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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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gibt dunkle Dinge in dieser Stadt“, erwiderte ich rätselhaft und düster und erntete einen kurzen Blick der Gräfin.
    „Sie sind ein merkwürdiger Mann. Fallen Sie bloß nicht zu sehr auf, das könnte Auswirkungen haben.“
    „Sie haben sicherlich recht.“ Wir tanzten den Tanz zu Ende, und als wir uns trennten, knickste die Dame, und ich hauchte ihr einen Kuss auf die Hand. Aus ihren kalten Augen sah sie mich wärmer an, als ich es für möglich gehalten hätte, und begab sich dann wieder in die Höhle ihrer Löwen.
    Domek hatte nun ebenfalls das Gespräch mit dem Professor gesucht, und mir wurde mit einem Stich bewusst, dass ich wenig über meinen Freund wusste. Er war immer auf der Suche nach Innovationen – wer konnte schon sagen, was er wann mit dem Professor gemauschelt hatte? War der Professor vielleicht erst durch Domek auf meine Æmelie aufmerksam geworden? Ich packte Ynge wieder fester.
    „Das Ætherlot – wurde es schon in Betrieb genommen?“
    „Es befindet sich in der Erprobungsphase“, antwortete der Professor Domek mit der schnarrenden Stimme, an die ich mich noch erinnern konnte. „Schiffe befinden sich allerdings unterhalb des wahrnehmbaren Bereichs des Funkmessgeräts und werden demzufolge noch nicht detektiert. Aber ankommende Luftschiffe verzeichnen wir erfolgreich. Eine nächtliche Fluchtaktion wie die der Gräfin Elsbeð wird in Zukunft sofort bemerkt werden.“ Er lächelte zufrieden, ein Lächeln mit beinahe farblosen Lippen. Das Monokel baumelte an einer Goldkette von seinem Kragen herunter und fing das warme Licht der Lampen ein.
    Ich wünschte, der Gräfin wäre es gelungen, dem Kaiser in die Hände zu spielen. Ich war nicht besonders kaisertreu – ebenso wie die Kirchen durch ihre zermürbenden Kriege an Glaubwürdigkeit und Integrität verloren hatten, hatte auch der Kaiser durch sinnlose Allianzen, ausweglose Fehden und hoffnungslose Invasionen viele Getreue verloren. Dennoch wünschte ich Hoesch, von Pappelheim, Roþblatt und all diesen aufgeblasenen Æstanern einen Verlust nach dem anderen.
    „Noch ist das Ætherlot sehr groß, doch wenn wir es verkleinern können, ist es sicherlich möglich, es auch auf Luftschiffen zu installieren und so Kaperangriffen zu entgehen“, führte Roþblatt weiter aus und strich zufrieden über den Knauf seines Spazierstocks. In diesem Moment wurden mir sogar die meist friesischen oder vlæmischen Piraten sympathisch.
    „Ah, Naðan“, sagte Domek hilfreich und zog mich heran. „Darf ich Ihnen Naðan vorstellen, einen Freund der Familie? Er malt wunderbare Bilder.“
    Der Professor nickte mir knapp zu. „Der Herr mit der Puppe, er ist mir schon aufgefallen, als er getanzt hat. Was ist das für ein Geheimnis mit Ihrer Puppe, junger Mann?“
    „Ich weiß nicht“, stammelte ich, von Domek am Arm an der Flucht gehindert.
    „Sie müssen wissen, ich bin Arzt. Nicht nur des Körpers, sondern auch der Seele. Ich verstehe mich auf den Verstand und darauf, wann kein Verlass mehr auf ihn ist. Sind Sie ein besonders interessanter Fall für mich?“
    „Ich weiß nicht“, gab ich erneut zu.
    „Erzählen Sie mir doch, was das für eine Puppe ist! Was bedeutet Sie Ihnen?“
    „Sie gehörte meiner Frau Æmelie, und Sie haben sie umgebracht.“ Ich dachte, ich hätte es gesagt. Ich dachte es eine ganze Zeitlang, bis mir bewusst wurde, dass Domek und der Professor mich weiterhin erwartungsvoll anblickten. Vielleicht hatte ein hilfreicher Geist meine Zunge gelähmt.
    „Sie ist ein Andenken.“
    „Ein so wertvolles, dass Sie es niemals aus der Hand geben?“
    „Ganz recht. Niemals. Bis ich dein Blut über die Flanke des Eisbergs verteilt habe.“ Ich glaube, ich sagte auch den letzten Teil nicht, denn Roþblatt nickte nur wissend, als sei er sich völlig sicher, einen Nervenkranken vor sich zu haben. „Wenn Sie einmal mit mir darüber sprechen möchten, ich finde das hochinteressant. Kommen Sie einfach ins Stift, ich bin eigentlich immer dort. Ich lebe für die Wissenschaft, wie Ihr Freund Domek Ihnen sicherlich berichten kann.“
    „In der Tat.“ Domeks Blick war besorgt und galt mir. Ich nickte. „Vielen Dank für das Angebot. Ein Mann kann nie genug über sich selbst wissen.“
    Ich starrte in Domeks Gesicht. Hast du sie verraten? Hast du sie an diesen Mann verraten?
    Doch nun begann die Übergabe der Geschenke an die volljährige Konstanze. Viele Päckchen mit prächtigen Schleifen wurden herangeschafft und mit viel Brimborium

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