Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
Vom Netzwerk:
polternd.
    „Herr von Erlenhofen, wir haben Order, Sie zu diesem Luftschiff zu bringen“, erläuterte einer der blonden, kernigen, trotz der Kälte sehr gesund aussehenden Soldaten.
    „Das dachte ich mir. Sie können mich loslassen“, beharrte ich. Neue Zuversicht hatte mich nach Ynges Worten durchflossen. Das hier würde nicht mein Ende sein. Selbst, wenn sie mich nach Æsta zurückbrächten und meinen Fluchtversuch vereitelten – das würde mich Æmelie wieder näherbringen, und ich würde eine Möglichkeit finden, ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
    Die Soldaten ließen mich los, untätig baumelten meine Arme herab, schicksalsergeben öffnete ich mich für die beeindruckend eisige Ödnis um mich herum, atmete die schneidende Luft ein, die mir Bronchien und Lunge zuschnürte.
    Eine Schneise führte ins Inland – der Boden war gemartert von zahlreichen Radfurchen, von Maschinen und dem heißen Dampf, der das Eis zurückgetrieben hatte. Am Ende dieser Schneise, welches ich nicht sehen konnte, stieg schwarzer Rauch in dichten Schwaden auf und vereinigte sich mit dem Nebel, der nun hochgezogen worden war wie ein Vorhang und sich weit über unseren Köpfen zu einer Wolkenbank vereinte.
    Ein zweites Luftschiff lag bereits dort vor Anker, wo nun auch das des Herzogs anlegte und zahlreiche Seile der bereitstehenden Bodenmannschaft zuwarf. In diesem Moment wurden die Taue des größeren, bislang still schwebenden Luftschiffs gekappt, das Schiff ruckte, vom Wind getragen, Richtung See, bevor es seinen Kurs korrigierte.
    Auch die Soldaten sahen hinauf, als etwas krachte. Etwas rauchte. Gefolgt wurde es von einem Splittern und Bersten, als die Gondel des Æstaner Luftschiffes von einer Kanonenkugel aufgesprengt wurde. Die Kugel riss treffsicher den Dampfkessel entzwei, Rauch quoll aus der Kabine des schmalen, wendigen Schiffes und machte all seine Vorteile zunichte. Die Soldaten waren so überrascht, dass sie nicht einmal aufschrien. Drei weitere Kanonen krachten, höher gezielt rissen sie die Gashülle auf. Nach einer Salve nur glich das elegante Gefährt des Herzogs einem Wrack, das bereits schief gegen den Ankermast schwankte.
    Jetzt wurden allerorten Schreie laut. Ich bildete mir ein, sogar Rufe vom Hafen herüberschallen zu hören.
    „Was ist das für ein Schiff? Sofort aufhalten!“
    Geistesgegenwärtig wandte sich der ältere der beiden Soldaten um. „Pass auf ihn auf. Er ist der Hurenmörder, den auf Æsta alle suchen.“
    Der feiste Stiernacken mit dem Schafsgestank packte mich und riss mich einige Schritte zur Seite.
    Staunend betrachtete ich, wie Brandsätze auf das Luftschiff des Herzogs einprasselten, um das Gas in Flammen zu setzen, und obgleich es nicht gelang, floh die Mannschaft nun schreiend vom Schiff.
    „Die Ratten“, grinste mein Bewacher mit schwerer Zunge.
    Das andere Luftschiff – die Gashülle war schmutzig grau und ohne Erkennungszeichen, die Gondel besaß einen geräumigen Laderaum und wenige Fenster, und die Dampfmaschine gab ein imposantes Zischen von sich – begann nun, sich den nahenden Soldaten zu entziehen. Brandsätze und Musketenkugeln prasselten auf die überforderten Arbeiter und Befehlshaber hinunter. Ich wollte bereits mein Heil in der Flucht suchen, als sich das dröhnende Luftschiff über uns befand. Da wurde etwas heruntergeworfen. Es war ein Seil mit einem schaukelartigen Brett daran, dessen bloßer Anblick mich schwindeln machte. Mein Bewacher grinste breit mit erstaunlich großen, gesunden Zähnen und packte das Seil.
    „Schnell, du Angsthase. Grüß die Haukestochter von Eppo!“
    Mit einer Bewegung, die ihn nicht sonderlich anzustrengen schien, beförderte mich der Mann an das Seil, und schreiend klammerte ich mich daran fest, während mir Musketenschüsse um die Ohren pfiffen.
    Das Seil wurde in die Höhe gezogen, und der Schwindel machte, dass ich mich auf die bemitleidenswerten Gestalten unter mir erbrach, doch ich hielt mich dabei fest, und auch Ynge spürte ich deutlich in meiner Tasche.
    Das Dröhnen wurde lauter, und nach einem sehr lang erscheinenden Augenblick wurde ich von zahlreichen Händen in den Innenraum des Luftschiffes befördert, wo ich mich noch einmal würgend übergab und mich an einem Boden festhielt, der mich nur wenige Zentimeter von der leeren Luft trennte.

Unter Friesen

    Hautbild
    A ls Magen und wirbelnde Gedanken zur Ruhe kamen, bemerkte ich, dass um mich herum Gelächter laut geworden war, welches sich nun jedoch langsam ebenfalls

Weitere Kostenlose Bücher