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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Moment hörte auch Taramis das leise Klappern der Rüstungen. Da näherte sich keine normale Patrouille im Gleichschritt, sondern eine Eliteeinheit auf der Jagd nach Widerständlern. Gehetzt sah er sich um.
    Schmale Gassen. Verrammelte Häuser. Nirgends war ein Versteck zu sehen.
    »Kauert euch nieder!«, zischte er.
    Marnas, Gabbar und Zur gingen sofort in die Hocke und drängten sich eng zusammen. Er beugte sich mit ausgebreiteten Armen über sie und erschuf mit dem Geist ein Trugbild.
    Schon bogen die fischköpfigen Krieger um die Ecke. Zurs ungemein feines Gehör hatte ihre Truppenstärke ziemlich genau bestimmt. Es waren ausnahmslos muskelbepackte Riesen vom Kaliber Gulloths. Sie bewegten sich erstaunlich leise. Die Antische setzten auf das Überraschungsmoment. Fast wäre ihre Strategie aufgegangen.
    Einige betrachteten angewidert die am Boden kauernden Zeridianer, richteten ihre Blicke aber gleich wieder nach vorn. Die Abteilung zog vorüber und verschwand kurz darauf hinter einer Häuserecke.
    Zur richtete sich auf. Seine Nasenspitze zuckte. »Netter Trick, Taramis. Was hast du ihnen vorgegaukelt?«
    »Den aufgedunsenen Kadaver eines Wasserbüffels.«
    »Wie schmeichelhaft.«
    »Der Anblick musste abstoßend sein.«
    Gabbar schnaubte. »Es hätte genügt, uns alle wie Kater Zur aussehen zu lassen.«
    »Vergeudet keine Zeit. Bald wird es dunkel«, mahnte Marnas.
    Taramis übernahm wieder die Führung. Es gelang ihm, weitere Zusammenstöße mit dagonisischen Patrouillen zu vermeiden. Im Stadtzentrum waren die Verwüstungen weniger schlimm. An manchen Stellen boten die mit Blumen geschmückten, ockergelben oder terrakottaroten Gebäude sogar einen überraschend friedlichen Anblick. Hier spielten Kinder auf der Straße und Händler priesen ihre Waren an. Die Gefährten deckten sich mit Proviant, Kleidung und allerlei Ausrüstungsgegenständen ein.
    Als das letzte Tageslicht schwand, nahmen sie Quartier im Goldenen Tropfen, einer einfachen, sauberen Herberge. Der Wirt, ein untersetzter Glatzkopf namens Barnas, überließ ihnen ein geräumiges Zimmer mit frisch gefüllten Strohmatratzen. Der kleine Mann hatte eine rot geäderte Knollennase und sah aus, als schätze er den erlesenen Wein der Insel mindestens ebenso wie seine Gäste.
    »Gibt es hier einen Ort, an dem sich Feuermenschen vergnügen?«, erkundigte sich Taramis.
    Die Augen des Wirts verengten sich. »Was habt Ihr mit dem Pack zu schaffen?«
    »Nichts, was Euch betrüben müsste. Sie sind nicht unsere Freunde.«
    Barnas zog den Kopf ein, und obwohl sich sonst niemand im Gästezimmer oder im Flur davor aufhielt, senkte er die Stimme. »Meine auch nicht. Gehört Ihr zu den Rebellen?«
    »Darüber darf ich nicht reden.«
    Er nickte verschwörerisch. »Hab schon verstanden. Bei mir ist Euer Geheimnis sicher. Selbst wenn die dagonisische Pest Debir verschont hätte, würde sie mich nicht kaltlassen.«
    »Ich fürchte, ich kann Euch nicht folgen.«
    Barnas grinste. »Vor mir braucht Ihr Euch nicht zu verstellen, Herr. Ein Gast hat mir vor ein paar Tagen erzählt, was jenseits unserer friedlichen Weinberge los ist. Die Dagonisier breiten sich wie eine Heuschreckenplage über ganz Berith aus. Er sagte, sie seien unbesiegbar, und das nicht nur wegen ihrer überlegenen Waffen. Ihre Kräfte sollen übermenschlich sein, vor allem ihre Geistesgaben. Sie hätten sogar gelernt, Luft zu atmen, weshalb sie nichts mehr daran hindern könne, die ganze Welt zu beherrschen. Ich hab’s nicht glauben wollen, bis sie vorgestern über uns hergefallen sind. Wer sich ihnen nicht ergeben hat, wurde getötet.«
    Ein kurzer Blickwechsel mit Marnas verriet Taramis, dass sein Meister ebenso dachte wie er. Während ihrer Gefangenschaft auf der Insel der Verdammten hatte sich die Situation in der Welt draußen dramatisch zugespitzt. Wir werden euch heimsuchen wie eine Plage, die deine schlimmsten Vorstellungen übertrifft . Gulloth hatte nicht geprahlt. Sein Fluch wurde gerade zur schrecklichen Wirklichkeit.
    »Der Ort, nach dem Ihr mich gefragt habt, ist übrigens ganz in der Nähe«, sagte Barnas unvermittelt.
    Taramis blinzelte. »Wie bitte?«
    Der Wirt deutete aus dem Fenster. »Zwei Gassen weiter in diese Richtung findet Ihr die Alte Kelter, den größten Gasthof der Stadt. Einige Kommandanten der Dagonisier haben sich dort einquartiert und gestern ihren Sieg gefeiert.«
    »War auch ein Mann ohne Fischgesicht dabei?«
    »Ihr meint den Verräter?«
    »Könnte sein. Was wisst Ihr

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