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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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verendeter Tiere.«
    »Wie soll ich etwas sehen, das nicht da ist?«
    Der Lauscher stöhnte.
    »Kater Zur hat recht«, sagte Masor. »Es fehlt das übliche Strandgut. Was hat das zu bedeuten?«
    »Dass wir Har-Abbirím gefunden haben«, antwortete Eli. »Die meisten Lebewesen halten sich vom Leib, was ihnen schaden könnte.«
    »Halt Tumba sofort auf, Pyron! Sie darf nicht landen«, stieß Taramis hervor.
    »Was?«
    »Eli hat recht. Har-Abbirím ist im Schlaf nicht wehrlos. Er könnte uns für Parasiten halten und uns alle töten, wenn wir ihm zu nahe kommen. Halte Abstand!«
    Der Feuerbändiger schickte sofort seinen Willen in den schlichten Geist der Drachenkröte. Das Tier reagierte aufgrund seiner enormen Größe grundsätzlich nur träge auf Kommandos. Deshalb war zunächst kaum zu erkennen, ob es den Befehl seines Reiters überhaupt wahrgenommen hatte.
    Zur trat neben Taramis an den Rand des Schildes und blickte nach unten. »Wird eng, oder?«
    »Tumba wird eine Weile brauchen, bis sie genug Auftrieb erzeugt hat.«
    »Ist dir klar, dass die lebende Insel dich auch für eine lästige Zecke halten könnte?«
    »Ich vertraue auf die Macht des Stabes.« Demonstrativ zog Taramis Ez aus der Umhüllung. Plötzlich spürte er eine Berührung an der Schulter. Als er sich umdrehte, blickte er in Shúrias ernstes Gesicht.
    »Wenn Tumba nicht landen kann, wie willst du dann auf den Gipfel überwechseln, Taramis?«
    Er zwang sich zu einem Lächeln, um ihre Besorgnis zu zerstreuen. »Ich warte einfach, bis sie ihren tiefsten Punkt erreicht hat und springe.«
    »Aber das ist viel zu hoch!«
    »Nicht für einen Fernwirker, Shúria. Denk daran, was ich dir über unsere Flucht von Zin erzählt habe. Ich habe das schon einmal gemacht. Ist nur etwas anstrengend.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, als könne sie den tödlichen Abgrund jenseits des Schildrandes dadurch besser sehen. »Gibt es denn keine andere Möglichkeit?«
    Ihre Sorge um ihn berührte ihn fast noch mehr als die unermüdliche Pflege seiner Verletzung während der vergangenen sieben Tage. Er legte seine Hand an ihr Gesicht und streichelte mit dem Daumen über ihre Wange. »Hab keine Furcht, Shúria. Es wird alles gut.«
    Unversehens fiel sie ihm um den Hals. »Pass auf dich auf, Taramis. Ich habe Xydia und Lauris verloren. Jetzt bist du mein großer Bruder. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert.«
    Ihre überraschende Umarmung verwirrte ihn. Es schien sie nicht zu stören, dass seine Kameraden um sie herumstanden, sich zuzwinkerten oder sich in die Seite stießen.
    »Du solltest Taramis jetzt loslassen, Kind, damit er sich vorbereiten kann«, sagte Eli. Die auffallend milde Ermahnung klang nicht so, als würde er das Verhalten seiner Tochter missbilligen.
    Marnas räusperte sich. »Tumbas Abwärtsbewegung hat fast aufgehört. Danach wird sie schnell wieder aufsteigen.«
    Taramis nickte und löste sich behutsam aus der Umarmung des Mädchens. Als sein Blick das Gesicht des Lauschers streifte, grinste dieser von einem Ohr zum anderen. »Wenn du auch nur eine dumme Bemerkung machst, Kater Zur, nehme ich dich mit.«
    »Mich? Wozu?«
    »Zur Ablenkung. Vielleicht begnügt sich Har-Abbirím ja damit, den geschwätzigsten Mitesser zu vertilgen.«
    Zurs sonst so loses Mundwerk verstummte.
    »Wir stehen!«, meldete Pyron vom Nacken der Drachenkröte.
    »Gao sei mit dir«, sagte Eli.
    »Und mit euch«, erwiderte Taramis. Er nickte zum Abschied seinen Freunden zu, trat dicht an den Rand des Panzers, sammelte kurz seinen Willen und sprang in die Tiefe.
    Das erste Drittel der Strecke legte er im freien Fall zurück. Tumba schwebte etwa drei- oder vierhundert Fuß über dem dunklen Koloss – die schlechten Lichtverhältnisse machten eine genaue Schätzung der Höhe so gut wie unmöglich. Taramis verstärkte allmählich seinen Willen, er formte daraus gleichsam ein Polster, das ihn hoffentlich ohne Knochenbrüche landen ließ. Der Sturz verlangsamte sich.
    Plötzlich tauchte aus dem Dunkel ein spitz aufragender Dorn auf. Du wirst aufgespießt! , blitzte es Taramis durchs Hirn. Er stemmte sich mit der ganzen Willenskraft gegen den drohenden Aufprall an. Sein Körper wurde herumgewirbelt. Mit der linken Schulter prallte er gegen den Dorn. Viel zu schnell rutschte er an dem zur Basis hin breiter werdenden Auswuchs herab. Taramis wappnete sich gegen den Aufschlag. Konnte er das überleben?
    Mit einem Mal wurde die Abwärts- in eine Seitwärtsbewegung umgelenkt. Er

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