Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
nicht auf der Stelle zusammen.
Sterne tanzten vor seinen Augen. Ziellos teilte er mit dem Schwert Hiebe aus, um ein sofortiges Nachsetzen des Gegners zu verhindern.
Mit links parierte Taramis einige der Streiche. Anstatt mit dem Speer zum tödlichen Stoß auszuholen, schleuderte er ihn um Haaresbreite an Natsars Haupt vorbei und wich zur Seite aus.
Gut so! , dachte der Antisch in seiner Benommenheit.
Doch dann erkannte er seinen Fehler. Der verdammte Lurch hatte den Arm in Richtung des Arbeitstisches ausgestreckt. Etwas flog durch den Raum.
Plötzlich hielt Taramis den Stab Ez in der Rechten. Mit der Eleganz eines Peitschenschwingers streifte er die lederne Schutzhülle ab und bewegte sich gleichzeitig auf Natsar zu.
Der wankte nach wie vor auf der Schwelle zur Ohnmacht. Um seinen Gegner auf Distanz zu halten, riss er das Schwert hoch.
Mühelos schlug ihm Taramis die Waffe aus der Hand und setzte ihm die hölzerne Spitze auf die Brust. »Noch eine Bewegung, General, und Ez wird Euren Harnisch spalten wie einen Krebspanzer. Ich muss Euch sicher nicht erklären, was dann mit Euch geschieht. Habt Ihr das begriffen?«
Natsar nickte.
»Auf die Knie mit Euch!«
Der Antisch gehorchte. Um die Benommenheit abzuschütteln, schloss und öffnete er ein paar Mal die Augen. In dem Maße, wie sein Bewusstsein aufklarte, erkannte er, dass die schon verloren geglaubte Chance wieder in greifbare Nähe gerückt war. Er durfte jetzt nur keinen Fehler begehen und den Tempelwächter verärgern. »Glaubt Ihr allen Ernstes, damit durchzukommen? Wenn Ihr gegen mich kämpft, werdet Ihr untergehen. Solltet Ihr jedoch …«
»Spart Euch die Worte. Sie sind die Spucke nicht wert.«
Die Hand des Fischköpfigen formte sich zu einer Kralle. Sein Geist tastete, nur zur Warnung, nach dem Herzen des Zeridianers.
Erschrocken riss Natsar die Augen auf. Er hatte das Gefühl, sein eigenes Herz werde von eiskalten Fingern umschlossen. Plötzlich wirbelte Taramis herum und versetzte ihm einen Fußstoß gegen die Schläfe.
»Ich denke, ich muss Euch vor Euch selbst schützen«, hörte der Feldherr den Tempelwächter sagen. Dann verlor er das Bewusstsein.
Wechselfälle der Nacht
U nd du bist sicher, das wirkt?«, fragte Taramis skeptisch. Er und Marnas sahen Gabbar dabei zu, wie er dem bewusstlosen General die Halsmanschette anlegte. Ein schlichter Schlüssel arretierte den Knebel im Nacken des Gefangenen.
»Verlass dich auf mich. Solange er das Ding trägt, kann er keine Giftstachel verschießen. Eigentlich müsste es auch seine Geisteswaffen bändigen.«
»Eigentlich?«
»Lass die Haarspaltereien. Er kann sowieso nur immer einen Mann auf einmal angreifen. Zu zweit ist er leicht in Schach zu halten. Jetzt binde ich ihm noch die Hände hinter dem Rücken zusammen, und dann gehört er dir.«
Auch beim Fesseln ging der Hüne ziemlich ruppig vor.
»Höchste Zeit zu verschwinden«, gemahnte Marnas.
Taramis nickte. »Wecken wir ihn.« Wie seine Gefährten war er nach wie vor barfuß und trug nur eine verschmutzte Tunika. Trotzdem fühlte er sich mit dem Stab Ez, dem Schwert Malmath und dem Schild Schélet wieder wie ein richtiger Tempelwächter.
Gabbar lief zum Arbeitstisch des Dagonisiers, wo eine Zinnkaraffe mit Wasser stand. Damit kehrte er zum Gefesselten zurück, schüttete ihm den Inhalt ins Gesicht und grinste. »So, jetzt kann unser Fischlein schwimmen.«
Natsar blinzelte.
Taramis setzte ihm die Spitze des schwarzen Stabes auf die Brust. »Versucht erst gar nicht, die Waffenkammer Eures Geistes zu bemühen, General! Qoqh habe ich heute bewusst verschont, als er danach trachtete, mein Herz zu zerquetschen. Doch wie Ihr hoffentlich gespürt habt, werde ich Euch diese Gnade nicht erweisen. Jede Gegenwehr, jeder Fluchtversuch kostet Euch das Leben. Habt Ihr das verstanden?«
Der Antisch öffnete die Augen. »Ja!« Seine Stimme klang gepresst.
»Gut. Dann erhebt Euch. Wir brechen auf.«
Natsar richtete sich auf und schnaubte. »Wohin? Ihr sitzt auf dieser Insel fest.«
»Sobald wir draußen sind, ruft Ihr Eure Ätherschlange.«
»Ich bin General und kein Reiter.«
»Ihr lügt!«, schrie Taramis und verstärkte den Druck der Stabspitze. Er gab sich so unbeherrscht, um Natsar gefügig zu machen.
»Er ist schon den ganzen Abend so«, erklärte Gabbar, als müsse er sich für seinen Anführer entschuldigen. »Seit der Dicke ihn in die Grube werfen ließ.«
Zähneknirschend erhob sich der Gefangene und ließ sich die Treppe hinab in
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