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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Königliche Hoheit. Bitte vergebt mir, Eure …«
    »Wartet!«, rief Natsar in der gleichen sprunghaften Manier, die man von der Regentin kannte.
    Der Gardist verharrte in gebeugter Haltung und hob nur den Blick. »Hoheit?«
    Lebesis Gesicht lächelte. Ihre Stimme wurde weich. »Heute war für uns alle ein anstrengender Tag. Zwei Posten vor der Tür genügen vollauf, der Rest darf sich zurückziehen.«
    »Aber, Hoheit, das darf ich nicht …«
    »Wer bestimmt, was Ihr dürft und was nicht?«, fuhr Natsar dem Soldaten mit schneidender Stimme über den Mund.
    »Ihr, Königliche Hoheit.«
    »Gut, dass Ihr Euch daran erinnert. Und nun geht. Sollte Unser Sohn Uns besuchen wollen, dürft Ihr ihn hereinschicken. Ach, und dieser Priester …«
    Der Mann runzelte verwundert die Stirn. »Ihr meint seine Exzellenz Eglon?«
    »Ja. Ihn dürft Ihr mir ebenfalls melden.«
    »Sehr wohl, Eure Königliche Hoheit.«
    »Das wäre alles. Gute Nacht.« Natsar wedelte mit Lebesis Hand.
    Der Soldat zog sich verwirrt zurück.
    Nachdem die Tür geschlossen war, begab sich der Antisch wieder zur Leiche der Regentin und betrachtete sie mit einem Anflug von Bedauern. Trotz erheblicher Unterschiede im Äußeren gab es zwischen Dagonisiern und den Bewohnern anderer Inseln mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes. Der Demiurg Melech-Arez hatte für seine Welt nur eine einzige vernunftbegabte Rasse erschaffen. Erst später gingen aus dieser die verschiedenartigen Völker Beriths hervor. Wenn sich die Empfindungen von Antischen im Vergleich zur Gefühlswelt der Ungestreiften auch nur wie eine Kreidezeichnung neben einem bunten Ölgemälde ausnahmen, waren sie doch nicht gänzlich farblos. Deshalb ließ Natsar der Tod Lebesis auch nicht völlig kalt. Er hatte mit ihr einen Augenblick erlebt, den die Ungestreiften Liebe nannten.
    Als er den Blick von der Mutter seines Sohnes abwandte, hatte er sich wieder in einen Feuermenschen verwandelt. Immer noch atmete er schwer von der Anstrengung. Trotzig riss er sich den falschen Verband vom Hals. Die Blutflecke stammten nicht von ihm, sondern von den Ungestreiften, die ihm die Giftstachel ausgerissen hatten, bevor er sie töten konnte.
    Ein einziger Dorn war ihm noch geblieben. Zu wenig, um seine ganze Macht auszuspielen. Zum Glück wuchsen die Stacheln nach und damit würde sich bald auch wieder seine mentale Kraft ungehemmt entfalten.
    Müde ließ er sich neben der toten Regentin auf den Teppich sinken, schloss die Augen und verfiel in eine meditative Starre. Sein Herzschlag verlangsamte sich und die Körpertemperatur sank. So pflegten Antische im Zustand größter Erschöpfung neue Energie zu sammeln. Die Privatgemächer der Regentin waren dafür in dieser Nacht wohl der geeignetste Ort in ganz Peor. In seiner jetzigen Verfassung wollte er auf keinen Fall diesem Taramis in die Hände fallen. Ob er wohl noch in der Nähe war?
    Im Geiste spielte Natsar seine nächsten Schachzüge durch. Er war sicher gewesen, dass Lebesi ihn freilassen würde. Mit ihrem Verrat hatte sie seine Pläne durchkreuzt. Komana besaß nach Dagonis die stärkste Armee der Welt. Er durfte nicht zulassen, dass ein Emporkömmling wie dieser junge Tempelwächter sich an die Spitze dieser Heerscharen stellte.
    Längst hatte sich die Nacht über Peor gesenkt, als der in sich versunkene König plötzlich ein Rascheln hinter sich vernahm. Dieselben Reflexe, an denen Lebesi gescheitert war, ließen ihn augenblicklich flach zu Boden sinken. Gerade noch rechtzeitig, um dem Speer auszuweichen, der über ihn hinwegzischte.
    »Alarm! Gaal ist los!«, brüllte Eglon.
    Natsar lag bäuchlings auf dem Teppich und blickte zu dem wütenden Oberpriester auf. Er konnte nicht fassen, dass der Kahlkopf sich so leise angeschlichen hatte. Offenbar litt er stärker unter den Folgen der Torturen, als ihm bewusst gewesen war. Der Wurm hatte es nicht nur gewagt, ihn mit einem Spieß anzugreifen, jetzt ging er auch noch mit einem Schwert auf ihn los.
    »Er hat die Regentin ermordet«, schrie Eglon und stürzte sich auf den Antisch.
    Natsar rollte sich auf dem Boden herum, um wieder auf die Beine zu kommen.
    »Lasst ihn nicht entkommen!«, rief einer der Leibwächter von der Tür her.
    Dem König wurde schlagartig klar, dass ihm keine Zeit zum Taktieren blieb. Er musste den zornigen Priester loswerden, bevor diesem die Gardisten zu Hilfe kamen. Natsar drehte sich auf den Rücken, riss die Arme hoch und tat so, als habe der Schreck ihn gelähmt. Ihm blieb nur ein

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