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Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Titel: Die Zerbrechlichkeit des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Schulman
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wenn er es nur oft genug wiederholte.
    Zur Förderung der Viertels stehen ihm 150 Millionen an Finanzmitteln der Universität zu Verfügung (die Betonung setzt Lizzie mit Vorliebe ein), und zwar über die nächsten sechzehn Jahre. Damit soll sichergestellt werden, dass die umliegende Community erhalten bleibt, während ein hochmoderner Campus entsteht. Er ist im Besitz eines dicken Geschenks, eines Geschenks, das er Harlem offerieren kann, daran glaubt Richard ganz fest. Andernfalls hätte er die Stelle nie angenommen. Richard ist auf der Seite der kleinen Leute. Sein Vater arbeitete bei der Post, seine Mutter war Hausfrau. Als jüngster von drei Söhnen war er der Erste in der Familie, der den Highschoolabschluss machte. Was einmal, auch in seiner eigenen Sicht der Dinge, eine schlichte Tatsache gewesen war, Richards gesellschaftlicher Aufstieg, war inzwischen zum Mythos erhoben worden.
    Richards Auftrag besteht nun darin, seine Zuhörer so weit zu bringen, dass sie das sehen, was er sieht, nämlich dass Manhattanville reif zur Erschließung ist. Und dass dieser Schritt nicht nur der Universität zugutekommt, sondern in der Folge auch die umliegende Nachbarschaft aufgewertet wird, ohne sie zu gentrifizieren (ohne sie übermäßig zu gentrifizieren, schränkt er innerlich ein – ein wenig Gentrifizierung ist gut, überlegt er: Banken, Drogerien, Supermärkte, Jobs). So was nennt man »Stadtplanung«.
    Und so begann Richard diesen Morgen, wie er immer beginnt, nämlich mit der schlichten, geradlinigen Darlegung seiner Ziele. (Zu Jake würde er beispielsweise sagen: »Heute machst du dein Zimmer sauber«, und dann eine lange Reihe von Anweisungen auflisten: »Du wechselst die Bettwäsche und machst dein Bett. Du mistest deine Kommodenschubladen aus und räumst sie ordentlich auf. Du nimmst das Durcheinander auf deinem Schreibtisch in Angriff und ordnest alles sinnvoll. Du sortierst die Unterwäsche nach Buchstaben, meine, deine und die vom Hund.« Letzteres grinsend und mit einer kameradschaftlichen Kopfnuss – sie hatten überhaupt keinen Hund –, und das Ganze endete dann schließlich mit einem Ringkampf auf dem Boden.)
    Nachdem die Ziele abgesteckt waren, wurde er so erbsenzählerisch und detailversessen, wie es nur irgendwie ging, überschüttete seine Zuhörer mit Daten und zwang sie intellektuell in die Knie. Während er die diversen Erschließungsschritte für Manhattanville darlegte, tat Richard das, was er am besten konnte: Er delegierte und delegierte und fuhr irgendwann dazwischen (das heißt, er unterbrach höflich und dezent, dabei berstend vor Begeisterung, als könne er seine Aufregung kaum zügeln). Mit einem ganzen Rattenschwanz an Ergänzungen, Beifügungen und Nachträgen bewies er sich als ebenso fähiger Experte wie das ganze Heer an Experten, das er um den Tisch versammelt hatte. Sein Team hatte er strategisch wohlüberlegt zwischen die Community-Aktivisten, die Philanthropen, den örtlichen Apparatschik sowie den Abgeordneten und dessen Stab platziert.
    »›Wir gegen die anderen‹ gibt es nicht«, hatte Richard im Vorfeld des Treffens gewarnt. »Wir sind alle ein Team, Leute. Ein einziger menschlicher Organismus.«
    Heute Morgen hatte er seine Kollegen per Vornamen angeredet, ungeachtet dessen, wie versiert oder renommiert sie waren (»An der Stelle kommen Sie zum Zug, Marcus« und »Maria, tun Sie das mal weg«), während er seine PowerPoint-Präsentation Punkt für Punkt durchzog. Die Architekten spannte er mit ihren computergestützten Zeichnungen ein, mit den Vertretern der Pädagogikhochschule wurde die neue staatliche Mittelschule diskutiert, ein Grundpfeiler ihres Vorhabens. Ebenfalls anwesend war die Leiterin des Umsiedlungsbüros, Luz Esquilar, mit ihrem Fachwissen zum Thema Finanzwesen und Sozialarbeit (sie hatte in Yale Jura studiert). Sie sprach über die Umsiedlung der wenigen verbliebenen Bewohner des Viertels in vergleichbare oder bessere Wohnverhältnisse, und das zu gleichen oder geringeren Kosten. (Wie dies bei der gegenwärtigen Lage auf dem Immobilienmarkt bewerkstelligt werden sollte, war eines der schwierigen Themen, über die sich Richard immer und immer wieder den Kopf zerbrach. Er hatte dafür gleich mehrere Gebäude im Auge, in Hamilton und Washington Heights und in East Harlem – was zwar nicht direkt Harlem war, aber nahe dran. Nahe genug?, fragte er sich.) Richard hatte sein gesamtes Team bereits startklar, ihr Programm abzuspulen, von Bewahrung des Vertrauten

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