Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
Seifenblase und erschwerte die Sicht.
»Wir wollen nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Lenkt den Drachenwurm zu der schroffen Klippe hin«, befahl Taramis dem Schlangenreiter.
Natsar zog leicht an den Kiemenästen und Arromog änderte sogleich den Kurs. Als sie sich der steilen, von dunklen Einschnitten durchzogenen Schollenflanke näherten, tauchten aus einer der Klüfte plötzlich zwei kleinere Ätherschlangen auf. Jedes Tier trug sechs dagonisische Soldaten. Sie hielten direkt auf ihren größeren Artgenossen zu.
Taramis schloss die Augen. Nicht aus Ratlosigkeit oder Verzweiflung, sondern um sein Mamogh herbeizurufen.
»Wir werden angegriffen«, rief Masor von hinten.
Natsar schüttelte den Kopf. »Sie würden niemals wagen, Arromog zu attackieren, weil sie wissen, dass nur einer ihn reiten kann.«
»Und sobald sie Euch mit der Manschette sehen, werden sie sich ihren Teil denken«, widersprach Taramis. Rasch stellte er sich hin.
»Was hast du vor?«, keuchte Marnas.
»Ich schwalle ihnen entgegen. Pass du so lange auf den General auf.« Taramis stieß sich vom Rücken des Drachenwurms ab.
Im Weltenozean war die Schwerkraft aufgehoben. Der Äther bremste lediglich den Vorwärtsdrang von Körpern ab, die sich darin nicht aus eigener Kraft bewegen konnten. Daher sprang Taramis weit genug, um sich von seinem Mamogh gefahrlos einfangen zu lassen. Was für sie in der Vergangenheit ein übermütiges Spiel gewesen war, wurde nun zu tödlichem Ernst.
Sobald er im Nacken seiner Riesenschwallechse saß, brachte er sie auf Konfrontationskurs mit den kleineren Ätherschlangen. Die Dagonisier hatten inzwischen begriffen, dass er keine friedlichen Absichten hegte, und zielten mit ihren Armbrüsten auf sie. Der Nebelwächter beschwor die Zähe Zeit herauf und aus dem Ätherkampf wurde ein scheinbar gemächlicher Tanz.
Taramis schlug einen Haken und gaukelte den Gegnern im selben Moment drei weitere Mamoghreiter vor. Für sie musste es so aussehen, als seien die Angreifer hintereinander geschwallt. Die Schlangen glitten auseinander, um sich dem Feind zu stellen. Taramis lenkte Allon nach links, direkt auf die erste Schlangenechse zu, und ließ ihn jäh nach unten abtauchen. Ehe der andere Reiter reagieren konnte, stieg das Mamogh wieder nach oben und schlitzte der Schlange mit seinem Hornkamm den Bauch auf. Blut und Gedärme quollen aus der Wunde.
Sofort änderte er abermals den Kurs und attackierte den zweiten Drachenwurm, dessen Reiter von den Trugbildern getäuscht ihre Schüsse ins Leere lenkten. Erst als Allon mit großer Geschwindigkeit von der Seite auf das Tier zuschwallte, erkannten die Dagonisier die eigentliche Gefahr. Fünf Armbrüste zielten auf Taramis.
Er ballte seinen Willen und schleuderte ihn gegen die Fischköpfe. Wie Spreu wurden sie vom Rücken der Schlange geblasen. Die versuchte nach Allon zu schnappen, doch das Fliegende Schwert war schneller und enthauptete den Drachenwurm.
Die Dagonisier wirbelten unkontrolliert durch den Äther. Ohne ihre Tiere waren sie hilflos. Sie würden erst weit draußen zum Stillstand kommen und darauf hoffen müssen, von irgendjemandem aufgefischt zu werden. Vielleicht war es ein Fehler, die Soldaten am Leben zu lassen. Natsars Scherge Asor hatte Xydia und Lasia ohne triftigen Grund getötet. Taramis wollte sich nicht mit dem Mörder gleichmachen.
Er dirigierte sein Mamogh zur Ätherschlange des Generals zurück. Der Hüter von Jâr’en winkte ihm zu, während er den Platz hinter Natsar räumte. Taramis spürte, wie Marnas ihn an eine unsichtbare Leine nahm, stieß sich aus dem Sattel ab und ließ sich auf den Rücken des Drachenwurms hinüberziehen. Die Gefährten jubelten ihrem Helden zu.
»Schade, dass Ihr auf der falschen Seite kämpft«, sagte Natsar zur Begrüßung.
Taramis begegnete seinem Blick mit finsterer Miene. »An Eurem Zuspruch liegt mir nichts. Ich sehne den Tag herbei, an dem Blutvergießen kein Anlass mehr zur Freude ist, sondern nur noch eine schale Erinnerung.« Er deutete zur Insel. »Zwischen den Weingärten und dem Bergkamm habe ich einen Nadelwald gesehen. Lasst die Echse oberhalb davon landen, damit man uns vom Tal aus nicht sieht.«
»Wie Ihr befiehlt.« Der Antisch drehte sich um und zog an den Kiemenästen seines Drachenwurms.
Allon blieb auf Geheiß seines Herrn im Meer außerhalb von Debir zurück, als Arromog die Luftblase der Scholle durchstieß. Sanft landete der Koloss auf einem Wiesenstück am Waldrand. Oberhalb des
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