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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die Tränen seines stillen Glücks. Unbeholfen legte er seine Rechte auf ihre Hand und sah ihr in die Augen. Er nahm allen Mut zusammen und antwortete: »Ich wäre auch glücklich, wenn wir Freunde sein könnten.«
    Der Ursprung des Himmelsspeers lag in einer Region abseits der großen Handelswege. Selbst die Fischer, die fast überall im Ätherischen Meer Schwalltiere fingen, verirrten sich selten in dieses Gebiet am Rand der Aura. Es war ein Versteck am Ende der Welt, ideal, um in Vergessenheit zu geraten.
    Kein Wunder, dachte Taramis, dass Har-Abbirím nach Auffassung der meisten Berither nie wirklich existiert hat. Er saß an seinem Lieblingsplatz, am vorderen Rand des Panzers, und blickte aufs Meer hinaus. Der schwarze Stab lag quer über seinen Oberschenkeln. Unter ihm redete Pyron leise auf Tumba ein. Kurz nachdem Shúria gegangen war, hatte der Feuerbändiger seinen Platz im Nacken der Drachenkröte eingenommen. Etwa zwei Stunden waren seit dem aufwühlenden Gespräch mit Xydias Schwester vergangen.
    Plötzlich regte sich etwas im schwarzen Stab. Er wurde so heiß, dass Taramis ihn trotz des Futterals kaum in der Hand zu halten vermochte. Was soll das jetzt? Er kannte dergleichen zwar, wenn Ez ein anderes Lebewesen berührte, doch nie hatte er es in dieser Heftigkeit erlebt. Rasch erhob sich Taramis vom Schild und suchte den Äther nach den typischen Anzeichen von Land ab: das Schillern der Lufthülle, schwärmende Schwalltiere, irgendwelche Reflexionen.
    Nichts. Die nächste Scholle, deren irisierende Blase ihm auffiel, war das ungefähr dreihundert Meilen entfernte Zior. Es galt vielen Reisenden als letzter Außenposten in der unteren Polregion des Weltenozeans. Man sagte, die Insel sei so kalt, dass in den Adern ihrer geflügelten Bewohner schneeweißes Blut flösse. Sein Blick wanderte nach links, weg von der Sonne und vom Zentrum Beriths, hin zum samtschwarzen, luftleeren Raum Belimáh mit seinen Abertausenden von Sternen.
    Mit einem Mal verfinsterte sich ein Teil des Gefunkels.
    Taramis sah genauer hin. Ja! Da schwebte etwas, auf das kein Licht fiel, vor ihm im Äther. Etwas Gewaltiges. Har-Abbirím, der Berg der Engel? Konnte ein lebendiges Wesen so riesig sein? Der dunkle Koloss versteckte sich im Schatten Ziors.
    »Pyron«, sagte er.
    Der Reiter wandte sich zu ihm um.
    »Der Schatten da drüben könnte Har-Abbirím sein.« Taramis deutete in die betreffende Richtung. »Lass es uns genauer ansehen. Wenn es eine Scholle ist, suche einen Platz zum Niedergehen.«
    Es dauerte einen Moment, bis der Feuerbändiger den dunklen Koloss entdeckte.
    Taramis meldete seine Beobachtung den anderen Gefährten, die sich gerade in der Mitte des Schildes aufhielten. Sie unterbrachen sofort ihr Gespräch und eilten herbei.
    »Ist es der Engelsberg?«, fragte Shúria, nachdem sie das dunkle Etwas ebenfalls entdeckt hatte. Tumba hielt jetzt direkt darauf zu.
    »Kann ich noch nicht sagen«, antwortete Taramis.
    »Könnte eine vagabundierende Scherbe sein«, brummte Gabbar. So nannte man Inseln ohne feste Bahn. »Seht ihr den nach unten spitz zulaufenden Zapfen? Scheint der übliche Wurzelstock zu sein, den fast jede Scholle hat.«
    Taramis schüttelte den Kopf. »Und warum reagiert dann Ez auf dieses Etwas? Er ist so warm, dass ich ihn kaum halten kann.«
    Sämtliche Blicke richteten sich auf den Feuerstab.
    »Weil es ihm bestimmt ist, die uralte Kreatur aufzuwecken«, erklärte Eli. »Wir haben Har-Abbirím gefunden.«
    Obwohl der Hohepriester fest daran glaubte, gab der Augenschein wenig Anlass zu der Hoffnung, dass die Scholle lebendig sein könnte. Sie sah aus wie ein dunkler Fels im Weltenozean, öder noch als die Heimat der Kirries. Soweit sich dies im Licht der Sterne beurteilen ließ, existierte auf ihr jedoch kein Leben.
    Die Insel bestand im Wesentlichen, auch darin ähnelte sie Malon, aus einem einzigen, mit schroffen Vorsprüngen und Schrunden übersäten Berg. Hier war er allerdings kuppelförmig. Im Verein mit dem nach unten spitz zulaufenden Wurzelstock bot sich den Betrachtern eine schlanke, aufrecht stehende Silhouette, die einem Kometen glich.
    Pyron ließ Tumba direkt über dem weitläufigen Gipfel durch die Lufthülle stoßen. Die Drachenkröte nahm sich gegen die Insel aus wie ein Floh auf dem Haupt eines Mammuts.
    Zur stieß Gabbar in die Seite und deutete nach unten. »Hast du’s schon gesehen, Dicker?«
    »Was?«, brummte der Hüne.
    »Keine Ätheralgen, keine Quallen, nicht mal die Kadaver

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