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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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der Hüter furchtlos. »Natsar schenkte meinem jungen Kameraden das Leben. Womöglich hat er für ihn eine besondere Verwendung. Es wird ihm nicht gefallen, wenn Ihr seine Pläne zunichtemacht.«
    Der Antisch grinste. »Ob dein Freund dafür noch taugt, wird sich zeigen. Vielleicht wünschst du dir bald, du hättest ihn unseren Bogenschützen und den Aasfressern im Äther überlassen.«
    Marnas zeigte dem Dagonisier die kalte Schulter und führte seinen Schüler zu den anderen Gefangenen, die bereits wieder in die Transportkammern hinabsteigen mussten.
    »Wahrscheinlich hast du dir gerade einen Feind gemacht«, flüsterte Taramis.
    Der Hüter schnaubte. »Das war er vorher schon.«
    »Danke.«
    »Hättest du deiner mentalen Ausbildung ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt wie den Waffenübungen, dann wäre mein Eingreifen nicht nötig gewesen.«
    »Das habe ich inzwischen begriffen, und ich gelobe …«
    »Maul halten, ihr zwei!«, dröhnte unvermittelt ein Antisch und versetzte Marnas einen Hieb mit der Siebenschwänzigen Katze, einer Geißel mit Knochensplittern an den Riemen. Obwohl diese ihm unter der Tunika die Haut aufrissen, nahm der Hüter die Züchtigung stumm entgegen.
    Taramis zog seinen Lehrer fort. Er sah keinen Sinn darin, die Bewacher zu provozieren. Schweigend krochen sie in ihr Loch zurück. Kaum hatte sich der junge Nebelwächter dort niedergelegt, übermannte ihn einmal mehr die Erschöpfung.
    Der schnarrende Klang des Signalhorns riss Taramis aus dem Schlaf. Staubkörnchen wirbelten vor seinen Augen und eine trockene Hitze schlug ihm entgegen. Erschrocken hob er den Kopf und blickte fragend in das Gesicht seines Lehrers.
    Ein Ruck ging durch den riesigen Körper der Drachenkröte. Marnas spähte zu der Öffnung, die nach oben führte. »Fühlt sich so an, als hätten wir wieder festen Boden unter den Füßen.«
    »Seltsam. Meine Lungen füllen sich nicht mit Luft.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet. Welchen Trick die Dagonisier auch immer benutzt haben, um auf Jâr’en oder Zeridia zu atmen, jetzt wird nach ihren Regeln gespielt. Deshalb haben sie auch die Gärtner des Heiligen Hains zurückgelassen. Mehr als hundert Atemzüge überlebt kaum ein Mensch im Äther. Ich schätze, wir sind für die nächste Zeit auf unsere Kiemen angewiesen.«
    »Wenn ich meine Mutter richtig verstanden habe, hat der Kirriekönig seinen Männern befohlen, Purgors Atmung mit Qimmosch zu blockieren, falls er Schwierigkeiten macht. Hast du eine Ahnung, was er damit gemeint hat?«
    »Qimmosch? Nie gehört. Es würde aber einen Sinn ergeben. Die Feuermenschen müssen sich irgendeiner Behandlung unterzogen haben, die ihnen Bewegungsfreiheit in den Sphären unserer Inseln verschafft. Dieses Qimmosch könnte eine Art Gegenmittel sein, das die Veränderung wieder aufhebt. Was du sagst, ist aber noch in anderer Hinsicht interessant: Dovs Drohung deutet an, dass sich unter Purgors Maske ein Antisch verbirgt.«
    »Ein Seelenfresser so wie Gulloth?« Taramis nickte. »Das würde sowohl seine Wandlungsfähigkeit als auch den Feuerfischkopf auf dem Schwertknauf erklären.« Er verstummte, weil gerade ein zweites Hornsignal erscholl.
    »Man ruft uns nach oben«, brummte Marnas.
    Taramis wälzte sich ächzend herum, um sich auf allen vieren ins Freie zu schleppen. »Meinst du, wir sind auf Dagonis?«
    »Bald werden wir es wissen. Versuche, dir deine Schmerzen nicht zu sehr anmerken zu lassen.«
    Die Drachenkröte lag in einer brütend heißen, staubverhangenen Senke. Von ihrem Schild aus schweifte Taramis’ Blick über die undeutlichen Schemen eines nahen Höhenzuges. Ansonsten boten sich dem Auge wenig Anhaltspunkte. Nicht einmal Pflanzen oder Häuser konnte er entdecken. Er hatte nie einen trostloseren Ort gesehen.
    »Wenn das Dagonis ist«, sagte er, »dann verstehe ich, warum es die Antische in die Ferne zieht.« Ein Peitschenhieb auf den Rücken brachte ihn zum Schweigen.
    »Fresse halten!«, schnauzte ihn der Bewacher an, ein Hüne mit grünlich schimmerndem Zebramuster.
    Sofort erschien der Dagonisier mit der blassen Zeichnung und erkundigte sich nach dem Grund des Aufruhrs – offenbar oblag ihm die Aufsicht über die Gefangenen.
    »Er hat unsere Heimat beleidigt«, erklärte der Grüne.
    »Das ist nicht wahr«, protestierte Marnas. Demonstrativ stellte er sich vor seinen Schüler. »Wir haben uns nur gewundert, wie sehr sich Dagonis von unseren Schollen unterscheidet.«
    Der Oberaufseher nahm seinem Untergebenen die

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