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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Scarp suchen, und wenn ich mich direkt dorthin begebe, nachdem ich meinen Schwur gebrochen habe, ist es ihr Recht, mich zu töten, sobald sie mich erblicken, und Peter wird sterben. Und wenn ich in Thendara angelangt bin – was dann?
    Ich kann nichts anderes tun, als Montray mitteilen, ich hätte versagt, und er habe – buchstäblich – eine Frau ausgesandt, die Arbeit eines Mannes zu tun, und das sei auf diesem Planeten unmöglich. Er wird jemand anders schicken müssen. Es ist dann gerade noch Zeit genug.
    Und welche Zukunft habe ich danach auf dieser Welt? Keine…
Magda akzeptierte die Tatsache, daß dies die Verbannung von ihrer eigenen Welt, die Darkover war, bedeutete. Sie konnte ihre alte Arbeit in Thendara nicht wie deraufnehmen. Sobald sie einen Schritt in die darkovanische Stadt tat, hatte jede Freie Amazone das Recht, sie zu töten. Sie würde eine Versetzung beantragen, irgendwo anders hingehen müssen.
    Auf einen Planeten, wo man einer Frau eine echte Aufgabe überträgt. Trübsinnig dachte sie, daß ihr Zusammentreffen mit den Freien Amazonen ihr wenigstens Stellenangebote einbringen würde, die ihren Fähigkeiten angemessen waren. Ich habe das vorhandene Wissen über sie vervierfacht!
    Die Vorstellung, Darkover zu verlassen, war von einem scharfen, fast körperlichen Schmerz begleitet. Aber es gab keinen anderen Weg. Sie ertrug es nicht mehr, in ihrer Arbeit für das Imperium allen möglichen Beschränkungen unterworfen zu sein, nur weil sie eine Frau war.
    Wenn ich hier als Freie Amazone leben könnte… aber der Preis dafür, daß sie ihren Eid hielt, war Peters Tod.
Auch er ist Darkovaner. Würde er sein Leben annehmen, wenn er wüßte, daß ich es mit einem Eidbruch und dem Opfer meiner Integrität erkauft habe? Der Gedanke war zu schmerzlich, als daß sie ihn hätte weiterverfolgen können. Magda zwang sich, aufzustehen und die endlose, sinnlose Selbstbefragung abzubrechen.
Jaelle, bereits angezogen, stand am Feuer und bereitete ein warmes Getränk aus geröstetem Korn; Magda hatte es in Caer Donn ein paarmal probiert. Sie füllte für Magda einen Becher. »Ich habe den anderen gesagt, sie sollten dich schlafen lassen; du mußt zu Tode erschöpft gewesen sein. Sie sind schon draußen bei den Pferden und werden bald aufbrechen. Du und ich nehmen dann den Weg zum Gildenhaus, wo dein Name in die Rollen der Charta geschrieben werden wird.«
In einem letzten verzweifelten Bemühen um Jaelles Verständnis sagte Magda: »Ich habe dir erzählt, daß es bei meiner Mission um Leben und Tod geht. Mein Verwandter wird zu Tode gefoltert, wenn ich ihn nicht bis Mittwinter auslöse.«
Jaelles Blick verriet Mitgefühl. Trotzdem antwortete sie: »Du hast durch deinen Eid jede Verpflichtung gegenüber einem Mann, einem Haushalt, einer Familie oder einem Clan von dir geworfen, Schwester. Jetzt bist du uns verpflichtet.«
In äußerster Verzweiflung ballte Magda die Hände zu Fäusten. Jaelle meinte freundlich: »Wenn wir im Gildenhaus sind, kannst du deinen Fall den Gildenmüttern vortragen. Vielleicht kommen sie zu dem Schluß, daß dein Anliegen den Eid nicht verletzt, und schicken jemand anders an deiner Stelle, um ihn auszulösen. Zeit genug wäre dann noch. Aber ich bin nicht berechtigt, diese Entscheidung zu treffen.«
Magda wandte sich abrupt ab. Du wirst mich ziehen lassen müssen, Jaelle, dachte sie grimmig, und wenn ich dich töten muß.
Die anderen Frauen kamen lachend und plaudernd vom Stall herein und unterhielten sich über den vor ihnen liegenden Ritt. Jaelle sagte: »Ihr könnt reiten, wann ihr wollt, aber ihr müßt eine andere Anführerin wählen. Margali und ich reisen nach Neskaya.«
»O Jaelle«, protestierte Gwennis, »du hast diese Aufgabe übernommen, weil dein Bruder dort ist und du ihn seit Jahren nicht mehr gesehen hast! Beauftrage eine von uns damit, Margali nach Neskaya zu bringen! Ich will gern mit dir tauschen.«
Jaelle schüttelte lachend den Kopf. »Gerade erst habe ich Margali daran erinnert, daß unsere Loyalität zuerst der Gilde gehört, und nicht der Verwandtschaft. Und was meinen Bruder betrifft, so hat ein Junge von zehn wenig Verlangen nach dem Besuch einer erwachsenen Schwester. Ich werde ihn zu Mittsommer in Ardais wiedersehen, und abgesehen davon wird Dom Gabriel ihm genug über den Schandfleck der Familie erzählt haben, daß es ihm lieber ist, mein Anblick bleibt ihm erspart!«
Magda fragte: »Ist dein Bruder ein Mönch?« »O nein! Er wurde nur wie viele

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