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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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bin emmasca, weißt du –, da hatte ich keine weiblichen Formen aufzuweisen, und drei der Zeuginnen befürchteten, ich sei ein Mann. Deshalb wurde ich ganz ausgezogen. Kindra war davon so betroffen, daß auch sie vergaß, mir zu sagen, ich solle mich wieder anziehen. Ich fühlte mich gedemütigt und weinte stundenlang. Aber das ist ein halbes Menschenalter her, und jetzt kann ich darüber lachen. Eines Tages wirst auch du darüber lachen, Schwester. Schlaf gut.«
»Du auch – Schwester«, brachte Magda mühsam heraus. Zum erstenmal in ihrem Leben benutzte sie das Wort in der intimen Form.
Eine nach der anderen schliefen die Frauen ein. Magda war fast zu müde, um zusammenhängend zu denken. Ich kann nicht in ein Gildenhaus gehen und Peter auf der Folter sterben lassen! Ein erzwungener Eid ist ungültig… und meine Loyalität gehört zuerst dem Imperium.
Sie war sehr erschöpft; gegen ihren Willen beschlich der Schlaf sie. Bruchteile des Eides hallten in ihrem Gehirn wider…. ein Kind nur dann gebären will, wenn es mein Wunsch ist… habe ich Peters Kind gewollt? Wenn nicht, warum habe ich dann geweint? Oder wollte ich nur, ich wollte es… weil ich ihn so enttäuscht hatte?
Schon im Halbschlaf dachte sie, daß sie sehr gern in ein Gildenhaus gehen würde, wenn ihre Mission nicht wäre. Als Amazone könnte ich hier ebensoviel leisten wie auf einem anderen Planeten, wo die Frauen frei sind.
Was ich auch tue, ich bin meineidig. Ich kann den Eid brechen, den ich meinen Schwestern geleistet habe – oder Verrat am Imperium üben. Mein ganzes Leben lang bin ich, ohne es zu wissen, zwei Frauen gewesen: eine Terranerin, eine Darkovanerin. Und jetzt bin ich zerrissen. Ich muß jemanden verraten, oder Peter wird zu Tode gefoltert.
Ist Peter es wert, daß ich meine Integrität opfere? Kann ich sie aufgeben? Und wenn ein Leben auf dem Spiel steht?
Plötzlich überwältigte sie der Schlaf, und sie fiel in bodenlose Dunkelheit.
Sie träumte von Peter Haldane. Er lag im Dunkeln auf Stein, kalt und allein und verängstigt. Und Magda war, als strecke er die Hände nach ihr aus und lege den Kopf an ihre Brust, was er nur ein- oder zweimal in der kurzen Zeit ihrer Liebe getan hatte: verwundbar, ohne die Maske männlicher Stärke und Unfehlbarkeit. Sie küßte und tröstete ihn in ihrem Traum, und er flüsterte ihr zu: »Du bist der einzige Mensch, dem ich vertrauen kann, Mag. Ich vertraue dir. Jeder andere geht darauf aus, mir die Kehle durchzuschneiden, nur du machst da nicht mit. Ich habe keine Angst vor dir, Mag, du bist der einzige Mensch, vor dem ich keine Angst habe.« Und sie wollte weinen, aber das durfte sie nicht, sie mußte jetzt stark genug für beide sein… Im Traum wischte sie ihm die Tränen ab und sagte: »Darkover ist auch für Männer keine einfache Welt.« Aber als sie erwachte, war sie allein.
    10
    Magda erwachte spät. In der Hütte herrschte helles Tageslicht. Die Amazonen hatten das Feuer wieder angeschürt und kochten das Frühstück. Magda schloß die Augen und tat, als schlafe sie. Doch sie wußte, daß sie die Entscheidung nicht länger hinausschieben konnte.
    Ich habe den Eid geleistet, um Zeit zu gewinnen. Ich habe nicht den Wunsch, ihn zu brechen. Ich habe gelernt – und zu spät gelernt –, daß ich fast mehr Darkovanerin als Terranerin bin, und ein Eid ist heilig. Darauf kommt es jetzt jedoch nicht an. Ich kann nicht zulassen, daß Peter zu Tode gefoltert wird. Ich bin eine Agentin Terras, und Peter ist mein Kollege.
    Nachdem sie das klar formuliert hatte, stiegen alle emotionalen Gründe der anderen Seite in ihr auf. Sie unterdrückte sie mit großer Anstrengung. Ihr Gesicht zeigte eine starre Ruhe. Ich habe meinen Entschluß gefaßt. Ich will an irgendeine andere Möglichkeit nicht einmal denken.
    Auch wenn es der falsche Entschluß ist?
Hör auf, Schluß mit dem Schwanken!
Magda begann zu überlegen, wie sie es durchführen könne. Die Amazonen planten, sie ins Gildenhaus von Neskaya zu schicken, das ein hübsches Stück von hier entfernt war. Und es lag in der entgegengesetzten Richtung von Nevarsin, wohin ihr Weg sie eigentlich führte. Bestimmt würden sie ihre Route nicht ändern, um sie nach Neskaya zu bringen, sondern eine oder höchstens zwei dafür abkommandieren. Magda wollte sich gefügig zeigen, bis sie unachtsam wurden und ihr vertrauten – Wie geschickt ich im Verrat bin! –, dann weglaufen und den kürzesten Weg zurück nach Thendara einschlagen. Sie werden mich in Sain

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