Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
Vom Netzwerk:
durch die Positionierung der halb geballten Faust, was ich brauchte.
    Ein Strom magischen Feuers brach aus Loks Fingern hervor, nur um in dem Oval aus Schatten zu verschwinden, dass meinen Arm plötzlich vom Ellbogen bis zu den Fingerknöcheln umhüllte wie ein Faustschild, geschaffen aus dem Stoff, aus dem die Nacht gemacht war. Ein Punkt für mich. Aber nur knapp und zu dem Preis, dass ich immer noch verschnürt wie eine Gans an dem Gerüst hing, bereit, zur Schlachtbank gebracht zu werden.
    Wenn ich mich nicht schnell aus diesen Fesseln befreien konnte, war ich ein toter Mann. Triss war nur begrenzt imstande, mit Feuermagie fertigzuwerden – ein stärkerer Magier oder ein richtiger Bann hätten ihm ernsten Schaden zufügen können –, und sogar ein unbedeutender Hexer wie Lok konnte ihn schlagen, wenn er nur genug Zeit hatte.
    Plötzlich sauste Narbes Rute brutal auf mich herab und erwischte mich knapp über dem Auge. Ein Feuerwerk funkelnder, purpurner Blitze flammte über meinem Blickfeld auf. Gleichzeitig zog die Speinatter auf Loks Schulter den Kopf zurück, bereit, mir eine Ladung Gift in die Augen zu jagen. Ich drehte mein Schattenschild so, dass es beides abfangen konnte, das Gift und die nächste Runde magischen Feuers, aber viel Hoffnung hatte ich nicht.
    Lok klappte den Mund auf wie ein Mann, der im Begriff war, laut zu lachen, doch heraus kam nur so etwas wie ein leises »Svok«. Ein dünnes Rinnsal Blut troff aus seinem Mund, und er krachte mit den Knien auf den harten Steinboden. Beim Aufprall hörte ich Knochen brechen, aber das kümmerte ihn nicht mehr, er kippte einfach nur stumm nach vorn. Lok war tot, umgebracht von dem Armbrustbolzen, der aus seinem Hinterkopf ragte. Als sein Gesicht auf dem Boden aufschlug, verfiel die Schlange in Krämpfe, ehe sie ihrem Meister in den Tod folgte.
    Damit blieben noch Wiesel, Narbe und der vierte Mann.
    Narbe schlug wieder zu, aber dieses Mal hatte ich damit gerechnet und ihn mit meinem trissgeschützten Arm abgewehrt. Die Rute zersplitterte in einer Explosion weißen Feuers, als mein Vertrauter die Berührung dazu nutzte, das Holz zu einem Kanal für einen magischen Blitz umzuwandeln. Narbe ging schreiend zu Boden und umklammerte die kaputte Hand. Ich machte kehrt, um Wiesel kaltzumachen, aber der hatte bereits seine Rute fallen gelassen, sich zur Flucht gewandt und war gerade auf dem Weg zu dem vierten Mann, der eifrig an der Tür rüttelte.
    Womit der Status beider Männer von Bedrohung zu Zielperson wechselte.
    Magisches Feuer strömte zum Fenster herein, als der vierte Mann die Tür öffnete, und verwandelte ihn in einen menschlichen Scheiterhaufen. Der Geruch von verbranntem Fleisch breitete sich im Raum aus, und Wiesel ließ sich bäuchlings zu Boden fallen und bettelte um Gnade.
    Von mir hatte er keine zu erwarten.
    Triss löste meine restlichen Fesseln, und ich stürzte zu Boden. Nach all den Stunden, in denen ich an die Glyphe gefesselt war, und den brutalen Schlägen schaffte ich es nur mit Mühe, nicht wie Wiesel mit dem Gesicht voran im Dreck zu landen. Ich blieb auf den Beinen, konnte aber kaum gehen und stolperte gegen einen Schlachtblock von einem Tisch, auf dem allerlei scharfe und spitze Abscheulichkeiten lagen, von denen nun eine ganze Reihe in einer Folterwerkzeuglawine herabstürzte. Eisen und Stahl prallten auf den Steinboden, begleitet von scharfem Klirren und Krachen und ein paar tiefer tönenden Gongschlägen, wann immer irgendein Teil gegen einen gewaltigen Kupferkessel prallte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte eine halb vertraut klingende weibliche Stimme am Fenster. Obgleich der Bann, der es verdeckt hatte, gebrochen war, konnte ich jenseits der Gitterstäbe nur Dunkelheit erkennen.
    »Bald, dank Eurer Hilfe. Was schulde ich Euch für die Rettung?«
    Triss durfte wegen dieser Frau weiterleben, wer immer sie auch sein mochte. Es stand ihr zu, ihren Preis zu nennen.
    Vergnügtes Gelächter ertönte, und dann erschien ein lächelndes Gesicht an den Gitterstäben. »Nun, Ihr könntet versuchen, mir meine Baronie zurückzuerobern, genau wie ich es in meinem Brief erbat ... Königsmörder.«
    Es war Maylien, meine Dame im roten Kleid. Die, von der ich gehofft hatte, ich würde sie nie wiedersehen. Und jetzt schuldete ich ihr eine Baronie. Wenigstens ist mein Leben recht interessant.
    »Verdammt«, sagte Maylien und wich hastig vom Fenster zurück. »Hier draußen ist noch jemand. Ich ...«
    Dann ertönte ein dumpfer Schlag, als würde

Weitere Kostenlose Bücher