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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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und zu ihm und Zur hinüberdeutete. »Lass uns besser verschwinden. Es könnte gleich ungemütlich werden.«

Im Labyrinth der tausend Scherben
    P uk ist der beste Träger, den ich euch anbieten kann: stark, genügsam, zuverlässig und trittsicher. Wenn ihr ihn nicht mehr braucht, dann schickt ihn einfach zurück. Er findet von überall nach Hause.« Mit diesem Lobgesang pries Barnas nicht etwa einen treuen Knecht an, sondern seinen Packesel. Seine zeridianischen Gäste frühstückten gerade.
    Taramis hörte nur mit einem Ohr zu. Das dürftige Ergebnis ihres nächtlichen Streifzugs durch die Stadt drückte auf seine Stimmung. Asor war aus Peor gekommen – sonst hatten sie bei dem waghalsigen Herumlungern vor der Alten Kelter nichts herausgefunden. Vielleicht ließ sich mit etwas mehr Druck der General zum Reden bringen. Taramis zwang sich zu einem Lächeln.
    »Danke für Euer freundliches Angebot, Barnas. Wir nehmen es gerne an.« Sie konnten Kräfte und Zeit sparen, wenn der Esel Puk ihr schweres Gepäck ins Versteck oberhalb des Waldes schaffte. Es dämmerte bereits. Bei Sonnenaufgang wollten sie am Stadttor sein. »Ich hätte da noch eine Frage. Der Goldene Tropfen ist doch bestimmt ein Umschlagplatz für Neuigkeiten von sämtlichen Inseln des Weltenozeans, nicht wahr?«
    »Das ist richtig. Unser Wein wird in ganz Berith geschätzt. Deshalb haben wir oft Einkäufer aus aller Herren Länder hier.«
    »Auch aus Komana?«
    »Was für eine Frage! Natürlich liefern wir auch ins größte Inselreich. Es heißt, Lebesi lasse sich ausschließlich unsere Weine kredenzen, obwohl ihre Winzer ganz ordentlichen Rebensaft keltern.«
    »Ihr sprecht von der Regentin? Hat Dagonis sie noch nicht gestürzt?«
    »Lebesi?« Der Wirt lachte. »Die serviert man nicht so einfach ab. Manche nennen sie die Hexe von Peor, weil sie jede auch noch so verzweifelte Lage auf scheinbar magische Weise zu ihrem Vorteil verkehrt. Wisst Ihr, was sie machte, als ihr Gemahl starb und ihr Sohn noch zu jung für den Thron war? Sie hat kurzerhand alle umgebracht, die der Dynastie gefährlich werden könnten: sämtliche Mätressen des Königs, deren Kinder und viele hohe Beamte. Und da die Tradition keine Monarchin zulässt, hat sie sich als Regentin eingesetzt. Seitdem herrscht sie mit eiserner Hand über ihr ›Labyrinth der tausend Scherben‹, angeblich bis Prinz Og alt genug für die Königskrone ist.«
    »Dann ist ihr Reich also noch unabhängig?«
    »Nicht ganz. Es heißt, General Natsar habe ihr einen Höflichkeitsbesuch abgestattet. Bei der Gelegenheit fragte er sie, in welcher Rolle sie sich besser gefalle, als Kopf auf einem Silbertablett oder als tributpflichtige Vasallin von Dagonis. Sie soll sich für Möglichkeit Nummer zwei entschieden haben. So hat die Hexe wieder mal ihren Hals gerettet.«
    »Gehören zu den Tributzahlungen Komanas auch Truppen?«, erkundigte sich Marnas.
    Der Wirt zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Würde mich wundern, wenn es nicht so wäre. So pflegen doch alle Eroberer ihre Armeen zu verstärken.«
    »Und wie steht es mit Ratgebern? Oder Personen mit besonderen Fähigkeiten?«, hakte Taramis nach.
    »Täusche ich mich, oder denkt Ihr dabei an jemand Bestimmten?«
    »Mir schwebt da ein Mann vor, der in der Lage wäre, Euren gesamten Stadtrat hinters Licht zu führen. Der sich die Schlüssel zu den Toren verschafft und Debir einem gnadenlosen Feind ausliefert. Und der nicht zögert, die geachtetsten Männer des Reiches zu ermorden.«
    »Dachte ich mir. Ich wünschte, ich könnte Euch weiterhelfen.« Barnas versank in tiefes Grübeln.
    »Worüber denkt Ihr nach?«
    »Mir ist gerade eingefallen, dass Silenor, der Vorsitzende unseres Stadtrates, mal von einem Freund aus Peor gesprochen hat. Einem Fürsten, der an Lebesis Hof ein hohes Amt bekleidet.«
    »Ihr meint, er könnte der Verräter sein?«
    »Oder jemand, der sich als Fürst Enak ausgegeben hat.«
    »Enak? Den Namen habe ich nie gehört.«
    »Ich aber«, sagte Marnas. »Wir haben Seite an Seite gegen die kesalonischen Reiterstämme gekämpft. Er ist ein Krieger, wie er im Buche steht, und genießt einen makellosen Ruf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein Verräter ist.«
    »Dann ahne ich, was mit ihm geschehen ist«, murmelte Taramis. Als er den fragenden Blick des Wirtes bemerkte, straffte er die Schultern und lächelte. »Ich danke Euch für alles, Barnas. Wir müssen jetzt aufbrechen. Euren Puk schicken wir Euch so schnell wie möglich

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