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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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junge Bauer mit dem Stab bedeutete seinen Begleitern, sich zu beeilen. Er selbst blieb stehen und verneigte sich ein weiteres Mal. Sein Blick lag auf der Faust, in die Tuth den Goldpim eingeschlossen hatte.
    »Ist noch was?«, fragte der.
    »Nein«, erwiderte der Lurch lächelnd. »Ich danke Euch, Herr.«
    Kaum waren die vier Zeridianer in der Seitengasse verschwunden, drehte sich Taramis um, ging in die Hocke und spähte um die Ecke zum Stadttor zurück. Der Wachhabende redete immer noch auf seinen verletzten Kameraden ein.
    »Ich muss wissen, worüber die Fischköpfe sprechen«, flüsterte Taramis.
    Zur stand mit dem Rücken zur Hauswand und schloss die Augen. Sein Geist vermochte selbst da zu lauschen, wo gewöhnliche Ohren längst nichts mehr hörten.
    »Sprechen sie über Asor?«, drängte Taramis.
    »Nein. Es geht um das ausgerenkte Glied. Der verletzte Posten – er heißt Kibbith – beschuldigt immer noch uns, ihm das angetan zu haben.«
    »Der Finger ist nicht ausgekugelt, sondern gebrochen«, betonte Gabbar, als lege er besonderen Wert auf diese Richtigstellung.
    »Ich hätte dich für besonnener gehalten«, sagte Marnas. Er klang eher belustigt als tadelnd.
    »Meinst du, ich lasse zu, dass ein Fischkopf dem Hüter von Jâr’en einen Dreizack in den Leib rennt?«
    »Eher hätte er sich selbst aufgespießt.«
    Der Hüne zuckte die Achseln. »Sicher ist sicher.«
    »Worüber reden die Wachen jetzt?«, erkundigte sich Taramis ungeduldig bei dem Lauscher.
    »›Ich wüsste zu gerne, woher die Weinbauern Asor kennen‹«, murmelte Zur wie in Trance. Er gab direkt wieder, was sein mentaler Hörsinn auffing. »Der andere Fischkopf sagt: ›Natsar hat uns zum Schweigen verdonnert. Vielleicht ist es besser, es nicht zu wissen …‹« Er verstummte und lauschte noch angestrengter.
    »Was hörst du?«, drängte Taramis.
    »Der Wachhabende will das Tor schließen und dann den Finger seines Kameraden versorgen lassen. Er tröstet ihn mit dem halben Goldpim, den sie uns abgenommen haben.«
    »Und Asor?«
    »Mit dem Thema sind sie durch.«
    Taramis stampfte zornig mit dem Stab auf.
    »Hab Geduld«, sagte Marnas ruhig. »Immerhin wissen wir jetzt, dass der Verräter von Jâr’en auch hier kein Unbekannter ist. Früher oder später werden wir auf seine Spur stoßen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, seufzte Taramis. »Lasst uns Vorräte kaufen, ehe die Händler ihre Läden schließen. Vielleicht schnappen wir irgendwo etwas über diesen Asor auf.«
    Die Begegnung mit den Torwachen hatte den zeridianischen Kundschaftern gezeigt, auf welch gefährlichem Terrain sie sich bewegten. Schon das Misstrauen eines einzigen Antischs konnte sie in eine lebensbedrohliche Situation bringen. Taramis setzte alles daran, sich und seine Gefährten unsichtbar zu machen, während sie in das Gassengewirr von Debir eindrangen.
    So furchterregend der Anblick einer Armee fischköpfiger Krieger auch sein musste, hatten sich einige Bewohner der Stadt offenbar mutig Natsars Truppen entgegengestellt. An vielen Stellen waren noch die Spuren heftiger Kämpfe zu sehen.
    Leichen lagen auf den Straßen, umlagert von Aasfressern unterschiedlichster Art. Manche der Toten waren förmlich gespickt mit Armbrustbolzen. Andere hatten die Antische offenbar mit ihren geistigen Waffen niedergestreckt, indem sie ihnen die Gliedmaßen verrenkt, die Leiber aufgerissen, sie in Brand gesteckt oder sie auf andere bestialische Weise umgebracht hatten. Jetzt scheuchten die Dagonisier Räumkommandos durch die Viertel, um die Toten auf Karren zu laden und fortzuschaffen. Die Leichensammler hatten ihr trauriges Werk noch lange nicht beendet.
    Immer wieder kamen Taramis und seine Gefährten an rauchgeschwärzten Häuserzeilen vorbei. Vereinzelt begegneten sie sogar noch Feuerknechten, die mit ihren langen Haken, mit Decken und Wassereimern letzte Brandnester bekämpften. Die Männer mussten in den vergangenen Stunden Übermenschliches geleistet haben, denn wegen der engen Gassen genügte oft ein einziger Brand, um eine ganze Stadt einzuäschern. Wenigstens dieses Schicksal war Debir erspart geblieben.
    Auf dem Weg ins Stadtzentrum ließ Taramis die gleiche Vorsicht walten, die er zuvor im Wald an den Tag gelegt hatte. Mehrere Male konnte er einen Zusammenstoß mit den scheinbar allgegenwärtigen Besatzern vermeiden. Plötzlich schlug Zur Alarm. Er deutete auf eine Einmündung zur Rechten und zischte: »Da kommt ein Trupp, ungefähr zwei Dutzend Mann.«
    Im nächsten

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