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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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laut auf und wurde sogleich wieder ernst. »Lasst mich bitte eins klarstellen, Herr Taramis. Ich bin Euch und dem Hüter von Jâr’en mehr als gewogen. Den tapferen jungen Tempelwächter mit dem legendären Stab Ez bewundere ich seit dem Tag, als ich zum ersten Mal von Euren Heldentaten hörte. Und nun steht Ihr und Marnas leibhaftig vor mir. Wie könnte ich an Eurem Bericht zweifeln?«
    »Ihr braucht uns nicht zu schmeicheln, Jagur. Ein Krieg der Götter ist entbrannt, und jeder muss darin Stellung beziehen. Früher oder später …«
    »Nur damit das klar ist«, ging der Kirrie dazwischen. »Ich mag nicht sonderlich fromm sein, doch ich bin kein Götzenanbeter. Den Herrn der Himmlischen Lichter, seine Priester und die Wächter seines Hauses habe ich immer geehrt und geachtet. Aber was Ihr da von mir verlangt, das kann ich nicht tun. Ich stehe beim König im Wort. Malon ist das Herzland der Kirries. Höchstens eine Handvoll Bewohner anderer Inseln kennen seine Lage. Sie ohne Dovs Zustimmung preiszugeben, wäre ein elender Verrat an meinem Volk. Selbst wenn ich dem Zorn des Bären entkäme, könnte ich mit der Schmach nicht leben. Und sollte mir jemand mit Gewalt meine Ehre nehmen wollen, dann bekommt er es mit meiner Lehi zu tun.« Jagur straffte trotzig den Rücken und warf einen Seitenblick auf seine Axt.
    Angesichts dieser unverhohlenen Drohung wusste Taramis nichts mehr zu sagen. Hilfesuchend blickte er seine Freunde an. Gabbars Miene verriet einen besorgniserregenden Mangel an Verständnis. Marnas schüttelte kaum merklich den Kopf. Er empfand wohl genauso wie sein Schüler. Dieser Jagur sah sich als Mann mit Prinzipien. Vielleicht war er auch nur ein Sturkopf. Jedenfalls schien er seine Meinung lieber mit der Streitaxt verteidigen zu wollen, als ein Umdenken auch nur in Erwägung zu ziehen.
    »Dann ist es vielleicht besser, wenn wir Euch von Eurem Elend befreien, Herr Zwerg«, brummte Gabbar, setzte behutsam den Ameisenkäfig auf einem Fass ab und ließ jäh seine Waffe nach oben schwingen.
    Jagur sprang überraschend schnell vom Hocker, griff nach der eigenen Axt, stellte sich breitbeinig hin und knurrte: »Ich bin kein Zwerg, Herr Riese, sondern ein Kirrie .«
    Taramis war sich nicht bewusst gewesen, wie sehr sein leidenschaftlicher Appell das empfindsame Herz des Freundes angerührt hatte. Die Hoffnung auf eine freundschaftliche Einigung konnte er wohl begraben. Wollte er sich das Heft nicht ganz aus der Hand nehmen lassen, musste er sofort und überzeugend handeln.
    Er riss jäh den Stab hoch und stieß blitzschnell zu. Die Spitze kam eine Handbreit vor dem Gesicht des Kirries zum Stehen. Bedrohlich funkelte Taramis ihn an. »Ich habe weder die Geduld noch die Zeit, mich von Euren kleinlichen Bedenken aufhalten zu lassen, Jagur. Wohl und Wehe von ganz Berith hängen vom Gelingen unserer Mission ab. Verratet uns, wie wir das Versteck Eurer Leute finden, oder …«
    »Oder was?«, fiel ihm der Kirrie trotzig ins Wort. »Werdet Ihr mich andernfalls mit dem Feuer des Stabes verbrennen? Mir wurde erzählt, Ez könne sich nur an Hass und Feindseligkeit entzünden. Ich hege weder das eine noch das andere gegen Euch.« Zum Beweis packte Jagur den Schaft an der unverhüllten Spitze und setzt sie sich auf die Brust. »Stecht zu, falls das Eure Vorstellung von Gerechtigkeit ist. Aber niemals verrate ich mein Volk oder seinen König.«
    Konsterniert starrte Taramis auf die behaarte Hand des kleinen Mannes. Der Kirrie ließ keinerlei Anzeichen von Rauchentwicklung erkennen. Seine Treue zu Dov mochte ja fehlgeleitet sein, doch sein Herz war offensichtlich ohne Falschheit – sonst hätte Ez ihn nicht verschont. Irritiert wich Taramis zurück und ließ den Stab sinken.
    »Ich könnte ihn für dich ausquetschen. Nur ein bisschen«, erbot sich Gabbar.
    Marnas schüttelte unmerklich den Kopf. Er hatte schon viele Halunken verhört und ahnte wohl, dass Gewalt in diesem Fall nichts fruchtete. Zwar lag seine Rechte auf dem Schwertgriff, doch ansonsten war er ruhig geblieben. Leider achtete Gabbar nicht auf ihn, sondern machte einen Schritt auf den Kirrie zu.
    »Weißt du Zwerg eigentlich, wie es sich anfühlt, wenn einem sämtliche Knochen im Leib zerbrechen?«
    Jagur hob die Axt. »Weißt du Riese eigentlich, wie es sich anfühlt, wenn man blind ist und in feine Scheiben zerschnitten wird?«
    Gabbar keuchte. Seine Augen wurden starr und glasig. Hektisch ruckte sein Kopf hin und her. »Ich … sehe nichts mehr. Der Wicht

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