Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
Verwirrung.
Inzwischen hatte auch Aragor sein Tarnnetz aus Schatten ausgeworfen. Obwohl der Feind nun unfreiwillig über mehr Licht verfügte, verschwand der riesige Drachenwurm vor ihren Augen in dichtem Dunkel.
»General, warum steigt Arromog nicht auf?«, schrie Taramis.
Der Angesprochene knurrte über die Schulter hinweg: »Er muss vierzehn Männer tragen. Das braucht seine Zeit.«
Ohne Vorwarnung stieß Taramis mit dem Stab zu. Natsars Brustpanzer knackte, doch die Spitze durchdrang ihn nicht. »Beim nächsten Mal spürt Ihr die Flamme Gaos in Eurem Herzen. Versucht nicht, mich für dumm zu verkaufen. Ich habe gesehen, wie Eure Armee über Jâr’en hergefallen ist. Manche Ätherschlangen waren mit doppelt so vielen Soldaten … Na also, es geht doch.«
Arromog erhob sich quälend langsam in die Luft. Am Boden brüllten die Dagonisier vor ohnmächtiger Wut.
Taramis blickte voller Gram zum Leichnam des Gefährten hinunter, den er zurücklassen musste.
Unvermittelt begann Purgas’ Körper zu schweben. Er stieg sogar schneller auf als der Leib der Ätherschlange, überholte sie, drehte sich, ging längsseits zu dem Tier und legte sich wie von Geisterhand zu Häupten des toten Adámas. Konsterniert wandte sich Taramis noch weiter um. Hinter ihm saß Marnas, ein erschöpftes Lächeln im Gesicht.
»Es geht mir wieder besser«, sagte der Hüter von Jâr’en.
Beschämt senkte Taramis den Blick. »Danke. Auf die Idee hätte ich auch kommen können.«
»Du hast dich heute schon genug für uns verausgabt. Ich bin stolz, unserem Kameraden diesen letzten Dienst zu erweisen.«
Er nickte Marnas zu und wandte sich zum Schlangenreiter um. »Keine Müdigkeit vorschützen, General. Ich habe Kunde von einer Plage, die ganz Berith bedroht. Wir müssen uns beeilen, um sie auszumerzen.«
Die Kundschafter
M adon, Siph, Adámas und Purgas bekamen eine Seebestattung. Etwa eine halbe Tagesreise von Zin entfernt übergaben ihre Gefährten sie dem Ätherischen Meer. Marnas hielt eine kurze Rede und Veridas sprach ein Gebet. Natsar war nicht anzusehen, was er vom Verhalten der Ungestreiften hielt. Er wartete, bis Taramis ihn mit dem Stab anstupste, und ließ dann den Drachenwurm weiterschwallen.
Der junge Nebelwächter hing seinen Gedanken nach. Solange er auf der Insel der Verdammten jeden Tag um sein Leben hatte kämpfen müssen, war ihm nicht viel Zeit zum Grübeln geblieben. Jetzt schmerzte die Trauer um Xydia dafür umso mehr.
»Habt Ihr Asor befohlen, die Tochter des Hohepriesters zu ermorden?«, fragte er den General unvermittelt.
»Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, brummte Natsar.
»Bei dem Verhör in Eurer Festung hattet Ihr einen Mann dieses Namens erwähnt. Er soll die Zeichen der Zeit erkannt und sich mit dem antischen Volk verbündet haben. Ich vermute, der Pilger, der sich in Beth Gao eingeschlichen hat, war in Wirklichkeit Asor?«
Der Schlangenreiter schwieg.
Taramis stieß mit Ez zu und dellte eine weitere Panzerplatte auf Natsars Harnisch ein. »Antwortet mir, General!«
»Geht etwas vorsichtiger mit Eurem Stecken um. Wenn Ihr mich tötet, wird Arromog euch alle zum Frühstück verspeisen. Das kann selbst Euer Mamogh nicht verhindern.«
Unwirsch ließ der junge Nebelwächter seinen Blick nach rechts schweifen. Allon schwallte in sicherem Abstand neben der Ätherschlange. Taramis sah wieder den Rücken des Feuermenschen an, der durch den von der Manschette eingeschnürten Hals besonders breit wirkte. »Hättet Ihr Xydia als Geisel genommen, wäre ich vielleicht sogar auf Euer Angebot eingegangen. Jetzt, wo sie nicht mehr lebt, habt Ihr kein Druckmittel gegen mich.«
»Und Eure Kameraden?«
»Ob Jäger oder Krieger – der Tod ist unser ständiger Begleiter.«
»Trotzdem würdet Ihr sie nicht sinnlos opfern.«
Der Fischkopf hatte recht. Und er wusste das auch. Solange sie auf dem Drachenwurm ritten, herrschte eine Pattsituation. »Ich habe ihm nicht befohlen, Eure Liebste zu ermorden«, sagte Natsar unvermittelt.
»Sondern?«, hakte Taramis nach. Er spürte, dass da noch etwas war.
»Ich kämpfe gewöhnlich gegen Armeen. Falls ich Einzelpersonen töten lasse, so sind es Nebelwächter. Sie wollen den Speer Jeschuruns zur falschen Seite lenken, zum Schaden von Dagonis. Wenn Ihr mich dafür verurteilt, wie könnt Ihr dann mit gutem Gewissen meine Männer umbringen? Ist es nicht das legitime Recht jedes Anführers, sein Volk, sein Reich und seinen Gott zu schützen?«
»Das Recht ist ein Baum, an
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