Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
Halskrause und starrte ihn an wie einen Geist. Mit drei schnellen Schritten nahm Taramis Anlauf, sprang und zertrümmerte dem verblüfften Antisch den Kehlkopf, ehe der auch nur einen Giftstachel abschießen konnte. Während der Soldat zusammenbrach, schnellte sein Schwert aus der Scheide und flog wie von selbst in die Hand des Zeridianers.
Hinter sich hörte er Stiefelsohlen eilig über das Pflaster trappen. Mit erhobener Waffe wirbelte er herum. Ein riesenhafter Antisch rannte mit einer Pike auf Marnas zu, der mit Masor die hereinströmenden Gefährten absicherte. Schnell bückte sich der Hüter, entriss dem ihm zu Füßen liegenden Torposten das Kurzschwert und schleuderte es in derselben Bewegung dem Angreifer in den Hals. Der Dagonisier ließ seine Stoßwaffe fallen und knickte ein. Ein Stück schlitterte er noch über den Boden, wobei sein Plattenpanzer Funken spie, dann blieb er leblos liegen.
Unterdessen betraten die letzten Zeridianer den Innenhof. Plötzlich erscholl aus einem dunklen Winkel neben dem Wohnturm ein Knacken. Taramis fuhr herum und sah in den Schatten einen Armbrustschützen zusammenbrechen.
»Er hatte es auf dich abgesehen«, brummte Gabbar, als müsse er sich für etwas entschuldigen.
Taramis nickte ihm zu. »Jetzt verdanke ich dir mein Leben.«
»Warten wir ab, ob du dich darüber freuen kannst. Meinst du, wir haben alle Wachen erwischt?«
»Außerhalb des Hauses ja. Das Schwierigste steht uns noch …« Er deutete auf Veridas, der gerade durch das Loch im Tor wankte. Während es sich schloss, empfahl Tamaris ihn der Obhut von Zur und Madon an. Die drei sollten draußen bleiben und melden, wenn Gefahr drohte. Der Rest folgte ihm über die Stufen zum Eingang des Wohnturms.
Die Männer stellten sich beiderseits der Eisentür auf. Aus der Wachstube hallten Stimmen. Jemand lachte. Offenbar hatte man drinnen noch nichts von dem Überfall bemerkt. Taramis erneuerte und vergrößerte den Schleier der Illusion, der während der Erstürmung des Innenhofs fadenscheinig geworden war. Aus den barfüßigen Sklaven wurden zehn geharnischte, mit Armbrüsten bewaffnete Dagonisier. Ein so großes Trugbild verlangte ihm Kraft und Konzentration ab. Es dauerte einen Moment, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war und Marnas zunickte.
Der Hüter – er hielt das zweite erbeutete Schwert wieder in der Hand – richtete seinen Willen auf die eiserne Tür. Sie ächzte kurz, krachte dann aus ihren Angeln und polterte die Treppe hinab.
Taramis stürmte in den quadratischen Raum. Darin befanden sich sieben Dagonisier. Während hinter ihm Marnas, Gabbar und die übrigen Gefährten hereindrängten, rief er mit der heiseren Stimme Luths: »Uns wurde eine Verschwörung gemeldet. Rührt euch nicht, wenn euch euer Leben lieb ist. Legt alle Waffen nieder. Jeder ist verdächtig, bis …«
Ein Antisch trat ihm mit gezogenem Schwert entgegen. »Ich bin Hauptmann Ankh, der Wachhabende. Was erzählt Ihr da für einen Unsinn? Eine Verschwörung? Unter der Leibwache? Macht Euch nicht lächerlich.«
»Waffen fallen lassen, oder …« Aus der Halskrause Ankhs löste sich ein Stachel. Taramis hatte mit Gegenwehr gerechnet und reagierte unter dem Schutz der Zähen Zeit. Wie eine Ähre im Wind neigte er sich nach rechts. Während das Geschoss an ihm vorbeizischte, stieß er blitzschnell mit dem Schwert zu. Die Klinge bohrte sich unter der Achsel des Wachhabenden in dessen Leib. Zugleich drückte ihm Marnas die Kehle zu und Gabbar brach ihm das Genick. Fast lautlos sackte Ankh in sich zusammen.
Hinter sich vernahm Taramis ein Ächzen. Der Stachel hatte sich ein anderes Ziel gesucht. »Legt eure Waffen nieder!«, knurrte er abermals. Ehe er sich um den Kameraden kümmern konnte, musste er die Dagonisier ausschalten.
Die verbliebenen sechs Leibgardisten beeilten sich, dem Befehl nachzukommen. Sie waren keine Verschwörer und wollten nicht wie ihr Kommandant Opfer eines Missverständnisses werden.
»Hände auf den Rücken!«, befahl Taramis.
Seine Kameraden stellten sich hinter die Wachen.
Auf ein Zeichen ihres Anführers schlugen sie alle gleichzeitig nieder.
Erst danach nahmen sie ihre Riemen und fesselten die bewusstlosen Soldaten. Es wäre naiv zu hoffen, dass Natsar dem Lärm keine Bedeutung zumaß und sich nicht gegen einen Angriff wappnete.
Taramis wandte sich dem Ausgang zu, wo der vom Giftstachel betäubte Gefährte lag. Ironie des Schicksals, es war Dor, ausgerechnet der Mann, der sonst durch seine
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