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Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Die Zerbrechlichkeit des Gluecks

Titel: Die Zerbrechlichkeit des Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Schulman
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Schwartz, dem Scheißer, ein cooles Lächeln, nickt ihm zu und hebt den rechten Zeigefinger in die Höhe. Gleich, er ist gleich fertig mit Telefonieren. Er hasst es, von seinem Schlachtplan abgebracht zu werden.
    »Schatz, das klingt mir nach typisch Teenager«, sagt er in den Hörer, als Lizzie fragt, ob sie sich in der Werkstatt treffen können.
    »Heißt das, du kommst nicht?« Der hoffnungsvolle Ton in ihrer Stimme schwindet. Sie klingt enttäuscht.
    Schweigen.
    Sie ist seine Frau. Sie kennt ihn. So gut man einen anderen eben kennen kann.
    »Na gut«, sagt sie. »Ich hol ihn ab, und dann soll Jakey sich bei dem Mädchen und ihren Eltern entschuldigen …« Nun ist er dran, sie zu unterbrechen. Richard will nicht, dass sein Sohn sich für irgendetwas entschuldigt, noch nicht.
    »Nein«, sagt er herrisch. »Wir besprechen das alles zusammen zu Hause. Verdammt«, flüstert er, »hol ihn bloß da raus.« Das Nächste sagt er laut und deutlich, damit seine Zuhörer merken, dass das Gespräch beendet ist. »Bis später dann, Liebes.«
    »Okay.« Lizzie klingt schon etwas weniger verzweifelt. Entweder hat Richard sie erfolgreich beschwichtigt oder sie gibt wohlweislich klein bei und beginnt, ihren nächsten Schachzug zu inszenieren.
    Das ist ihr Problem. Er hat seines.
    Richard muss die Sitzung wieder in die Hand nehmen. Er legt das Handy weg und greift zielsicher nach … einer entsicherten Handgranate.
    »Steven hat zu Beginn unseres Treffens das Stichwort Enteignungsverfahren zur Sprache gebracht«, sagt Richard und deutet mit dem Kopf zu dem fetten Kerl in der Ecke hinüber, »wofür ich ihm dankbar bin. Packen wir es jetzt also ganz offen an, dieses heiße Eisen.«
    Nach der Sitzung ist Richard erstaunlich leicht zumute. Die Frühjahrsbrise fühlt sich kühl am Nacken an, sein Kragen steht zum Glück offen. Alles in allem war der ganze Tag glänzend gelaufen. Er hat eine vielversprechende, von Aufbruchstimmung getragene Basis gelegt, den Boden für Konsens bereitet, eine Grundlage geschaffen, auf der sich etwas aufbauen lässt. Er erinnert sich, Steven Schwartz so ausmanövriert zu haben, dass der Kerl sogar selber kapierte, wie lächerlich er sich mit seinem unqualifizierten Gegeifer machte. »Weiße Privilegiertheit«, tönte Schwartz. »Kulturell unsensibel …«
    »Schauen Sie sich die Planvorschläge doch mal genauer an, Steven.« Geduldig schob Richard ihm die Papierstapel hin. »Die von uns gebauten Schulen werden erstklassig sein und keine Gebühren erheben – eine neue, aufregende Option für die Kids aus dem Viertel, aber auch für die Kinder unserer Dozenten, die aus ethnisch und sozial völlig unterschiedlichen Kreisen kommen. Eine bunte Mischung, wie man sie nur in New York findet.« Er schüttelte unmerklich den Kopf. »Das ist doch ziemlich antiquiert anzunehmen, unser Lehrpersonal wäre homogen …«
    Jetzt hat Richard das Gefühl, förmlich zu schweben, größer und stärker, lebendiger zu sein. Er sprüht geradezu vor Begeisterung. So fühlt er sich jedes Mal nach einem bedeutenden Erfolg. Diesem Gefühl an sich, glaubt er manchmal, ist er verfallen. Er versucht es zu bewahren, während er zu Fuß nach Hause geht, vielleicht nicht ganz so schnell, wie die Situation mit Jake es erfordert (die verlangt nach einem Taxi, einer U-Bahn, einem Anruf mit der Mitteilung: »Ich bin unterwegs nach Hause, Liebling«). Er genießt in diesem Augenblick die seltene Verschmelzung von Einsamkeit und tiefer persönlicher Genugtuung und ist noch nicht bereit, dieses Glücksgefühl aufzugeben.
    Zu Hause, in der Küche, werden seine Frau und sein Sohn Unterstützung brauchen. Telefonate werden zu führen sein, Eltern müssen beschwichtigt werden. Er weiß nicht recht, ob er den Schulleiter umschmeicheln oder einschüchtern soll, welche Taktik die richtige ist. Während der Sitzung war Richard der stellvertretende Rektor der Astor University von New York City gewesen, zu Hause wird er der »Dad« sein, der Ehemann. Das Verantwortungsspektrum dieser Rollen ist immens. Momentan, in der Pause zwischen den Akten, hat er keine Rolle zu spielen, gehört niemandem. Er fühlt sich gut. Er will sich dieses Gefühl noch eine Weile bewahren.
    Richard beschließt, kreuz und quer durch die Sozialsiedlungen zu laufen, in Richtung Broadway, dabei den kühlen Sonnenschein aufzusaugen, kleinen Hundehaufen geschickt auszuweichen und im Slalom zwischen dem Müll zu kreuzen, der aus den übervollen Tonnen quillt und dessen Gestank in

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