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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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einprägen. »Wie lange hältst du noch durch?«
    »Wie lange kannst du sie denn belauschen?«
    »Die ganze Nacht, wenn es sein muss.«
    »Eher mache ich auch nicht schlapp.« Ein heftiger Stoß in den Rücken ließ Taramis jäh nach vorne stolpern. Fast fiel er der Länge nach hin.
    »Kannst du nicht aufpassen?«, blaffte jemand hinter ihm.
    Die gereizte Stimme kam Taramis bekannt vor. Er drehte sich zu dem Rüpel um und erkannte erschrocken den Torwächter, der sie so beharrlich des Diebstahls bezichtigt hatte. An der rechten Hand trug der Antisch einen Verband. Der gebrochene Finger war fachkundig geschient. Tuth, der andere Posten, befand sich an der Seite des Griesgrams und klopfte ihm lachend auf die Schulter.
    »Lass deine schlechte Laune nicht an dem Kameraden aus, Kibbith. Er kann nichts dafür, wenn du dir aus lauter Ungeschicklichkeit den Finger brichst.«
    »Ich und ungeschickt?«, japste der Bandagierte. »Diese Bauern haben mich …«
    Der Rest des Protestes ging im Lärm des Platzes unter, weil Taramis sich – nicht ganz freiwillig – von den beiden Torwächtern wegbewegte. Zur hatte ihn kurzerhand am Arm gepackt und aus der Gefahrenzone geschleppt. »Hattest du nicht gerade gesagt, ich soll Zusammenstöße mit den Fischköpfen meiden?«, beklagte er sich.
    »Du musst an ihnen dranbleiben«, flüsterte Taramis aufgeregt.
    »Bis jetzt habe ich nur die üblichen Aufschneidereien von Soldaten gehört. Wir sollten lieber hier verschwinden. Es ist zu gefährlich.«
    »Ich will aber wissen, worüber die Torposten sprechen.«
    »Das hat schon vorhin nichts gebracht und …«
    »Ich sehe das ein bisschen anders. Asors Name hat diesem Kibbith und seinem Kumpan einen gehörigen Schrecken eingejagt. Bestimmt werden sie sich jetzt betrinken und über den Tag reden.«
    Zur stöhnte. Missmutig deutete er zum Eingang des Gasthofes. »Sie gehen gerade in die Kelter.«
    »Häng dich an sie dran. Tu mir bitte den Gefallen. Sollte ich mich in ihnen täuschen, kehren wir unverzüglich in den Goldenen Tropfen zurück.«
    »Versprochen?«
    Taramis nickte ungeduldig und zeigte zum Gasthaus. »Dort spielt die Musik, Kater Zur. Worüber reden sie?«
    Der Lauscher wiederholte wortgetreu, was seine mentalen Ohren hörten. Um nicht aufzufallen, wankten er und Taramis dabei wie zwei redselige Waffenbrüder Arm in Arm um den Brunnen herum. Häufig schlugen sie Haken, um weitere Zusammenstöße mit den Fischköpfen zu vermeiden.
    Zunächst schien es, als sei die riskante Lauschaktion tatsächlich vergebliche Liebesmüh. Während die Torwächter den erbeuteten Goldpim verflüssigten, beschränkte sich ihre Unterhaltung auf Oberflächlichkeiten. Tuth zog den Kameraden mit seiner angeblichen Tollpatschigkeit auf, und Kibbith beklagte sich über den herzlosen Spott.
    »›Das hätte leicht ins Auge gehen können‹«, murmelte Zur. Einen Moment lang wusste Taramis nicht, ob sein Freund noch die Worte der Feuermenschen wiedergab oder sich auf den letzten Beinahezusammenstoß mit einem riesigen Antisch bezog.
    »›Du meinst, als die Bauern Asor erwähnten?‹«, wiederholte der Lauscher, was im Gasthof gerade Tuth geflüstert hatte.
    »›Ja. Hast du dir mal überlegt, was passiert wäre, wenn uns jemand gehört hätte?‹«
    »›Du spinnst, Kibbith. Nicht alle unsere Kameraden sind Denunzianten.‹«
    »›Es genügt einer, der uns beim Hauptmann anschwärzt.‹«
    »›Niemand hat uns belauscht. Außerdem ist nichts gesagt worden, das uns schaden könnte. Sieht man einmal vom aufgeregten Gestammel des kleinen Feiglings Kibbith ab, als Asors Name fiel …‹«
    »›Da bist sogar du blass geworden.‹ – Sie lachen«, fügte Zur hinzu. Nach einer Pause, die vermutlich dem Wein geschuldet war, sprach wieder Tuth.
    »›Lassen wir uns nicht den Abend von einem Ungestreiften aus Peor verderben. Da gibt es angenehmere Themen. Wie geht es deinem Finger?‹«
    »Hat er gerade Peor gesagt?«, fiel Taramis seinem Freund ins Wort. Aus den Augenwinkeln beobachtete er einen riesigen Antisch, der sie seit einiger Zeit mit argwöhnischen Blicken verfolgte.
    »Nein. Abbar-Zaraghas.«
    »Was?«
    Zurs Nasenspitze zuckte verschmitzt. »Das war ein Scherz, Taramis. Tuth sprach klar und deutlich den Namen der Hauptstadt von Komana aus. Asor stammt aus Peor.«
    »Zumindest führt die Spur dorthin. Worüber reden die Torwächter jetzt?«
    »Immer noch über gebrochene Gliedmaßen.«
    Taramis sah, dass der riesige Dagonisier mit einem Kameraden sprach

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