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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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dessen Fähigkeiten anzueignen. Indem er die Aufmerksamkeit von sich ablenkte, konnte er als Spitzel in den Kreis der Zwölf eindringen. Und nun würde der Seelenfresser sich auch als Madon, Siph, Adámas und Purgas ausgeben können.
    Taramis tätschelte noch einmal den Hals seines Mamoghs und kehrte zu den wartenden Gefährten zurück. »Ich beeile mich«, versprach er Masor.
    »Das ist auch bitter nötig. Der Fischkopf wird Alarm schlagen.«
    »Dazu muss er euch zunächst umgehen – er ist taleinwärts geflohen. Benutzt die Fackeln und eure Sinne, um ihn daran zu hindern. Zur ist ein hervorragender Lauscher. Sobald er Reghoschs Schritte hört, soll Pyron ihm einheizen. So kann dein Pfeil ihn nicht verfehlen. Veridas soll sich um die betäubten Kameraden kümmern. Ich nehme Aragor mit, damit er den General in Schach hält, während ich Allon reite.«
    Der Hauptmann nickte. Er war der beste Bogenschütze der Tempelgarde. »Verlass dich auf mich. Noch einmal überrumpelt uns der Fischkopf nicht.«
    Taramis klopfte ihm auf die Schulter und ging zu Natsar hinüber. Der Feldherr starrte finster die Lanzenspitze an, die Aragor ihm unter die Nase hielt. Gemeinsam führten sie die Geisel zu dem Mamogh. Der Antisch ließ sich widerspruchslos in die Halteschlaufen hinter dem Hauptsattel einhängen. Sie glichen einer kurzen Hose, in der man sowohl aufrecht sitzen als auch liegen konnte. Taramis reichte Aragor den verhüllten Stab und erklärte ihm die Handhabung.
    »Die Spitze habe ich frei gelassen. Ziele damit auf die Brust des Fischkopfs. Nicht zu viel Druck ausüben, hörst du! Ez würde seinen Harnisch durchdringen und ihn augenblicklich töten. Nur wenn das Holz mit etwas Lebendigem – der Haut, den Haaren oder einer Körperöffnung – in Berührung kommt, entfaltet es seine tödliche Wirkung. Das gilt übrigens auch für dich, mein Freund.«
    In den rehbraunen Augen des Zeridianers aus Samunia spiegelte sich Argwohn. »Warum verschont es dich?«
    »Ez ist der Ansicht, ich sei von reinem Herzen.«
    »Du meinst ohne jeden Makel?«
    »Ich fühle mich alles andere als fehlerlos. Vielleicht erwartet der Stab keine Vollkommenheit in absolutem Sinn, sondern begnügt sich mit der Eignung für einen bestimmten Zweck.«
    »So etwas wie die Rettung der Welt?«
    »Mir wäre wohler, wenn ich meine Bestimmung kennen würde«, murmelte Taramis. Für einen Moment drohte er in tiefes Grübeln abzugleiten, fing sich aber schnell wieder. »So, und jetzt nimm den Stab. Keine Angst, er beißt nicht.«
    Aragor war sichtlich unwohl dabei. Auf der Stirn seines ovalen Gesichts hatten sich etliche Sorgenfalten versammelt, selbst das Grübchen an seinem runden Kinn wirkte tiefer als sonst. »Es ist mir eine Ehre«, sagte er und griff zu.
    Nachdem die beiden ihre Plätze auf Schultern und Rücken der Echse eingenommen hatten, ließ Taramis sie aufsteigen. Drei Männer ins Ätherische Meer zu tragen, verlangte ihr einige Anstrengung ab. Allons Kraft und der Auftrieb seiner voluminösen Schwallblase besiegten letztlich die Schwerkraft. Im Weltenozean bewegte er sich dann kaum weniger anmutig als mit nur einem Reiter.
    »Jetzt ruft Euren Drachenwurm«, befahl Taramis dem General.
    Natsar zögerte.
    »Aragor? Lass ihn kurz das Feuer des Stabes spüren.«
    Der Schattenschmied, der hinter dem Dagonisier saß, presste die Spitze etwas stärker gegen Natsars Panzer.
    »Hört auf, ich tu’s ja!«, stieß der hervor.
    Offenbar nahmen die Schlangenreiter ganz ähnlich zu ihren Tieren Kontakt auf wie die Gefährten der Mamoghs, denn Natsar war plötzlich ganz ruhig.
    »Habt Ihr sie erreicht?«, fragte Taramis einige Herzschläge später.
    »Ja, Arromog ist bereits auf dem Weg hierher.«
    »Arromog? Was bedeutet der Name?«
    »Komm, und ich fress dich.«
    Er lachte. »Wie schön, dass Ihr Euren Humor nicht verloren habt! Das wird die Reise angenehmer machen. Findet der Drachenwurm Euch, wenn wir in der Zwischenzeit landen?«
    »Er findet mich überall«, knurrte Natsar.
    »Gut. Lassen wir unsere Freunde nicht länger warten.«
    Taramis lenkte sein Mamogh nach Zin zurück. Als es über das Lager hinwegglitt, brannten dort mehr Feuer als in gewöhnlichen Nächten. Hornsignale stiegen zu ihnen auf. Überall waren Soldaten zu sehen, die Sklaven aus den Langhäusern trieben.
    »Ein nächtlicher Appell. Das heißt, sie haben einen Verdacht und zählen nach, ob jemand fehlt«, rief Aragor von hinten.
    »Es kann auch bedeuten, dass sie die Gefangenen leichter

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