Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
unter Kontrolle halten wollen, damit sie Suchtrupps aussenden können.«
Nachdem Allon das ummauerte Areal überflogen hatte, entdeckte Taramis eine Gruppe Antische, die von der Festung herüberkamen. Die Leibwächter hatten sich befreit und versuchten Alarm zu schlagen. Laut schreiend und mit den Armen fuchtelnd liefen sie auf einen Wachtturm zu.
»Taramis!«, rief Aragor von hinten.
»Ich hab sie gesehen«, knurrte er über die Schulter.
»Du musst sie aufhalten.«
Seine Kiefer mahlten. Sollte er dem Verlangen des Schattenschmieds nachgeben oder die Fischköpfe verschonen?
»Wenn noch irgendetwas schiefgeht, werden die Dagonisier im Tal zur Treibjagd auf uns blasen«, drängte Aragor.
Taramis seufzte. Das Argument war nicht von der Hand zu weisen. Obwohl es ihm widerstrebte, beugte er sich vor, legte die Hand an den Hals der Echse und sagte leise: »Allon, halte sie auf.«
Mehr war nicht nötig, um das Fliegende Schwert zum Angriff zu bewegen. Es ging augenblicklich in den Tiefflug über und raste als riesiger Schatten auf die sechs lärmenden Männer zu. Sie bemerkten die drohende Gefahr erst, als Allon den Kopf schräg legte und mit dem langen Hals ausholte.
Wie reifes Korn mähte er die Dagonisier nieder.
»Wahrscheinlich seid Ihr jetzt mächtig stolz auf Euch«, hörte er hinter sich den verächtlichen Ruf des Generals.
Taramis drehte sich zu ihm um und funkelte ihn zornig an. »Nein. Ich habe Eure Männer fesseln lassen, damit sie überleben. Ihr seid mein Zeuge, dass wir ihnen bei unserem Aufbruch befahlen, die Festung nicht vor der Morgendämmerung zu verlassen. Sie haben ihren Tod selbst verschuldet. Vielleicht glaubt Ihr mir jetzt endlich, dass ich nicht nur leere Drohungen ausstoße.«
In einer sanften Kurve umrundete Allon den Turm von Zin und landete bei den wartenden Gefährten. Masor hatte in der Zwischenzeit die Leichen von Madon, Siph, Adámas und Purgas aufreihen lassen. Gabbar und Marnas saßen im Staub und rieben sich träge die geschwollenen Einstichstellen.
»Irgendwas Neues von Reghosch?«, erkundigte sich Taramis, nachdem Allon ihn abgesetzt hatte.
»Nein«, antwortete Masor. »Allerdings ist eine kleine Schwallechse über uns hinweggezogen. Sah aus wie ein Nakilep – sie hatte einen Schnabelsack. Bei einem Seelenfresser weiß man nie, welche Gestalt er gerade hat.«
Unvermittelt erklang aus Richtung des Lagers ein Horn. Der Laut war so tief, dass der Äther zu vibrieren schien.
Natsars Kopf ruckte herum. Gleich darauf sprang sein Blick zum Anführer der Ausbrecher und einen weiteren Wimpernschlag später lenkte er ihn, scheinbar gelangweilt, ins Dunkel der Nacht.
»Was hat das Zeichen zu bedeuten?«, fragte ihn Taramis in drohendem Ton.
Anstatt zu antworten, starrte der Antisch nur ins Leere.
»Die Echse war Reghosch«, brummte Gabbar. »Er hat uns verpfiffen. Und das Signal ist der Alarm, der bei der Flucht von Gefangenen gegeben wird. In Kürze wird es hier ziemlich ungemütlich werden.«
»Dann sollten wir keine Zeit vergeuden.« Taramis lief zu Natsar und setzte ihm die Spitze des Stabes auf die Brust. »Ihr solltet Euren Drachenwurm zur Eile antreiben, denn wenn der erste Soldat hinter der Festung auftaucht, seid Ihr ein toter General.«
Natsar zog eine Grimasse, was sein Fischgesicht noch hässlicher machte. »Darf ich mich ein paar Schritte von der Gruppe entfernen?«
»Nur in meiner Begleitung.«
Mit Taramis im Schlepptau verließ der Antisch die Insel aus Licht und konzentrierte sich auf sein Tier. Nach einer Weile wandte er sich seinem Bewacher zu. »Arromog wird jeden Moment eintreffen.«
»Sehr vernünftig von Euch. Vielleicht erlebt Ihr im Gegensatz zu Eurer Leibgarde ja doch noch den Morgen.«
Sie kehrten zur Gruppe zurück, und das Warten begann. Taramis hatte das Gefühl in der Zähen Zeit gefangen zu sein wie eine Ameise im Baumharz. Als die Ätherschlange endlich am Himmel erschien, schickte er Allon fort, damit es nicht zu Rangeleien zwischen den Tieren kam.
Auf einmal trug der Wind ein Geräusch herbei, ferne Stimmen von Truppführern, die ihre Männer zur Eile antrieben.
»Sollte irgendetwas schiefgehen, bekommt Ihr das Feuer des Stabes zu spüren«, drohte Taramis dem General erneut.
Natsar verzog keine Miene. »Ihr könnt Euch die Leier sparen. Ich habe Euch verstanden und lege mein Leben in die Hände von Dagon.«
»Wenn Ihr da mal nicht enttäuscht werdet. Euer Fischgott ist nichts als ein Götze. Er kann Euch nicht retten. Und jetzt
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