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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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irgendeiner Frau erlauben, so unwissend zu bleiben, daß sie nicht besser als ein Milchtier ist? Die Freien Amazonen verachteten sie offen, und mit dem Stolz der unbesieglich Dummen behandelte die Amme sie von oben herab. Rohana – die die Verachtung der Amazonen für die Frau teilte, aber ihre Dienste brauchte –versuchte, einen labilen Waffenstillstand aufrechtzuerhalten.
Rohana streckte den Rücken (von der Schlinge, in der sie das Baby tagsüber trug, bekam sie Krämpfe in den Schultern) und versuchte, vorauszudenken. Sie hatte Melora gelobt, die Kinder als ihre eigenen aufzuziehen. Ihr Mann würde keinen Einspruch erheben; er sagte oft, er hätte gern mehr Kinder als die drei, die Rohana geboren hatte. Doch jetzt setzte nach der ersten Hochstimmung über die Rettung von Meloras Sohn die Reaktion ein. Was habe ich da auf mich genommen? Mein Ältester ist schon fast erwachsen, meine Tochter ist fünf, und da zwei von unsern Kindern Söhne sind, stimmte Gabriel mir zu, daß wir mehr nicht brauchen. Und jetzt, da ich meinte, damit fertig zu sein, kommen von neuem alle Sorgen und Mühen auf mich zu, ein ganz Kleines aufzuziehen! Zweifellos wird Gabriel wieder davon anfangen, er hätte gern noch ein Kind, damit Valentin nicht allein aufwachsen muß.
Bin ich nur ein Instrument, um ihm Söhne zu geben? dachte sie und entsetzte sich über sich selbst. Schnell wandte sie ihre Gedanken anderen Dingen zu: Welchen Platz können wir in den Domänen für den Sohn eines Trockenstädters finden? Und Jaelle, so kalt und in sich gekehrt, wird sie mich jemals akzeptieren?
Es war zuviel von ihr erwartet, daß sie Trost in dem Gedanken an den neugeborenen Bruder finden sollte. Ich bin Mutter, für mich war es der größte Trost, daß etwas von Melora übriggeblieben war… aber Jaelle ist ein Kind. Sie sieht nur, daß der arme kleine Val ihr ihre Mutter geraubt hat.
Kindra lenkte ihr Pferd dicht an das Rohanas heran. »Lady, ist das da der Ort, wo die Terraner ihren Raumhafen bauen? Was wollen sie hier, diese Männer von einer anderen Welt?«
»Ich weiß es nicht.« Rohana blickte auf die große, schmutzfarbene Schlucht jenseits der Stadt Thendara, wo anscheinend mehrere Meilen des Tals von den gewaltigen Maschinen der Terraner aufgerissen und zu einer unheimlichen, unnatürlichen Fläche geglättet worden waren: Einen Teil des Gebiets hatte man gepfla stert, und in fremdartigen, unschönen Formen schossen Gebäude in die Höhe. »Ich habe gehört, unsere Welt liege an einem Knotenpunkt ihrer Reiserouten zwischen den Sternen; sie scheinen Karawanen von Stern zu Stern zu schicken wie wir zwischen den Städten im Seenland. Ich weiß nicht, welchen Geschäften sie nachgehen, nie mand hat sich die Mühe gemacht, es mir zu erzählen, obwohl ich vermute, Gabriel weiß es.« Sie bildete sich ein, Kindra streife sie mit einem verächtlichen Blick. Warum verzichte ich friedlich auf Wissen? Oh, verdammt seien diese Amazonen, sie bringen mich dazu, alles in Frage zu stellen: mich selbst, Gabriel, mein ganzes Leben!
Es machte ihre Stimme scharf. »Diese Leute – sie nennen sich das Terranische Imperium – kamen zuerst nach Caer Donn in der Nähe von Aldaran und richteten einen Raumhafen ein – einen kleinen, sie konnten dort in den Bergen nicht so großzügig bauen – und handelten mit den verfluchten Aldarans. Hastur bot ihnen diesen Ort hier für einen Raumhafen an, wo das Klima ihnen besser entspräche. Wie ich gehört habe, kommt ihnen unsere Welt kalt vor. So können wir ihr Tun und Treiben jetzt im Auge behalten, aber natürlich haben wir nichts mit ihnen zu schaffen.«
»Warum nicht?« wollte Kindra wissen. »Ich würde meinen, von einer Rasse, die von Stern zu Stern so einfach reist, wie wir von hier nach Nevarsin, müßten wir eine Menge lernen können.«
Rohana erklärte steif: »Ich weiß es nicht; Hastur hat es so gewollt.«
»Wie glücklich sind die Menschen der Domänen, daß sie den Sohn Hasturs haben, der sie belehrt.« Kindras Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Eine dumme Frau wie ich hätte angenommen, eine Rasse, die Karawanen zwischen den Sternen umherschickt, überträfe vielleicht sogar einen Hastur an Weisheit.«
Rohana ärgerte sich über den Sarkasmus, aber sie fühlte sich zu sehr in Kindras Schuld, um ihn ihr anzurechnen. »Ich habe folgende Erklärung gehört: Hastur ist der Ansicht, daß vieles an ihrem Lebensstil eine größere Bedrohung darstellen könnte, als wir im ersten Augenblick erkennen. Für

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