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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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es hast. Du wirst in dieser Schrift alles finden, was du über die Marchon-Mädchen wissen willst.«
    Ich nickte und schlug das Pamphlet auf. Der Stadtstaat Kodamia kauerte in der großen Kluft des Hurnicgebirges gleich im Westen von Zhan. Er hatte wegen des Zugangs zu dieser Passage und den Königreichen im Westen etliche bittere Kriege gegen seine größeren Nachbarn geführt. Kodemias strategisch bedeutsame Lage machte den Stadtstaat zu einer begehrenswerten Beute, und nur das bemerkenswert kompetente Militär, angeführt von den Dyaden – Vertraute von Kriegermagiern, die außerdem als Spione und Assassinen dienten –, und die stete Wachsamkeit hatte ihn davor bewahrt, einem der vielen Angriffe von beiden Seiten der Kluft aus zum Opfer zu fallen. Wenn irgendjemand die Herrscherdynastie von Zhan noch genauer im Auge behalten hatte als die Zhani, dann war es Kodamia.
    »Danke«, sagte ich. »Und Ihr könnt unbesorgt sein, ich werde es nicht lange bei mir behalten. Ich habe keine Zeit zu vergeuden. Wenn es Euch recht ist, ziehe ich mich einfach in den Leseraum im zweiten Stock zurück, den ich üblicherweise als Foyer nutze, dann wird es das Gebäude gar nicht erst verlassen.«
    Harad nickte. »Wenn es das ist, was du willst.«
    »Was ich will, ist, mich in meine Reserve zurückzuziehen, Nacht und Tag verschlafen und mich anschließend dermaßen betrinken, dass ich vergesse, dass es diesen dämlichen Auftrag je gegeben hat.« Triss tat sein Missfallen zu diesem Ansinnen mit einem mürrischen Schnauben kund. »Was ich jedoch tunmuss, ist, mich eine Weile unsichtbar zu machen, um mir meinen nächsten Zug genau zu überlegen. Das bedeutet, ich muss mich von allen Orten fernhalten, die bereits entdeckt sein könnten und die Gefahr minimieren, dass noch einmal jemand meine Spur aufnimmt. Vorausgesetzt, ich wurde nicht schon hierher verfolgt, ist es für mich also das Beste, einfach stillzuhalten, bis die Zeit gekommen ist, den nächsten Zug zu tun, um dann schnell und entschlossen zu handeln.«
    Harad deutete in Richtung Treppe. »Dann nach dir.«
    Als wir den Leseraum erreicht hatten, ging Harad geradewegs zur Außentür und öffnete. Dann kniete er sich auf die Schwelle und legte eine Handfläche auf den Kalksteinboden des Balkons.
    Bald blickte er auf und winkte mich zu sich. »Komm her.«
    Ich hätte ihn fragen können, warum, aber ich dachte mir, ich würde es schneller erfahren, wenn ich einfach tat, was er sagte.
    »Gib mir deine Hand.«
    Ich tat es, und er ergriff sie mit seiner freien Hand, schloss die Augen und murmelte tonlos etwas vor sich hin, worauf aus dem Netzwerk der Banne, die ihn umgaben, einer sich ein wenig verdrehte. Die Worte hörten sich an wie eine Art altertümliches Kadeshi, aber ich konnte sie nicht gut genug hören, um sicher zu sein. Als er aufhörte zu reden, fühlte ich eine Erschütterung, so als wäre ein kleiner magischer Blitz von meiner Hand in Harads gefahren.
    Triss glitt um mich herum, um besser sehen zu können, als der Boden für einen Moment auf dem größten Teil der Fläche grün aufflammte. Eine Ausnahme bildete lediglich ein großes, schwarzes Symbol, das aussah wie ein von halbmondförmigen Schwingen eingerahmter Kreis und spinnwebenfein durch das Gestein verlief – ein enorm ausgeklügelter Schutzzauber.
    »Ich habe ihn soeben auf deine Person eingestellt«, sagte Harad. »Wie die meisten möglichen Zugänge für einen von deinerArt habe ich diese Tür lange für alle offen gelassen, die in Begleitung eines Finsterlings erscheinen, doch wenn das, was du mir über diesen Devin und seine Assassinengesellschaft oder wie immer er das nennen mag, erzählt hast, wahr ist, dann ist das von nun an keine kluge Wahl mehr.«
    »War dieser Schutzzauber immer hier?« Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. War er also immer dort gewesen, so wäre das ein ansehnlicher Trick.
    »Nur etwa hundertzwanzig Jahre oder so. Mein Vorgänger hat ein anderes System benutzt.«
    Ich riss meine inneren Augen so weit auf wie nur möglich. »Wie konntet Ihr ihn verstecken ... oh.«
    Nun erkannte ich, dass das ganze Gebäude mit einem winzigen Hauch von Magie getränkt war, kaum mehr als ein Hintergrundrauschen und gerade genug, die zarten Linien des Zaubers mit seinem geringfügig helleren Licht zu überdecken. Ich war beeindruckt: Es kostete eine Menge Energie, so etwas aufzubauen und instand zu halten. Das ging weit über alles hinaus, was ich je zustande bekommen hätte, sowohl in Hinblick auf

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