Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
keine andere Wahl«, knurrte Taramis und wandte sich zum Gehen.
    Einen Pfeilschuss abseits der Gruppe blieb er stehen und blickte zu den Sternen empor. Das Seelenband war eine unsichtbare Verbindung zwischen einem Reiter und seinem Gefährten, ähnlich der Beziehung der Seelenbäume zu ihren Symbionten. Marnas sprach gelegentlich auch von einer Saite, weil diese, sobald der Geist sie in Schwingung versetzt hatte, von beiden Partnern wie ein Ton wahrgenommen wurde.
    Taramis schloss die Augen und konzentrierte sich. Er stellte sich die majestätische Erscheinung seines geflügelten Freundes bildlich vor, was gewöhnlich bei der Kontaktaufnahme half. Nach kurzer Zeit fühlte er in seinem Innern ein leichtes Vibrieren. Im Sinn rief er Allons Namen und vernahm gleich darauf den harmonischen Klang des Seelenbandes. Der Ruf war erhört worden. Weit draußen zog die Riesenschwallechse ihre Bahn. Ein wenig würde er warten müssen, bis …
    Ein Schrei ließ ihn die Augen aufreißen und herumfahren. Im flackernden Licht der Fackeln sah er, wie Gabbar die Axt fallen ließ und auf die Knie sank. Marnas und Masor taumelten; der Hüter zog sich etwas aus dem Bein, der Hauptmann fasste sich an den Hals. Andere Gefährten griffen zu den Waffen und riefen sich Warnungen zu.
    Aus Madons Brust fuhr ein Speer hervor. Als er mit dem Gesicht voraus umkippte, kam ein blasser Dagonisier zum Vorschein. Seine Rüstung glich derjenigen Natsars.
    »Reghosch!«, zischte Taramis und lief los. Mit wütendem Knurren befreite er den Stab von der Umhüllung. Die schwache Tigerung des Antischs war unverkennbar: Es musste der brutale Kommandant der Drachenkröte sein, den er seit dem Tag der Ankunft auf Zin nicht mehr gesehen hatte. Vielleicht war er mit Natsar auf die Insel zurückgekehrt.
    »Bildet einen Kreis!«, schrie Taramis.
    Pyron und Aragor reagierten sofort. In der Linken hielt jeder eine Fackel, in der Rechten ein Schwert. Schützend stellten sie sich vor die gelähmten Kameraden. Zur trieb mit einem Speer den General in die Insel aus Licht.
    Siph versuchte ihnen zu folgen – und brach mit einem überraschten Ausdruck auf dem Gesicht zusammen. In seinem Rücken steckte ausgerechnet die Klinge, die er zuvor Dor anvertraut hatte. Reghosch wich zurück, um keine Spritzer des giftigen Zeridianerbluts abzubekommen.
    Taramis schrie in ohnmächtigem Zorn. Doch der Dagonisier fällte noch Adámas und einen weiteren Kameraden – war es Purgas? –, bevor der Nebelwächter die Kämpfenden erreichte.
    Sieben seiner Gefährten lagen am Boden. Er stürmte an den Fackelträgern vorbei, dorthin, wo er den Blassen zuletzt gesehen hatte, und brüllte: »Bleib stehen, Reghosch, und kämpfe wie ein Mann!«
    Den Gefallen tat ihm der Antisch nicht. Er zog die Hinterlist dem offenen Schlagabtausch vor und suchte die Deckung der Finsternis.
    »Aragor!«, rief Taramis.
    »Ich bin hier.«
    »Entreiß ihm den Schatten.«
    »Dazu muss ich ihn erst finden.«
    »Dor, mach dich unsichtbar und pirsch dich an ihn ran.«
    »Den gibt es nicht mehr«, antwortete Veridas an Stelle des Gerufenen. »Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er sich plötzlich in einen Antisch verwandelte. Der Fischkopf muss ein Seelenfresser sein.«
    Das bedeutete, Reghosch hatte auch Dor auf dem Gewissen. Verzweifelt wandte sich Taramis zu Pyron um. »Kannst du den Staub um uns herum entzünden?«
    Der junge Feuerbändiger nickte.
    Aus dem Sand erhob sich ein Flammenkreis von ungefähr dreißig Schritten. Jenseits der lodernden Barriere stand der Dagonisier.
    »Flieh, Reghosch!«, dröhnte plötzlich Natsars Stimme durch die Nacht. »Alles wird sich fügen.«
    »Bleib stehen und kämpfe!«, keuchte Taramis.
    Der Blasse zögerte einen Moment. Dann drehte er sich um und verschwand im Dunkel des Tals.

Die Ätherschlange
    M it weit ausgebreiteten Schwingen schwebte die Riesenschwallechse auf ihren Herrn zu; im Vergleich zu ihr wirkte er winzig. Als sie mit wohldosierten Flügelschlägen vor ihm landete, wurden beide von einer Sandwolke umhüllt.
    Allon rieb seinen flaumigen Hals ungestüm am Kopf seines Gefährten und sein Gurren klang überschwänglicher denn je.
    »Ich freue mich auch, dich wiederzusehen«, sagte Taramis mit belegter Stimme. Er wünschte nur, dieser wunderbare Moment wäre nicht von so tiefer Trauer überschattet.
    Die Flucht hatte kaum begonnen und schon waren fünf Gefährten tot. Marnas meinte, der Antisch habe sich ganz bewusst Dor als erstes Opfer ausgesucht, um sich

Weitere Kostenlose Bücher