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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und die Angst vor einer Entdeckung sich gelegt hatte, war sie begeistert. Sie hatte an einem Abend mehr über die Freien Amazonen gelernt als sämtliche Agenten zusammen in zwölf Jahren auf Darkover. Das wußte sie, weil sie, bevor sie ihren Posten verließ, alles gelesen hatte, was über sie bekannt war, einschließlich Fabeln, Gerüchten und schmutzigen Witzen, und es hatte auf einen Ausdruck gepaßt, den sie in einer Handfläche halten konnte. Wenn ich mit meinem Bluff durchkomme, kann ich bis an mein Lebensende damit prahlen, daß ich die Nacht mit ihnen verbracht habe und nicht entdeckt worden bin.
Eine nach der anderen schliefen die Amazonen ein. Die alte Camilla schnarchte leise. Sherna und Gwennis, die nebeneinander lagen, unterhielten sich flüsternd noch ein paar Minuten. Magda war trotz des langen, anstrengenden Rittes, der heute hinter ihr lag, zu müde und zu angespannt, um zu schlafen. Das Gejohle an dem anderen Feuer wurde nicht leiser, sondern lauter. Magda fragte sich, ob die Männer das absichtlich taten, ob sie damit eine Feindseligkeit ausdrücken wollten, die sie nicht auf andere Weise zu zeigen wagten. Von den Liedern, die die Betrunkenen grölten, waren einige so unanständig, daß sie, wie Magda wußte, vor keiner Frau mit dem geringsten Anspruch auf Achtbarkeit gesungen worden wären.
Eine Zeitlang hörte sie zu, dann bekam sie es satt. Gab es keine Richtlinien darüber, wie lange eine Gruppe von Reisenden in einer Unterkunft, die sie mit anderen teilte, Lärm machen durfte? Verdammt, wollten sie diesen Aufruhr die ganze Nacht fortsetzen? Erstaunlich, daß die Amazonen es sich gefallen ließen. Aber offensichtlich verbot ihr Kodex es ihnen, die Männer zur Kenntnis zu nehmen.
Das Singen fand ein Ende, und eine Zeitlang war es ruhig. Eine kleine Schlägerei brach aus und wurde beigelegt, und in der darauffolgenden Stille hörte Magda einen der Männer deutlich sagen: »… in Sain Scarp gefangen…«
Magda strengte sich an, wenigstens noch ein weiteres Wort zu hören, aber die laute, zotige Unterhaltung setzte von neuem ein. Sie wissen etwas über Peter! Wenn ich sie nur verstehen könnte!
Sie meinte, aus dem Stimmenwirrwarr das Wort Ardais aufzufangen – sicher war sie sich nicht –, und ihr Entschluß war gefaßt. Sie mußte es hören! Die Amazonen schliefen nun alle. Sie wollte sich ganz leise an der dunklen Wand entlangschleichen… Sie hatte sich halb ausgezogen. Jetzt setzte sie sich auf und streifte in der Finsternis Hose und Unterhemd über. Geräuschlos rutschte sie von ihren Decken und schob sich, immer im Dunkeln, barfuß an der Wand hin. Jaelle schlief auf dem Bauch wie ein Kind, das Gesicht in der Armbeuge. Auf Zehenspitzen näherte sich Magda dem anderen Ende des Raums. Sie hielt den Atem an und wurde belohnt, indem sie einen der Männer sagen hörte »… ArdaisWelpe…« und »… zu Mittwinter zurückschicken…«
»Und welche Antwort hat die Lady…«
»Meinst du, er erzählt mir das? Alles, was ich…« Der Rest ging in aufbrandendem Gelächter unter. Dann fuhr einer der Männer hoch.
»Was war das?«
»Eine Maus oder Ratte wahrscheinlich. Gib mir die Flasche, du…«
Magda erstarrte. Der erste Sprecher stand auf und ging geradewegs auf die Stelle zu, wo sich Magda im Schatten verbarg. Sie wollte weglaufen, stolperte und fiel der Länge nach hin. Wieherndes Gelä chter drang ihr in die Ohren. Im nächsten Augenblick packten harte Hände sie, hoben sie hoch und trugen sie in den Kreis der Männer.
Der Mann, der sie gefangen hatte, stellte sie auf die Füße. »Da ist deine Maus oder Ratte, Jerral!«
Magda erkannte in ihm den großen, stämmigen Mann mit dem Schnurrbart, dessen Blick ihr gleich beim Betreten der Hütte Angst eingejagt hatte. Er beugte sich zu ihr nieder und nahm ihr Kinn in seine schinkengroße Hand.
»Bist du es leid, allein zu schlafen, chiya?« Er benutzte das Wort für »kleines Mädchen«, das in familiärer Intimität Zärtlichkeit, sonst aber Verachtung ausdrückt. »Auf welchen von uns bist du scharf, he? Ich wette, auf mich; du hast nach mir gesehen, das habe ich gemerkt.«
Magda rang verzweifelt nach Atem, versuchte zu denken. Sie wollte, sie konnte diese Männer nicht um Gnade anflehen!
»Ja-a, wir alle haben von den Freien Amazonen gehört«, sagte ein großer, schwarzhaariger Mann und knuffte den Schnauzbart mit dreckigem Grinsen in die Rippen. »Wecken wir die übrigen Mädchen auf, damit sie auch an der Party teilnehmen können! Was ist,

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