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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sie zu trösten. »Bis jetzt ist noch nichts endgültig. Vielleicht hat er einen sicheren Ort gefunden, wo er überwintert. In diesem Wetter könnte er niemals reisen, auch wenn sonst alles in Ordnung wäre.«
Magdas Lächeln zog nur ihren Mund in die Breite. »Der Winter ist noch längst nicht da. Bis zu dem Zeitpunkt, da das Reisen unmöglich wird und alle Tätigkeiten bis zur Frühjahrsschmelze eingestellt werden, ist es noch beinahe vier Monate. Die Pässe in die Hellers sind immer noch offen.«
»Du machst Witze!« Erschauernd sah Bethany in den tobenden Sturm hinaus. »Aber du müßtest es wissen, du bist bei dem Wetter draußen gewesen. Im Sommer, finde ich, ist dein Job das reinste Zuckerlecken – nichts zu tun, als sich in der Stadt unter die Menschen zu mischen und ihren Gesprächen zuzuhören. In einem solchen Wetter dagegen – es wundert mich, daß man diesen Planeten nicht Winter genannt hat.«
»Das ging nicht, einen mit diesem Namen gibt es bereits. Lies irgendwann einmal die Berichte. Da wir von Berichten sprechen, ich sollte meinen jetzt abfassen.«
»Ist das wirklich alle s, was du tust – daß du Gesprächen zuhörst?«
»Das und eine Menge mehr. Ich achte auf die Moden, die die Frauen tragen, mache linguistische Notizen über neue Ausdrücke und Veränderungen im lokalen Slang… Sprachen ändern sich immerzu, weißt du.«
»Tatsächlich?«
»Benutzt du noch die gleichen Slangausdrücke wie mit sieben Jahren? Es ist nicht schlimm, wenn ein Agent ein paar überholte Ausdrücke gebraucht; Menschen übernehmen Redewendungen von ihren Eltern, und alle neigen dazu, diejenigen beizubehalten, die in ihrer Jugend modern waren, als man Beziehungen zu seinesgleichen anknüpfte. Aber auf gar keinen Fall darf ein Undercover-Agent sprechen, als habe er die Sprache aus einem Buch gelernt. Deshalb arbeite ich ständig daran, uns auf dem laufenden zu halten. Montray kommt damit durch, weil er gegenüber Darkovanern als Terraner auftritt. Für ihn ist es schon allerhand, daß er die Sprache überhaupt beherrscht. Spräche er sie zu gut, würde er damit auf subtile Weise eine Überlegenheit demonstrieren, die in den Darkovanern, mit denen er zusammentrifft, Widerstand erzeugen müßte. Es ist doch selbstverständlich, daß sie besser sprechen als er! Aber der Agent, der auf der darkovanischen Seite arbeitet, darf im Slang keine Fehler machen. Deshalb muß sich jeder der Sprachentwicklung anpassen.«
Bethany blickte verwirrt drein. Magda erläuterte: »Paß auf. Da gibt es zum Beispiel einen Ausdruck, der wörtlich übersetzt ›Entertainer‹ oder ›Sängerin‹ bedeutet. So steht es in den Standardtexten. Aber wenn ein Mann eine Balladensängerin oder eine Sopransolistin von einem Orchester in Thendara mit diesem Wort bezeichnete, würde er von ihrem Vater oder Bruder zum Duell gefordert.«
Bethany kicherte. »Kein Wunder, daß Montray sich von seinem eigenen Privatlinguisten die Ansprachen schreiben läßt!« Die Frauen tauschten ein verschwörerisches Lächeln; Montrays Ungeschick in der darkovanischen Sprache war ein stehender Witz im HQ. »Und deshalb siehst du alle seine Ansprachen persönlich durch? Du weißt alles über Darkover, nic ht wahr, Magda?«
Abwehrend schüttelte Magda den Kopf. »Nein, bestimmt nicht. Das ist einem Terraner nicht möglich.« Und wenn es einem Terraner möglich wäre, dann immer noch keiner Terranerin. Der Gedanke war so bitter wie immer. Sie schob ihn beiseite.
»Ganz anders wäre es, wenn das terranische HQ in Caer Donn geblieben wäre. Dort kamen Terraner und Darkovaner mehr oder weniger als Gleichberechtigte zusammen, und wir konnten uns als Terraner unter die Einheimischen mischen. Undercover-Agenten wurden nicht gebraucht. Hier müssen wir getarnt arbeiten; die Comyn haben jede Kooperation rundweg abgelehnt. Sie haben uns Land für den Raumhafen verpachtet, sie lassen uns Arbeiter anwerben, und sie haben uns erlaubt, die Handelsstadt zu bauen, aber sonst – oh, zum Teufel, Bethany, hast du das alles nicht in der Grundausbildung gelernt?«
»Doch! Klasse B, geschlossen, sehr begrenzter Handel, Raumhafenpersonal auf die Handelsstadt beschränkt. Keine Fraternisierung.«
»Siehst du wohl? Nie wieder werden terranische Kinder die Chance bekommen wie Peter, Cargill und ich – mit darkovanischen Kindern zu spielen und die Sprache von Grund auf zu lernen. Deshalb können sich so wenige von uns als Darkovaner ausgeben – und darunter bin ich die einzige Frau.«
»Warum ist

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