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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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und lud sich anschließend den geschwächten Seher auf den Rücken.
    »Reicht das?«, presste Aragor zwischen den Zähnen hervor. Er hatte offenbar bis an seine Grenzen gehen müssen, um den gewaltigen Schatten auszudehnen.
    »Das genügt«, flüsterte Taramis. »Folgt mir!«
    Es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Qoqh hatte seine Truppe zur Wachsamkeit ermahnt. Das Verschwinden von dreizehn Gefangenen konnte nicht lange unbemerkt bleiben. Jeder von ihnen war sich dessen bewusst. Und einer wartete womöglich nur auf eine Gelegenheit, die Flucht der anderen zu vereiteln.
    Auf der Mauerkrone hinter ihnen flammten etliche Feuer auf. Taramis wies Pyron an, die Fackeln brennen zu lassen, da sie genügend Abstand zwischen sich und das Lager gebracht hatten. Unterdessen schloss Dor zu ihm auf. Er fühlte sich zurückgesetzt, weil ihm niemand gesagt hatte, dass sie zum Turm von Zin marschierten.
    »Es gibt noch einen Schlangenbeschwörer auf der Insel. Ich werde ihn höflich um Hilfe bitten«, erklärte Taramis.
    »Sprichst du von …?« Dor verschlug es die Sprache.
    »Vom General, ganz richtig.«
    »Aber er ist ein mächtiger Manipulator.«
    »Trotzdem vermag er immer nur einen oder zwei von uns anzugreifen. Und mir können seine mentalen Waffen überhaupt nichts anhaben.« Taramis blieb stehen und wartete, bis die Zwölf sich um ihn geschart hatten, damit er alle auf den neuesten Stand bringen konnte. Der Plan, nach dem er vorgehen wollte, beruhte im Wesentlichen auf seinen Beobachtungen während seines Besuchs im Turm von Zin.
    Nachdem er die Männer ins Bild gesetzt hatte, bildeten sie eine Kolonne. Die Führung übernahm wieder Taramis. Dahinter folgten Gabbar und Veridas. Ganz hinten liefen Marnas und Masor. Über diese vier warf Taramis eine mit dem Geist gesponnene Verkleidung, die sie wie bewaffnete Dagonisier aussehen ließ. Für sich selbst hatte er ursprünglich die Maske des Dicken vorgesehen, erschuf nun jedoch ein anderes Trugbild – Qoqh mochte noch in der Festung weilen. Die restlichen acht Gefährten marschierten in Zweierreihen zwischen der vorgetäuschten Eskorte.
    »Du weißt, was du zu tun hast?«, raunte er über die rechte Schulter.
    »Ich bin groß, aber nicht blöde«, antwortete Gabbar. »Wenn beide Wachen sich zeigen, dann bring ich sie zum Schweigen.«
    In dem Burgfried blieb vorerst alles still. Als die Gruppe auf Rufweite herangekommen war, erscholl von einem der Mauertürme eine kehlige Stimme. »Halt! Wer da?«
    Taramis lief schweigend weiter. Sie mussten Zeit gewinnen, um ans Tor heranzukommen.
    »Seid ihr schwerhörig? Bleibt sofort stehen und erklärt euch!«, rief die Stimme von oben.
    Noch zehn Schritte bis zur Pforte. Er winkte dem Posten freundlich zu und deutete auf seine Ohren.
    »Anhalten oder wir schießen!«, brüllte der Wächter.
    »So weit kommt’s noch!«, beklagte sich Taramis im kehligen Idiom der Dagonisier. Er bemühte sich, die heisere Stimme Luths nachzuahmen. »Wir bringen die Träger. Der Wachhabende müsste Euch informiert haben.«
    »Hat er aber nicht«, antwortete es von oben.
    Nur noch fünf Schritte. »Fragt Euren Kameraden.«
    Neben dem Posten erschien ein zweites Gesicht. Der Sichtkontakt genügte Gabbar, um seinen Willen zu entfesseln. Aus der Höhe drang nur ein schwaches Knacken herab. Die Fischköpfe verschwanden und es kehrte Ruhe ein.
    Taramis hämmerte gegen das Blechtor. Der vorausgegangene Wortwechsel hatte den Wächter dahinter bereits auf den Plan gerufen. Ohne erkennbares Zögern riss er die Klappe in der Tür auf und wunderte sich.
    »Hauptmann Luth?«
    »Ich habe hier etwas für dich«, antwortete Taramis und streckte schnell die Hand mit dem Sternensplitter durch die Öffnung. Ehe der Wächter danach greifen konnte, ließ Taramis den Anhänger fallen.
    »Was …?« Ein scheußliches Knacken hallte durch die Luke, während das Fischhaupt mit einem Ruck zur Seite kippte. Der Antisch verdrehte die Augen und sackte mit gebrochenem Genick zusammen.
    »Jetzt, Veridas!«, raunte Taramis.
    Der Seher versetzte einen Ausschnitt des eisernen Tores in eine Dimension jenseits des Hier und Jetzt. Einen Moment lang sah es so aus, als würde es sich verflüssigen, dann wurde es durchsichtiger. Unterdessen sammelten sich die erfahrensten Kämpfer – Marnas, Masor und Gabbar – um Taramis. Sobald die ovale Öffnung durchlässig war, sprang er als Erster in den von Fackeln erhellten Innenhof.
    Rechts von ihm stand ein Antisch mit vor Schreck aufgestellter

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