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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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war damals ein Skandal.« Sie sah Lorill mit einem schelmischen kleinen Lächeln an, als ob sie, so dachte Magda, eine gemeinsame Erinnerung heraufbeschwor. »Deshalb wird es heute keinen großen Skandal erregen – oder jedenfalls keinen größeren, als ich ertragen kann –, wenn bekannt wird, daß ich eine Freie Amazone nach Sain Scarp gesandt habe, um an meiner Stelle über die Freilassung meines Sohnes zu verhandeln. Und wenn Rumal di Scarp zufällig ein Gerücht hören sollte, mein Sohn Kyril sei sicher auf Ardais, wird er nur denken, er habe an Kyrils Stelle einen Verwandten oder Pflegesohn unseres Hauses gefangen, den wir aus Freundlichkeit oder schlechtem Gewissen auslösen. Er wird darüber lachen, daß wir so leicht anzuführen sind, und das Lösegeld vergnügt einstecken.
Über die Freien Amazonen werde ich Euch genug beibringen, daß Ihr Euch gefahrlos für eine von ihnen ausgeben könnt. Aber es mögen unterwegs Gefahren auf Euch lauern, Kind. Seid Ihr imstande, Euch zu verteidigen?«
Magda sagte: »Jeder im Nachrichtendienst – Männer wie Frauen – wird im waffenlosen Kampf und im Messerkampf ausgebildet.«
Rohana nickte. »Davon habe ich gehört.« Magda hätte zu gern gewußt, wie diese Information an darkovanische Ohren gelangt war. Wahrscheinlich auf die gleiche Weise, wie wir Dinge über sie erfahren!
»Geht jetzt nach Hause«, sagte Rohana. »Bereitet Euch auf die Reise vor, besorgt das Lösegeld und kommt morgen früh bei Sonnenaufgang wieder zu mir. Ich werde zusehen, daß Ihr die richtigen Kleider und Ausrüstungsgegenstände bekommt, und Euch darin unterrichten, wie Ihr Euch als Freie Amazone zu benehmen habt.«
Montray ereiferte sich: »Wollen Sie diese Verrücktheit wirklich unternehmen, Magda? Freie Amazonen! Sind das nicht weibliche Soldaten?«
Rohana lachte. »Man merkt gleich, daß Ihr nichts über sie wißt. Im Grunde ist es ein Trost, daß ihr Terraner etwas über uns noch nicht entdeckt habt!« Darüber mußte Magda verlegen grinsen. »Ja, viele von ihnen sind Söldnerinnen. Andere sind dagegen Pfadfinderinnen, Jägerinnen, Pferdetrainerinnen, Schmiedinnen, Hebammen, Meierinnen, Schneiderinnen, Bäckerinnen, Balladensängerinnen und Käseverkäuferinnen! Sie üben jeden ehrlichen Beruf aus. Für eine Freie Amazone ist es eine respektable Arbeit, in einer Familienfehde eine Botschaft zu überbringen und Verhandlungen zu führen.«
»Mir ist es verdammt egal, ob es respektabel ist oder nicht«, sagte Magda zu Montray, und Rohana lächelte ihr zu.
»Gut!« Sie gab Magda mit freundlichem Lächeln die Hand. »Dann ist das abgemacht. Ein Jammer, aber du wirst dies schöne Haar abschneiden müssen.«

8
    Magda erwachte im Morgengrauen und hörte den Hagel auf das Dach der Unterkunft prasseln. Es war die siebte Nacht ihrer Reise, und bis jetzt war das Wetter gut gewesen.
Sie hatte Zeit bis Mittwinter. Bei einigermaßen vernünftigem Wetter ließ ihr das reichlich Spielraum. Aber konnte man zu dieser Jahreszeit in den Hellers mit vernünftigem Wetter rechnen?
    Von hinten aus der Hütte kam das leise Stampfen und das rasselnde Atmen ihres Sattelpferdes und des Packtiers. Das Packtier trug ein Geweih und stammte aus den Kilghardbergen. Für das Wetter im Gebirge war es besser geeignet als ein Pferd. Wie spät mochte es sein? Es war noch zu dunkel, um etwas zu sehen.
    Magda vermißte ihr Chronometer nicht; sie dachte nicht einmal daran. Wie alle Terraner, die auf diesem Planeten irgendwo im Imperium als Undercover-Agenten arbeiteten, hatte sie sich einer langen, intensiven Konditionierung unterziehen müssen, die es ihr buchstäblich unmöglich machte, aus der angenommenen Rolle zu fallen. In ihrem Gepäck und bei ihrer Ausrüstung befand sich kein einziger Gegenstand, der nicht auf Darkover hergestellt war. Für Magda war es jahrelange Gewohnheit; jeder im Nachrichtendienst lernte die an Selbsthypnose grenzende Technik, mit der sie in dem Augenblick, wo sie die Handelsstadt verließ, Magdalen Lorne, Linguistin, vergaß. Sogar ihr Name versank in eine ganz kleine Ecke ihres Unterbewußtseins. Für Magdalen gab es kein genaues darkovanisches Äquivalent; als sie ein kleines Mädchen in den Bergen von Caer Donn gewesen war, hatten ihre darkovanischen Spielgefährten sie Margali gerufen.
    Sie drehte sich unruhig in ihrem Schlafsack um und fuhr mit nervösen Händen an ihren geschorenen Kopf. Er fühlte sich kalt, fremd, unschicklich an.
    Auch in dem Punkt hatte Lady Rohana während der langen

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