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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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zurückgelassen, um die Scholle zu sichern. Gegebenenfalls sieht es hier ähnlich aus. Würde mich nicht wundern, wenn wir in der Stadt auf eine größere Anzahl Soldaten treffen.«
    »Besser, wir betreten sie unbewaffnet, um keinen Verdacht zu erregen«, pflichtete ihm Taramis bei. »Ich nehme nur den Stab mit.«
    »Sollte uns jemand nach unseren Absichten fragen, dann kommen wir vom anderen Ende der Insel, um Kleidung, Ausrüstung und Proviant zu kaufen«, schlug Zur vor. Er war ein Schlitzohr, das sich auf Täuschungen jeder Art verstand.
    »Und Informationen! Haltet Augen und Ohren offen. Das gilt vor allem für dich, Zur, unseren Lauscher. Mein Gefühl sagt mir, dass Asor unter den Verbündeten von Dagonis eine besondere Rolle spielt. Vielleicht kennt ihn irgendjemand hier. Ich will wissen, wo wir Xydias Mörder finden.«
    Der katzenhafte Zeridianer nickte. »Aber mir fliegen heimliche Worte nicht einfach so zu. Ich muss die Sprecher sehen oder zumindest ihren genauen Aufenthaltsort kennen, um meinen Sinn auf sie zu richten.«
    »Das ist bei fast jeder Gabe so. Sei nur achtsam. Dazu habe ich dich mitgenommen.«
    »Versteife dich nicht zu sehr auf deine Rache«, mahnte Marnas.
    »Ich will Gerechtigkeit «, betonte Taramis gereizt. »Außerdem ist anzunehmen, dass Asor und Purgor ein und dieselbe Person sind. Der falsche Pilger hatte in Beth Gao mit dem König der Kirries um Eli und Shúria gestritten. Möglicherweise kann Xydias Mörder uns sagen, wo wir den Hohepriester und seine Tochter finden.«
    Der Hüter deutete nach rechts zu einer Gerätehütte, die ein Stück abseits des Weges zwischen den Reben stand. »Wir verlassen gleich die Deckung der Weinstöcke. Lasst uns die Waffen dort verstecken.«
    Schweren Herzens legte Taramis sein Schwert Malmath und den Schild Schélet ab. Um ihre Kiemenspalten zu bedecken, öffneten die Zeridianer außerdem ihre Zöpfe. Andere typische Merkmale der Atollbewohner – ihren hohen Wuchs, die ausgeprägten Wangenknochen und die leicht mandelförmigen Augen – konnten sie dagegen nicht verhehlen.
    »Vielleicht sollte ich unser Aussehen verändern, so wie im Turm von Zin«, schlug Taramis vor.
    »Das würde dich viel Kraft kosten«, gab Marnas zu bedenken. »Kraft, die du später noch brauchen magst.«
    »Für einen Fischkopf sehen ohnehin alle Ungestreiften gleich aus«, brummte Gabbar.
    Taramis seufzte. »Hoffentlich irrst du dich da nicht.«

Debir
    D ie Sonne war zu einem blutroten, konturlosen Fleck am Himmel aufgequollen, als von der Mauerzinne das Abendhorn erscholl. »Zeit, das Tor zu schließen«, sagte Tuth zu seinem Waffenbruder auf der anderen Seite des Durchgangs. Der Wachhabende sehnte sich nach baldiger Ablösung.
    »Mir liegt die schwüle Luft wie ein Fels auf der Brust«, klagte drüben Kibbith und löste sein Schnupfdöschen vom Waffengurt.
    Tuth folgte dem Beispiel des Kameraden und streute sich zwei kleine Häuflein Neschamah auf den Handrücken. Genüsslich zog er sich das türkisfarbene Pulver in die Nasenlöcher.
    In diesem Moment bemerkte er das armselige Häuflein: vier Landleute, hochgewachsen, langhaarig, schmutzig vom Scheitel bis zur Sohle. Sie näherten sich dem Stadttor. Ihre Gewänder waren teilweise zerrissen. Einer stützte sich auf einen langen Stab, der in Leder gehüllt war. Die Gestalten verschwammen vor Tuths Augen, als das wohlige Brennen einsetzte, das mit jedem Schnupfen des Odempulvers einherging.
    »Halt! Wer seid ihr? Was wollt ihr?«, rief er und streckte den Ungestreiften die dreizackige Lanze entgegen. Kibbith, der Kamerad auf der anderen Seite des Tores, folgte seinem Beispiel.
    Der mit dem Stab war von den vieren der Jüngste. Er verneigte sich und hielt ehrerbietig den Blick gesenkt. »Mein Vater, unsere Knechte und ich kommen vom äußersten Rand der Scholle, Herr. Wir wollen in der Stadt Vorräte kaufen.«
    »Die Sonne ist schon verblasst.«
    »Was für ein Glück, dass wir nicht zu spät gekommen sind!«
    »Wir schließen gerade das Stadttor.«
    Die Ungestreiften blickten verwirrt zu den hölzernen Türflügeln, die noch weit offen standen.
    Tuth schwellte die Brust. Er witterte eine Gelegenheit, den kärglichen Sold aufzubessern. »Nach dem Abendhorn darf keiner mehr rein oder raus.«
    »Bitte verzeiht uns die Verspätung, Herr«, sagte der Wortführer. »Wir haben einen weiten Weg hinter uns. Einen sehr weiten sogar. Es war uns unmöglich, früher hier zu sein.«
    »Übernachtet draußen. Nach Einbruch der Dunkelheit

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