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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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gesehen. Ich wusste nicht einmal, dass er noch am Leben ist, bis ich ihn auf dem Balkon der Baronin gesehen habe. Ehrlich, im Moment wünschte ich, er wäre immer noch so tot, wie ich dachte.«
    Ich weiß nicht, ob Lok mir glaubte, aber zumindest wies er seine Männer nicht gleich an, wieder mit ihren Ruten auf mich loszugehen, also fuhr ich fort: »Ich kann dir nicht sagen, was Devin derzeit tut oder wo er zu finden ist oder irgendwas in der Art. Ich kann dir sagen, was er als Kind am liebsten gegessen hat und wer seine erste Liebe war und tausend andere Kleinigkeiten, aber das ist nicht das, was du willst. Wenn du mir sagst, warum du diese Informationen haben willst, dann könnte ich die Sache vielleicht auf das einengen, was wirklich nütz-umpf.«
    Dieses Mal war es Wiesel, der mir die Spitze seiner Rute in die in Schwebe befindlichen Rippen rammte.
    »Mir scheint, du hast die Situation nicht ganz verstanden.«Lok beugte sich erneut nahe heran. »Ich stelle die Fragen. Du lieferst die Antworten. Alles andere führt nur zu neuen Schmerzen. Kapiert?«
    Ich nickte. Triss würde es wenig helfen, sollte ich ein blutiges Häufchen Elend sein, wenn die Zeit zum Handeln gekommen war.
    Wenn du dich selbst beherrschst, beherrschst du die Lage, und deine Chance zu handeln wird kommen.
    Als mir diese Worte durch den Kopf gingen, empfand ich ein unfassbar tiefes Bedauern, dass ich Meister Kelos niemals für seine Lektionen würde danken können. Ohne sie hätte ich hier leicht den Tod finden können.
    »Gut«, sagte Lok. »Dann können wir ja weitermachen. Oh ...«, er lächelte, »... und ich denke, es könnte uns tatsächlich helfen, zum Punkt zu kommen, wenn ich dir erkläre, was ich von dir will. Einverstanden?«
    Ich bastelte mir ein Lächeln auf die geschwollenen Lippen und nickte erneut. Zugleich unternahm ich den dreitausendsten Versuch, mich loszureißen. Er war ebenso wirkungsvoll wie all die anderen zuvor.
    Lok grinste nur in Anbetracht meiner Bemühungen. »Mein Boss will alles wissen, was du über den kleinen Assassinen der Baronin weißt. Bis hin zur Farbe seiner Unterwäsche. Jetzt begriffen?«
    »Das ist verrückt.«
    Für wen arbeitete Lok? Für einen Rivalen der Baronin. Einen anderen als Maylien? Warum sollte irgendjemand an derartigen Details interessiert sein? Alles, was ich erfuhr, steigerte nur meine Verwirrung. Diese Leute waren wirklich die verdammt eigentümlichste Mixtur aus Profis und Amateuren, die mir je begegnet war.
    »War das die Antwort auf meine Frage?«, erkundigte sich Lok. »Es hat sich nicht angehört wie eine Antwort. Es hat sichangehört wie ein Kommentar, und ich war eigentlich ziemlich sicher, dass von dir erwartet wird, nichts anderes zu tun, als Fragen zu beantworten.«
    Ehe er noch etwas tun oder sagen konnte, hörte ich ein tieftönendes, pulsierendes Geräusch und sah Magie am Fenster aufflackern. Sie sengte eine Linie durch den Raum, die vom Fenster zu der Magierlampe führte, riss den Stein von seiner Schnur und wanderte weiter bis zu einer Stelle, ungefähr einen Zoll oder so rechts von meinem blutenden Ohr. In diesem Moment hörte ich einen harten Knall und fühlte einen Regen aus Nadelstichen auf meinem Hals und der Seite meines Gesichts.
    Ich wusste nicht, was da gerade passiert war, aber das war mir auch egal. Meine Chance war gekommen, und dieses Mal würde ich es nicht vermasseln.
    Die herabstürzende Magierlampe traf mich im Fallen an der Brust, prallte ab, kam auf dem Boden auf, rollte quer durch den Raum und verbreitete wilde Schatten. Zugleich spürte ich, wie Triss sich in meinem Rücken regte. Ich schnippte mit den Fingern der rechten Hand, um seine Aufmerksamkeit auf die zugehörigen Fesseln zu richten. Ich brauchte als Erstes eine freie Hand. Im nächsten Moment fühlte ich, wie der erste Riemen in Stücke riss; Handgelenk, gleich darauf gefolgt vom Ellbogen.
    Kaum war mein Arm aus den Fesseln befreit, kehrte mit einem schmerzhaften Schlag die Blutzirkulation in voller Stärke zurück. Es war, als hätte jemand das Blut in meinen Adern in Brand gesteckt. Ich verdrängte den Schmerz aus meinem Bewusstsein, während ich mich umblickte, um nachzusehen, ob ich Zeit hatte, mich ganz zu befreien.
    Die hatte ich nicht.
    Lok hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, eine Hand griff nach einem Messer, während die andere sich erhoben hatte, um auf mein Gesicht zu zeigen. Ich riss den freien Arm hoch und zur anderen Seite, um ihn abzuwehren, und signalisierte Trissdabei

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