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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wünsche. Rohana gab diesen königlichen Befehl – denn obwohl mit exquisiter Höflichkeit verschleiert, war es ein Befehl – weiter, und Kindra lächelte schief.
»Zweifellos möchte er sich vergewissern, daß ich die Domänen nicht in einen Krieg mit den Trockenstädtern verwickelt habe.«
»Unsinn«, erwiderte Rohana gereizt. »Er ist ebenfalls Meloras Verwandter; ich bin sicher, er möchte Euch danken.«
»Nun, Lady, was es auch sein mag, ich muß Lord Hastur gehorchen«, sagte Kindra. »Dann wird es sich herausstellen.«
Jaelle wurde ihnen gebracht, und Rohana hielt vor Erstaunen den Atem an. Die Schönheit des Kindes war zuvor durch den Reiseschmutz und die nicht zusammenpassenden, abgelegten Kleidungsstücke nicht zur Geltung gekommen. Jaelle war groß für ihr Alter, ihre Haut war sehr hell und mit ein paar schwach bernsteinfarbenen Sommersprossen bestäubt. Ihr Haar war gewaschen worden und hing ihr bis über die Taille hinunter; seine Farbe war die von frisch gemünztem Kupfer. Man hatte sie hübsch angezogen. Ihr zartgrünes Kleid hatte genau die Farbe ihrer Augen. Wirklich, dachte Rohana, eine Tochter, auf die jeder Comyn-Haushalt stolz sein könnte. Aber würden sie es sehen? Oder würden sie nur sehen, daß sie Jalaks Tochter war?
Lady Jerana, Gemahlin des Prinzen Aran Elhalyn (sie war eine geborene Aillard und Rohanas Cousine), eine schlaffe, hellhaarige, verwöhnt wirkende Frau, begrüßte Rohana mit der Umarmung, die einer Verwandten zustand, küßte Jaelle kühl und sprach leutselig mit Kindra.
Warum soll sie auch nicht leutselig sein? Es ist alles, was sie in ihrem Leben zu tun hat, dachte Kindra.
»Das ist also das Kind unserer lieben Melora.« Jerana musterte das Mädchen von oben bis unten. »Ein Jammer, daß sie ebenso Jalaks Tochter ist; es wird schwer werden, eine Heirat zu arrangieren, die ihrem Stand entspricht. Hat sie Laran?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe sie noch nicht testen lassen«, antwortete Rohana kalt. »Ich hatte an anderes zu denken.«
Lorill Hastur fiel ein: »So leuchtendrotes Haar ist oft ein Hinweis auf Psi-Kräfte außergewöhnlichen Grades.
Falls sie sie besitzt, könnte sie in einen Turm geschickt werden, und die Frage nach einer Heirat würde sich gar nicht erst stellen.«
Rohana dachte, in jedem Fall sei es zu früh, sich über die Heirat einer erst zwölf Jahre alten Waise, die sich von mehreren Schocks noch nicht wieder erholt hatte, Sorgen zu machen, aber sie sprach es nicht aus. Wahrscheinlich nahm Lorill den Gedanken sowieso wahr. Er war ein schmächtig gebauter, ernst dreinblickender Mann etwa in Rohanas Alter. Wie bei vielen Hasturs begann sein flammendes Haar bereits weiß zu werden. Stirnrunzelnd blickte er in Jaelles Richtung und bemerkte taktlos: »Es gibt wohl keinen Zweifel daran, daß sie tatsächlich Jalaks Tochter ist? Wenn Melora bereits schwanger gewesen wäre, als sie gefangen wurde, oder wenn wir so tun könnten…«
Jaelle biß sich auf die Unterlippe; Rohana fürchtete, sie werde zu weinen beginnen. Unglücklicherweise, erklärte Rohana knapp, gebe es keinen Zweifel an der Abstammung des Mädchens.
»Ich nehme an, Jalak ist tot?«
Kindra antwortete, das wüßte sie nicht genau. »Aber wir sind nicht verfolgt worden, Lord Hastur, und als wir Carthon erreichten, gingen bereits Gerüchte über einen Wechsel im Großen Haus von Shainsa um.«
»Natürlich wißt ihr, was mich beunruhigt«, sagte Lord Hastur. »Dein übereiltes Handeln – ich spreche mit dir, Rohana, denn die Freie Amazone hat nur das getan, wozu du sie angeheuert hattest –, dein übereiltes Handeln hätte uns in einen Krieg mit den Trockenstädten stürzen können.«
Kindras Blick suchte den Rohanas mit einem kurzen, triumphierenden Grinsen. Sie hätte ebensogut laut sagen können: »Hab’ ich’s nicht gewußt?«
»Lorill, auch du bist Meloras Verwandter! Sollte ich sie in der Sklaverei sterben und ihr Kind in Jalaks Gewalt lassen?«
Der Mann sah tief beunruhigt aus. »Wie könnte ich dem zustimmen? Ich liebte Melora; ich finde keine Worte für meinen Kummer darüber, daß sie ihre Freiheit nicht mehr hat genießen können. Was könnte ich als Mann und ihr Verwandter anderes empfinden? Aber der Friede der Domänen liegt in meinen Händen. Ich darf keinen Krieg anfangen, weil einer einzigen Person Unrecht geschehen ist.«
»Verwandter, das ist jetzt von geringer Bedeutung. Worüber wir sprechen müssen, ist die Vormundschaft für Meloras Kinder.«
»Kinder?« fragte Jerana. »Hat

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