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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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großes Reich regieren?«
    »Du wirst nicht allein sein. Ich stelle dir Eglon an die Seite. Er wird dir ein ebenso treuer Ratgeber sein wie deiner Mutter. Als Obersten der Leibwache gebe ich dir Asor, einen jungen Krieger, den du vielleicht schon im Palast gesehen hast. Deine Mutter nannte ihn Bochim. Ich verspreche dir, wenn du auf diese Männer hörst und alles tust, was sie dir sagen, bricht für dich ein goldenes Zeitalter an.«
    »Bochim?«, wunderte sich Og. »M-m-mein Bruder? Ist er hier?«
    »Ja«, antwortete Gaal mit dunkler Stimme. »Er muss für mich noch einen Mann töten. Danach wirst du ihn kennenlernen.«

Das Haus der Gebeine
    W ie eine gefangene Raubkatze lief der junge Feuerbändiger in der Krypta auf und ab. Dabei führte er mit seinem Schwert unentwegt Streiche gegen unsichtbare Gegner. Für einen Hitzkopf wie ihn kam das Warten einer Folter gleich. »Warum kommt der Priester nicht?«, fragte er nicht zum ersten Mal. Seine helle Stimme überschlug sich vor Anspannung. »Das dauert mir zu lang. Da ist was passiert.«
    Die Glut der letzten Fackel wurde zusehends schwächer. Stunden waren seit Eglons Fortgang vergangen.
    Marnas und Veridas, ganz in sich versunken, saßen einander auf dem staubigen Boden der Grabkammer im Schneidersitz gegenüber. Ohne die Augen zu öffnen, sagte der Hüter: »Was habe ich dir eigentlich beigebracht, Pyron? Du musst deine Gefühle zügeln. Finde deinen inneren Schwerpunkt, sonst gerätst du aus dem Gleichgewicht.«
    »Mein Schwerpunkt ist draußen, Meister. Unter dem Sternenhimmel.«
    »Es ist gerade erst dunkel geworden«, mahnte Taramis ihn zur Besonnenheit. Er kauerte auf der steinernen Wendeltreppe. Ihm war bewusst, dass die Ungeduld längst auch seine anderen Kameraden angesteckt hatte. Zwischen all den Totengebeinen zur Untätigkeit verurteilt zu sein, war für ihn mindestens so qualvoll wie für sie.
    »Wie kannst du das so genau wissen?«, brummte Gabbar.
    »Ich habe ein besonderes Gespür für Zeit. In meinen Händen schmilzt sie oder wird zäh wie Harz.«
    Die Fackel verglomm. In der Kammer wurde es stockfinster.
    »Na klar!«, stöhnte Zur. Der Lauscher hockte auf dem Rand einer niedrigen Mulde. Das Skelett hatte er an die Rückwand geschoben.
    »Ich mach uns Licht«, sagte Pyron.
    Ehe Taramis ihn zurückhalten konnte, züngelten Flammen aus einer Grabnische unter der Decke.
    »Das ist pietätlos«, beschwerte sich Masor. Er lehnte mit der Schulter an der Geheimtür.
    »Feuerbestattungen sind würdevoll«, widersprach der junge Heißsporn.
    Taramis seufzte. »Also gut. Ich gehe nach oben und sehe mich um.«
    »Ich komme mit«, rief Aragor sofort.
    »Ich auch«, setzte Pyron rasch hinzu.
    »Unter einer Bedingung«, verlangte Taramis.
    »Ja?«
    »Du löschst auf der Stelle den Priester. Der Qualm bringt uns noch alle um.«
    Marnas sprach leiser als sonst. Er hatte Taramis auf die Seite gezogen, weil er dessen Autorität vor den anderen wohl nicht untergraben wollte.
    »Willst du Gaal nicht doch wieder mitnehmen?«, flüsterte er. Das von Zur entfachte Feuer warf mehr Schatten als Licht auf sein ernstes Gesicht.«
    Taramis schüttelte den Kopf. »Nein, Meister. Ich setze nicht das Leben der Männer aufs Spiel, um diesen Abschaum aus Lebesis Privatgemächern zu befreien. Soll sie ihm doch alle Stacheln ausreißen und ihn, wenn sie seiner überdrüssig ist, im Kerker verrotten lassen. Er hat es verdient.«
    »Einen General zurückzulassen ist eine Sache, Taramis, aber der König von Dagonis ist ein zu kostbares Faustpfand, um es einer unberechenbaren Frau wie ihr zu überlassen. Du bist jetzt ein Nebelwächter.«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Das Wohl Beriths muss für dich absoluten Vorrang haben.«
    »Genau aus diesem Grund lassen wir den Fischkopf hier. Dieser Reghosch hat fast die Hälfte von uns getötet. Ich nehme an, Gaal ist sein Meister und ihm sogar noch überlegen. Es grenzt schon an ein Wunder, dass der König bis jetzt niemandem von uns ernsthaft geschadet hat. Wir sind zu wenige, um auf eine so gefährliche Kreatur aufzupassen und nebenbei noch Eli und Shúria aus den Händen der Kirries zu befreien.«
    Marnas nickte. »Du bist unser Anführer.«
    »Ja, und ich fühle mich nach wie vor mies dabei. Du solltest an meiner Stelle stehen, Meister. Wir können gerne tauschen.«
    »Meine Tage sind Vergangenheit, du bist die Zukunft. Möge Gao dich segnen.«
    Taramis seufzte. »Ich habe den Männern etwas versprochen. Lass uns später weiterreden.« Er

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