mir mehr als nur ein wenig seltsam vor, da die Erbauer offensichtlich mehr daran interessiert gewesen waren, sie vor fremden Blicken zu verbergen, als sie ernstlich wehrhaft zu gestalten.
    Oh, der größte Teil der üblichen Sicherheitsausstattung war durchaus vorhanden, hohe Außenmauern aus glatt polierten Steinen, ein schmaler Burggraben, gespeist von dem Bach, der durch das Tal strömte, Ecktürme mit kleinen Katapulten ... Aber rundherum standen große, alte Bäume in Schussweite für Pfeil und Bogen, und Wurfgeschütze oder andere Belagerungsgeräte auf dem Kamm wären jederzeit imstande, den inneren Turm beinahe ungehindert dem Erdboden gleichzumachen. Mit brennendem Pech könnte ein Angreifer die Festung binnen Minuten in Brand stecken.
    Sie mochte wehrhaft genug sein, einem Zufallsangriff durch unausgebildetes Gesindel standzuhalten, aber sie könnte sich nie gegen einen entschlossenen Vorstoß einer auch nur einigermaßen maßvoll bewaffneten Streitmacht behaupten. Andererseits war eine Infiltrierung aufgrund der geringen Größe äußerst problematisch. Das war der Grund, warum Maylien mich gebeten hatte, nun, da ich wieder auf den Beinen war, einen Blick darauf zu werfen. Sie wollte den Blutzoll, der mit einem Frontalangriff einherginge, nicht auf gut Glück bezahlen, umso weniger, da Sumey solch einen Überfall bei Hofe gegen sie verwenden könnte. Und Heyin hatte sich rundheraus geweigert, seine Baronin selbst in die Festung gehen zu lassen, solange »ein verdammter Experte für heimliches Heranpirschen im Keller seinen Rausch ausschläft!«.
    Ich bin ziemlich sicher, dass ich diese spezielle Diskussion nicht hatte mitanhören sollen, aber schließlich bin ich ein Experte für heimliches Heranpirschen.
    »Ich glaube, wir sollten uns zunächst einmal kurz umschauen, Aral. Falls du mir diesen Gefallen erweisen würdest.« Ihr Ton war so förmlich wie bei jedem Gespräch, das wir geführt hatten, seit sie mir vor zwei Nächten diesen Klumpen Dreck zu fressen gegeben hatte. »Möglicherweise müssen wir später einen Überfall ins Auge fassen, aber zunächst wüsste ich gern, wozu meine Schwester diese Festung benutzt. Sie hat die Angewohnheit, ihre Schmutzarbeit dort erledigen zu lassen, wo sie kaum auffällt, beispielsweise in Kerkern wie dem, in den sie dich in Zhan hat sperren lassen.«
    Ich nickte. Wie ich gestern erfahren hatte, hatte Maylien mich ganz einfach deswegen aufgespürt, weil sie klugerweise einenSpion im Hause ihrer Schwester hatte, der ihr eine Liste von Sumeys städtischen Besitztümern verschafft hatte. Der Kerker in den Alten Stallungen hatte im Keller des vierten Gebäudes auf der Liste gelegen. Diese Erkenntnis verriet uns auch, dass vermutlich Sumey diejenige war, die das Feuer zu verantworten hatte, nicht Devin. Ein Gedanke, über den ich

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