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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dann das HQ nicht in – wie heißt es gleich? – Caer Donn geblieben, wenn die Bevölkerung dort so viel freundlicher war?« wollte Bethany wissen.
»Zum Teil des Klimas wegen«, antwortete Magda. »Wenn du es hier kalt findest, solltest du mal den Winter in den Hellers erleben! Von Mittwinter bis zur Frühjahrsschmelze kommt alles zum Stehen. Im Gegensatz dazu ist das Klima von Thendara angenehm – nun, immerhin gemäßigt. Dann war da das Problem der Straßen und Transporte. In Caer Donn ist einfach nicht genug Platz für einen Raumhafen der Art, wie ihn das Imperium wünschte, wenn man nicht einen oder zwei größere Berge eingeebnet hätte, und selbst wenn die Bevölkerung damit einverstanden gewesen wäre, hätte es der Ökologische Rat auf Terra nie erlaubt. Dazu kommt die Frage des Handels und des Einflusses. Die Aldarans zu Caer Donn herrschen über Meilen und Meilen von Bergen, Wäldern, Tälern, kleinen Dörfern, isolierten Burgen und ein paar tausend Menschen. In den Domänen gibt es fünf einigermaßen große Städte und ein Dutzend kleine, und Thendara allein hat fast fünfzigtausend Einwohner. Deshalb hatte das Imperium im Grunde gar keine Wahl. Aber es bedeutet, daß die Agenten des Imperiums, die Anthropologen und Linguisten, getarnt arbeiten müssen, und wir arbeiten immer noch die Parameter aus. Es fehlen uns noch die Antworten zu buchstäblich Tausenden von Fragen über diese Kultur. Und die Comyn-Politik, die uns nicht im geringsten hilft, hindert uns entsetzlich. Sie verbieten ihren Leuten nicht, für uns zu arbeiten, aber die Leute hier tun einfach nichts, was die Comyn mißbilligen. Und das bedeutet, daß die wenigen von uns, die imstande sind, sich als Darkovaner auszugeben, praktisch ihre eigenen Bedingungen nennen können. Denn schon das Schritthalten mit der Sprache ist ein schwieriger und komplizierter Undercover-Job. Natürlich ist mir manches verschlossen, was ein männlicher Agent tun kann. Eine der Hauptaufgaben eines männlichen Agenten in der Linguistik ist, die neuesten schmutzigen Witze in Erfahrung zu bringen, und natürlich bekomme ich sie nicht zu hören.«
»Warum muß man schmutzige Witze kennen? Ist das für die Folkloreabteilung?«
»Das auch. Aber hauptsächlich, damit man nicht unfreiwillig beleidigend oder komisch wird. Du bist auf Terra aufgewachsen. Würdest du in einem seriösen und formellen Zusammenhang sagen, irgendwer säße in der Scheiße?«
»Nur wenn ich möchte, daß meine Zuhörer anfangen zu wiehern und sich in die Rippen zu stoßen. Ich verstehe, was du meinst; ihr müßt Warntafeln aufstellen, wo sich Gedankenverbindungen zu gerade umlaufenden schmutzigen Witzen oder allgemein bekannten alten ergeben. Aber du hörst diese Witze nicht…«
»Nein, ich habe mein eigenes Spezialgebiet. Ich sagte schon, daß bestimmte Ausdrücke von Frauen – oder von höflichen Männern vor Frauen nicht – benutzt werden. Umgekehrt gibt es Ausdrücke, die fast ausschließlich den Frauen vorbehalten sind. Darkover gehört nicht zu den Kulturen, die eine eigene Frauensprache besitzen, wie zum Beispiel Sirius Neun – der Alptraum eines Übersetzers! Keine Kultur ist jedoch von einer Frauensprache völlig frei, nicht einmal Terra. So bin ich in einem sprachgeschichtlichen Text auf eine Fußnote gestoßen, in der es heißt, die Frauen einer der wichtigeren Vorraumfahrt-Kulturen hätten ihre Menstruation als ›den Fluch‹ bezeichnet.«
»Wirklich? Warum?«
»Gott weiß es; ich bin Linguistin, nicht Psychologin«, sagte Magda. »Hör zu, Beth – ich würde mich gern weiter mit dir unterhalten, aber davon wird meine Arbeit nicht fertig.«
Magda beugte sich über ihre Tastatur und begann, die Notizen des Tages zu tippen. Später würden die Computerexperten sie kodieren und programmieren und dem Computer zur Analyse und Speicherung eingeben. Ein Witz macht in Thendara die Runde, schrieb sie. Hörte ihn in den letzten fünf Tagen bei drei Gelegenheiten. Einzelheiten variieren, doch es geht immer darum, daß eine im Freien befindliche Rolltreppe auf dem Raumhafen stehenbleibt und zwei (drei, fünf) Terraner mehrere Stunden (in einer Version drei Tage lang) zwischen der ersten und der zweiten Ebene festsitzen, solange die Reparatur dauert. Implikationen: Terraner sind so an mechanischen Transport gewöhnt, daß es ihnen physisch oder psychisch unmöglich ist, eine halbe Treppe über sich nicht bewegende Stufen hinabzusteigen. Daraus wiederum folgt: Darkovanische Vorstellung von

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