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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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teilnehmen?«
Die Klugheit befahl ihr, sich so wenig wie möglich mit den fremden Frauen einzulassen. Doch sie schienen so vieles als selbstverständlich vorauszusetzen, daß eine Ablehnung zu Bemerkungen und Argwohn führen mochte. Außerdem roch das Essen nach tagelangem Pulverbrei zu gut. Magda gab die übliche höfliche Antwort: »Gern, wenn ihr mir erlaubt, dazu beizutragen.«
Jaelle sagte, wie zu erwarten war: »Das ist nicht notwendig, aber es wird willkommen sein.« Magda holte Süßigkeiten aus ihren Satteltaschen, mit denen sie sich für eine solche Gelegenheit versehen hatte. Die Frau, die das Kochen besorgte, nahm sie mit einem kleinen Freudenschrei in Empfang. »Die sind auch im Thendaratal hergestellt. Ich habe diese Sorte seit Jahren nicht mehr gegessen, und ich fürchte, wir werden uns alle mit unserer Gier blamieren! Abgesehen von Jaelle, die Süßigkeiten wie eine echte Trockenstädterin verabscheut.«
»Halt deinen dummen Mund!« fuhr Jaelle die Köchin an, und diese verstummte mißmutig. Magda sah jetzt, daß die Frauen bis auf Camilla jung waren, aber alle älter als Jaelle. Und doch ist sie ihre gewählte Anführerin. Bestimmt ist sie jünger als ich! Und schön ist sie. Ich glaube, ich habe noch nie eine so schöne Frau gesehen.
Wie die übrigen trug Jaelle die formlose Amazonenkleidung, weite Hose und Jacke, doch verbargen sie weder den schlanken, femininen Körper noch die anmutige Haltung des flammenfarbenen Kopfes. Die Gesichtszüge waren zart und blaß und so regelmäßig, daß sie beinahe unauffällig gewirkt hätten, wären die Augen nicht gewesen, die sehr groß und von dichten dunklen Wimpern gesäumt waren.
»Camilla kennst du schon«, begann Jaelle die Vorstellung. »Das ist Sherna…« – sie wies auf die Frau, die das Essen kochte –, »… das Rayna und das Gwennis. Und in ein paar Minuten werden wir etwas zu essen bekommen. Oh, und in dieser Unterkunft gibt es zwei Latrinen. Wir haben die da…« – sie zeigte – »… für uns genommen, so daß du nic ht an den Männern vorbei mußt, um zu…« Sie sprach völlig unbefangen ein Wort aus, das Magda noch nie aus dem Mund einer Darkovanerin gehört hatte. Sie hatte es nur in Wörterbüchern gesehen, denn kein Mann hätte es vor ihr benutzt.
Am besten rede ich nicht viel. Zumindest unter sich gebrauchen sie die Umschreibungen nicht, die hier als schicklich für Frauen gelten!
Magda bemerkte, daß vor der Latrine, die die Frauen für sich reserviert hatten, ein mit Druckbuchstaben beschriftetes Schild hing, das den Männern den Zutritt verwehrte. Die geschulte Anthropologin lernte schon wie der etwas Neues: Sie setzen voraus, daß ich lesen kann. Und zumindest einige von ihnen können schreiben. Auch das war ein kleiner Schock.
»Hier, komm und iß.« Sherna löffelte heiße Suppe in Magdas eigenen Becher, zerlegte einen der gebratenen Vögel mit einem Messer und reichte ihr ein Stück. Wie die anderen setzte sich Magda zum Essen auf ihre ausgebreiteten Decken. Sei nicht so nervös, schalt sie sich. Schließlich hatte sie schon oft genug in der Gesellschaft von Darkovanern gegessen!
Die Amazone, die von Jaelle als Gwennis vorgestellt worden war – Magda hielt sie für etwa dreißig, und sie war eine schlanke, hübsche Frau in einem blauleinenen Unterhemd –, fragte: »Dürfen wir die Art deiner Mission erfahren, Margali, wenn sie kein Geheimnis ist?«
Magda vermutete, daß diese höfliche Befragung unter Amazonen, die sich noch nicht kannten, üblich war. Keinesfalls konnte sie sich jetzt noch, nachdem sie mit den Frauen Feuer und Essen geteilt hatte, in unfreundliches Schweigen zurückziehen. Ich bin ein verdammter Schwachkopf. Ich hätte im Wald kampieren sollen. Aber das Heulen des Sturms, das auch in der Hütte deutlich zu hören war, machte diesen Gedanken lächerlich.
»Ein Geheimnis ist es nicht, es ist jedoch eine Familienangelegenheit meiner Auftraggeberin.«
Rayna, eine hochgewachsene, schlanke Frau mit Haaren, die sich im Licht des Feuers wie ein Heiligenschein um ihr Gesicht kräuselten, fragte: »Und zweifellos wirst du uns mit Stolz ihren Namen nennen?« Lady Rohana hat das vorhergesehen. Gott segne sie; ich hätte nie gewagt, sie ohne ihre Erlaubnis zu nennen. »Ich habe die Ehre, Lady Rohana Ardais auf einer Mission nach Sain Scarp zu dienen.«
Camilla, die neben Jaelle auf ihren ausgebreiteten Decken saß, schürzte die Lippen und warf einen raschen Blick zu den wild aussehenden Männern hinüber, die, um ihr

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