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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Dreißigjährigen.
    »Das habt Ihr fein beobachtet, Herr … Jagur?«
    »Ganz recht. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Ich …« Ein Geräusch aus den Tiefen des Raumes ließ Taramis herumfahren. Er sah eine geduckte Gestalt davonhuschen.
    »Das ist nur Tagor, mein Diener«, erklärte der Kirrie gutgelaunt. »Sein Geist ist etwas verkümmert, weil er dem König zu lange im Kerker von Karka gedient hat. Tagor sorgt hier für Ordnung.«
    Gabbar kratzte sich verwirrt am Kopf, während sein Blick durch das Chaos schweifte.
    Taramis schaffte es im zweiten Anlauf, seinen Namen zu nennen. Auch seine Begleiter stellte er vor. Er hatte in den letzten Tagen viel darüber nachgedacht, wie er dem auf Dun ansässigen Kirrie eines der bestgehüteten Geheimnisse seines Volkes entlocken sollte. Jagur machte einen gelösten Eindruck. Ihm gleich mit dem Feuerstab zu drohen, hielt Taramis für unangebracht. Daher appellierte er mit einem lebhaften Bericht vom Überfall auf die Heilige Insel zunächst an die Vernunft und die Gefühle des Malonäers. Wie gewohnt bekam Gabbar feuchte Augen, als der tragische Tod Xydias und Lasias zur Sprache kam. Im runzligen Gesicht des Zwerges machte sich Bestürzung breit.
    »Dazu also brauchte er das Qimmosch«, murmelte er.
    »Wer?«, hakte Taramis sofort nach. Sein Blick wanderte zu den Säckchen neben der kleinen Balkenwaage. Qimmosch? Hatte Mutter dieses Wort nicht erwähnt, bevor sie starb?
    Jagur zog eine Grimasse, als bedauere er die eigene Geschwätzigkeit. »König Dov. Ich musste ihm Unmengen von dem Nesselpulver besorgen.« Seine gute Laune war wie weggewischt. Mit der Nachricht von der Beteiligung seines Volkes am Überfall auf Jâr’en hatte der Nebelwächter ihn kalt erwischt.
    Taramis deutete auf die Säckchen. »Das rote Zeug in den Beuteln – ist das dieses Nesselpulver?«
    Der Kirrie nickte. »Die Duner nennen es Qimmosch. Seine Wirkung wurde durch Zufall entdeckt, nachdem man drei tote dagonisische Kundschafter in einem Wald gefunden hatte. Keine Anzeichen von Gewalt waren zu erkennen. Die Leichen lagen friedlich um ein erloschenes Lagerfeuer herum.«
    »Lasst mich raten: Sie hatten Zweige und Laub des Drachenzungenbaumes verbrannt.«
    »Ihr kennt die Geschichte also schon?« Jagurs Miene hellte sich wieder etwas auf.
    »Ein Händler hat uns lediglich den Grund für die vielen Feuer auf Dun verraten. Warum ist das Nesselpulver rot und nicht aschgrau?«
    »Weil es nicht im Feuer, sondern im Mörser durch Zerreiben von getrockneten Blättern des Drachenzungenbaumes hergestellt wird. Nur wenn es so fein ist wie Puder, kann es seine Wirkung entfalten: Blast Ihr das Pulver einem Fischkopf ins Gesicht, dann geht ihm an der Luft die Puste aus. Wahrscheinlich hat Dov es sich von mir besorgen lassen, weil er den Dagonisiern nicht traut. Mir ist allerdings schleierhaft, wie die Kiemenatmer es überhaupt schaffen, in unseren Luftblasen zu überleben.«
    »Das ist ein Geheimnis, ebenso streng gehütet wie die Lage Eurer Heimatinsel. Darin liegt die Stärke der Antische und zugleich ihre größte Verwundbarkeit.«
    Jagur deutete beiläufig auf die Säckchenreihe. »Wie das Qimmosch beweist – Dagonis hat bisher keinen weiteren Versuch unternommen, die Blaue Insel anzugreifen. Ihr sprecht so, als hättet Ihr das Geheimnis der Luftatmung dieser verdammten Fischköpfe ergründet.«
    »Ja. Und wir sind bereit, unser Wissen mit jedem zu teilen, der sich auf die Seite der Kinder des Lichts stellt.«
    Gabbar nickte zustimmend.
    Jagur kniff ein Auge zusammen. »Warum schaut Ihr mich dabei so komisch an?«
    »Weil mir mein Gefühl sagt, dass Ihr Euch nicht zu den Kindern der Finsternis zählt.«
    »Wenn Ihr Euch da mal nicht irrt, Herr Taramis. Ich bin ein Kirrie. Mein Volk lebt im Mutterschoß von Malon, in einer ziemlich dunklen Welt.«
    »Wollt Ihr mich für dumm verkaufen?«, entgegnete Taramis gereizt. »Ihr wisst genau, was ich meine. Ich spreche von allen, die sich nicht vor einem Fischgötzen in den Staub werfen wollen. Ihr könnt mir nicht vormachen, Ihr würdet den Überfall auf Jâr’en und die Entführung des Hohepriesters billigen.«
    »Und wenn schon. Ich kann daran nichts ändern.«
    »O doch, Jagur! Ihr braucht uns nur zu sagen, wie wir die Insel Malon finden. Oder besser noch: Ihr führt uns selbst nach Karka und helft uns, Eli und seine Tochter zu befreien.«
    »Ach, Ihr wollt, dass ich mich des Hochverrats schuldig mache? Na, wenn das alles ist.« Der Weißschopf lachte

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