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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die Wachstube führen. Der Anblick seiner gefesselten Leibgarde missfiel ihm sichtlich. Zwei der Antische waren schon wieder bei Bewusstsein und zogen ängstlich die Köpfe ein, als er sie anblitzte.
    Im Raum herrschte emsige Betriebsamkeit. Madon, Zur und Veridas waren in den Wohnturm gekommen und gingen den übrigen Gefährten beim Verschnüren von Proviantpaketen zur Hand. Die Durchsuchung der Festung hatte sich gelohnt. Es gab genügend Vorräte für alle, und jeder Zeridianer trug jetzt ein Schwert, einen Speer oder eine andere Waffe. Gabbar suchte sich eine furchterregende zweischneidige Streitaxt aus, der Machart nach stammte sie aus einer Schmiede der Kirries.
    »Pyron hat sogar ein erkleckliches Sümmchen in Gold gefunden«, erklärte Masor. Er stützte sich auf einen Langbogen aus Eibenholz. »Ich dachte, als Reisesäckel können wir die Münzen gut gebrauchen.«
    »Bestens! Auf dich ist Verlass«, lobte Taramis den Hauptmann der Tempelgarde. »Wie geht es Dor?«
    »Seine Augenlider flimmern und die Finger zucken.«
    »Ein gutes Zeichen. Die Lähmung zieht sich zurück. Sag den Fischköpfen, sie sollen bis zum Morgengrauen in der Festung bleiben. Strecken sie auch nur ihre Nasen heraus, sterben sie.«
    »Mach ich.«
    Er wandte sich Veridas zu, der gerade seinen schwarzen Anhänger in den Halsausschnitt steckte. »Wie ich sehe, hat der Sternensplitter zu seinem Besitzer zurückgefunden. Bist du einigermaßen bei Kräften?«
    »So gut wie neu. War es schwer, Natsar zu überwältigen?«
    »Er ist auf die Gaukeleien des Kleinen hereingefallen«, grunzte Gabbar vergnügt.
    »Kannst du Dor tragen, bis es ihm besser geht?«, fragte Taramis den Hünen.
    »Ich klemm ihn mir unter den Arm.«
    »Gut. Dann lasst uns aufbrechen. Wir haben eine weite Reise vor uns.«
    Um die Gefahr einer vorzeitigen Entdeckung zu vermeiden, führte Taramis die Gruppe um den Turm von Zin herum. Ein leichter Wind war aufgekommen und wirbelte Sand auf. Unterwegs meldete sich Dor zu Wort, er wolle auf eigenen Füßen gehen. Gabbar, der ihn bis dahin huckepack getragen hatte, gab seinem Drängen nach. Der bullige Jäger aus Zeridia hielt sich tapfer aufrecht. Obwohl er augenscheinlich noch gegen die letzten Reste des Antischgifts kämpfte, verlangte er nach einer Waffe. Siph gab ihm ein Schwert.
    Im staubverschleierten Sternenlicht setzten sie den Marsch fort. Dor hatte sich, nachdem er sich wieder als vollwertiger Teil der Gemeinschaft fühlen konnte, dem allgemeinen Schweigen angeschlossen. Nur das Klappern der Ausrüstung störte die Stille der Nacht.
    Sobald die Festung ihnen Deckung gab, ließ Taramis zwei Fackeln entzünden, weil die Sicht immer schlechter wurde. Das Tal, in das täglich die Arbeitskolonnen einrückten, war an dieser Stelle für die Landung eines Drachenwurms breit genug.
    »Ruft Euer Tier«, befahl er dem Gefangenen.
    »Das kann ich nicht«, antwortete Natsar.
    »Treibt keine Spielchen mit mir, General.«
    »Es ist die Wahrheit. Ich habe die Ätherschlange nach meiner Rückkehr heute Nachmittag auf die Jagd geschickt.«
    »Das könnte sogar stimmen«, brummte Gabbar.
    Dor nickte. »Nach längeren Reisen machen das die Fischköpfe oft.«
    Taramis stöhnte. »Warum hat mir das niemand gesagt?«
    »Weil du uns erst gestern mit deinem Notfallplan überrascht hast«, erklärte Gabbar. »Da hab ich schlichtweg nicht dran gedacht.«
    »Wo ist Eure Ätherschlange jetzt?«, richtete Taramis wieder das Wort an den Antisch.
    »Sie streift in der weiteren Umgebung der Insel herum. Vor morgen früh wird sie meinen Ruf nicht hören.«
    »Und wenn Ihr selbst draußen im Meer wäret? Könnte sie Euch dann wahrnehmen?«
    »Vermutlich. Wieso?« Natsar zog eine hämische Grimasse. »Wollt Ihr mit mir einen Ausflug machen? Könnt Ihr fliegen?«
    Taramis lächelte. »Selbstverständlich. Habt Ihr das nicht gewusst?« Er ließ den überraschten Dagonisier stehen, ging zum Hüter von Jâr’en und raunte: »Ich rufe mein Mamogh.«
    »Allon ist hier?«, staunte Marnas.
    »Er ist uns von Jâr’en aus gefolgt und wartet nur auf meinen Ruf. Ich brauche etwas Ruhe, um unser Seelenband in Schwingung zu versetzten. Lass die Geisel nicht aus den Augen. Falls Natsar aufmuckt, musst du Gabbar und Pyron unter Kontrolle halten, sonst bringen sie ihn um.«
    »Ich gebe auf sie acht.« Der Hüter lächelte.
    »Was ist?«
    »Du solltest dich hören, Junge. Man könnte meinen, du seist schon immer unser Anführer gewesen.«
    »Mein Meister lässt mir ja

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