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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Gefährten die Fluchtstrategie dar.
    »Sollten wir nicht durch den Geheimgang in den Palast zurückkehren?«, flüsterte Oban.
    »Nein«, widersprach Taramis leise. Unbewusst stampfte er mit dem Stab auf, den er unverhüllt in seiner Hand hielt. »Wenn sie den Ausgang des Tunnels kennen, dann auch seinen Eingang. Der Überraschungsmoment ist auf unserer Seite, wenn wir sofort losschlagen.«
    »Das ist gut«, stärkte ihm der Hüter von Jâr’en den Rücken. »Wir müssen uns ihnen hier und jetzt stellen, bevor sie ihren Ring noch enger um uns zuziehen.«
    »Was nicht bedeutet, dass ihr euch in unnötige Kämpfe verwickeln lassen sollt«, stellte Taramis noch einmal klar. Er hatte die Männer in Paare eingeteilt. Oban würde an seiner Seite kämpfen. Jedes Duo sollte versuchen, sich zu der Wiese durchzuschlagen, auf der er tags zuvor die Drachenkröte gesehen hatte.
    »Bist du dir sicher, dass du das Biest reiten kannst?«, brummte Gabbar.
    »Nein. Aber anders kommen wir hier nicht weg.«
    »Dir ist doch klar, dass Oban kein Zeridianer ist. Wenn die Kröte keine Kiemenkapsel hat, müssen wir ihn zurücklassen.«
    »Er meint, das Tier sei ein Geschenk Gaals für Lebesi. Und sie hat auch keine Kiemen-«
    »Macht euch um mich keine Sorgen«, beendete der Hauptmann die Diskussion. »Ich bin hier zu Hause und finde immer irgendwo ein Versteck.«
    »Dann geht alle auf eure Positionen. Steht still und wartet, bis der Feind sich zeigt. Marnas gibt das Zeichen.«
    Die Paare verteilten sich vor den Fenstern: Taramis mit Oban, Masor mit Pyron, Zur mit Aragor; Gabbar und Marnas nahmen gemeinsam Veridas unter ihre Fittiche. Neun steinerne Statuen, so schien es, warteten darauf, dass die Hydra ihre Köpfe herausstreckte. Viele beteten zum Herrn der Himmlischen Lichter um Kraft. Auch Taramis hatte dies getan, bevor er den Geist auf seinen Freund richtete, der weit draußen im Ätherischen Meer umherschweifte.
    Plötzlich hob der Hüter von Jâr’en den Arm und sammelte seinen Willen. Die Häscher wagten sich aus der Deckung, um näher an das Grabhaus heranzurücken. Oder war das schon der Angriff? Marnas ließ die Hand herabfallen.
    Krachend zerbarsten die Fenster. Abertausende von Scherben flogen rasiermesserscharfen Geschossen gleich in die Nacht hinaus.
    Sofort drängten seine Gefährten ins Freie. Auch Taramis schwang sich durchs Fenster hinaus. Oban folgte ihm mit gezücktem Schwert.
    Im Park herrschte das Chaos. Rings um das Gebäude lagen mit Glassplittern gespickte Soldaten und schrien vor Schmerzen.
    »Haltet etwas Abstand, Oban«, rief Taramis über die Schulter. Er wollte den Hauptmann nicht unnötig in Gefahr bringen, hielt er doch genau auf die Stelle zu, wo er zuletzt den wandlungsfähigen Dagonisier gesehen hatte. Ein anderer Fluchtweg kam für ihn nicht infrage, weil ihn die verschwommene Gestalt im Fenster an jemanden erinnerte, den er nur aus den Schilderungen anderer kannte. Ob er nun Asor oder sonst wie hieß, Taramis verlangte danach, Xydias Mörder endlich zu stellen.
    Unvermittelt sprang ein junger Krieger mit Wurfspieß und gezücktem Kurzschwert hinter dem knorrigen Stamm hervor. Seine Bewegungen waren so geschmeidig wie die einer Schlange, das Aussehen eher klobig. Brustpanzer und Unterleibsschutz glichen dem der Palastgarde, waren aber schlichter, ganz abgewetzt und teilweise zerbeult. Er hatte schulterlanges Haar, ungewöhnlich breite Schultern und war mehr als sechs Fuß groß. Mit seiner Waffe deutete er auf den heranstürmenden Nebelwächter und brüllte: »Das ist Lebesis Mörder. Tötet ihn und alle Mitverschwörer!«
    Die Regentin ist tot? Fast wäre Taramis vor Überraschung gestolpert. Ausgerechnet ihm wollten sie das Attentat in die Schuhe schieben. Was für eine infame Lüge! Zorn brachte sein Blut zum Kochen und ließ ihn noch schneller laufen. Ihm schwante, dass Gaal hinter diesem Ränkespiel steckte. Und ihm wurde noch etwas bewusst.
    Er hatte seinen Gegner unterschätzt.
    Rund um das Gebäude tauchten Dutzende Soldaten auf. Ihre Reihen waren eng gestaffelt. Zu dicht für die Zeridianer, um einfach durchzubrechen. Offenbar waren die von den Glassplittern niedergestreckten Männer nur ein Köder gewesen. Der junge Recke musste mit einem ungewöhnlichen Befreiungsschlag aus dem Grabhaus gerechnet haben. Jetzt nahmen Scharfschützen die angeblichen Rebellen unter Beschuss.
    Ein undurchdringlicher Schattenring senkte sich vor die Leibgardisten, um die Ziele zu verschleiern. Aragor griff endlich

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